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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Sprechmuschel. »Ich bin ziemlich beschäftigt«, sagte er.
    »Das ist gerade für dich angekommen.«
    Eleanor reichte ihm den Umschlag. Lenny hätte ihn fast achtlos beiseite gelegt. Dann sah Eleanor, wie er den Absender entdeckte. Er drehte ihn um. Dann noch einmal.
    Als Absender stand da einfach: Von einem Freund von Stacy Seidman.
    Lenny legte den Hörer aus der Hand und riss den Umschlag auf.

    Ich glaube nicht, dass Dina Levinsky überrascht war, mich zu sehen.
    Sie ließ mich wortlos herein. Die Wände waren von ihren Bildern bedeckt, von denen viele in unterschiedlichsten Winkeln schräg hingen. Die Wirkung war Schwindel erregend und verlieh der ganzen Wohnung etwas Salvador-Dalí-artiges. Wir setzten uns in die Küche. Dina bot an, Tee zu kochen. Ich lehnte ab. Sie
legte die Hände auf den Tisch. Ihre Fingernägel waren bis zur Nagelhaut abgekaut. Hatten sie auch schon so ausgesehen, als Dina bei mir gewesen war? Sie wirkte anders, irgendwie trauriger. Ihr Haar war glatter, ihr Blick niedergeschlagen. Es war fast, als hätte sie sich in das Mitleid erregende Mädchen zurückverwandelt, das ich aus der Grundschule kannte.
    »Hast du die Fotos gefunden?«, fragte sie.
    »Ja.«
    Dina schloss die Augen. »Ich hätte dich nicht auf sie aufmerksam machen dürfen.«
    »Warum hast du es dann getan?«
    »Ich habe dich damals belogen.«
    Ich nickte.
    »Ich bin nicht verheiratet. Ich habe keine Freude am Sex. Und ich habe Schwierigkeiten, mich auf Beziehungen einzulassen.« Sie zuckte die Achseln. »Ich habe sogar Probleme damit, die Wahrheit zu sagen.«
    Dina versuchte zu lächeln. Ich versuchte, ihr Lächeln zu erwidern.
    »In der Therapie hat man uns beigebracht, dass wir uns unseren Ängsten stellen müssen. Das geht nur, wenn man die Wahrheit an sich heranlässt, so weh sie auch tun mag. Aber eigentlich kannte ich die Wahrheit gar nicht, als ich bei dir war. Deswegen habe ich dich belogen.«
    »Du bist schon mal im Haus gewesen, bevor wir uns an dem Abend begegnet sind, nicht wahr?«
    Sie nickte.
    »Und dabei hast du Monica kennen gelernt.«
    »Ja.«
    Ich fragte weiter. »Ihr habt euch angefreundet.«
    »Wir hatten was gemeinsam.«
    »Und was?«

    Dina blickte zu mir auf und ich sah den Schmerz in ihren Augen.
    »Missbrauch?«, fragte ich.
    Sie nickte.
    »Hat Edgar sie sexuell missbraucht?«
    »Nein, nicht Edgar. Ihre Mutter. Und nicht sexuell. Eher physisch und emotional. Die Frau muss sehr krank gewesen sein. Das hast du doch sicher gewusst, oder?«
    »Ich glaube schon«, sagte ich.
    »Monica brauchte Hilfe.«
    »Also hast du sie zu deinem Therapeuten mitgenommen.«
    »Ich hab’s versucht. Ich habe bei Dr. Radio einen Termin für sie vereinbart. Aber es hat nicht geklappt.«
    »Weshalb nicht?«
    »Monica wollte nicht, sie hat einfach nicht an Therapien geglaubt. Sie dachte, sie könnte ihre Probleme am besten alleine lösen.«
    Ich nickte. Das kam mir bekannt vor. »Als du bei mir warst«, sagte ich, »hast du gefragt, ob ich Monica geliebt habe.«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Sie hat gedacht, du liebst sie nicht.« Dina steckte einen Finger in den Mund und suchte nach einem Stück Nagel, das sie abkauen konnte. Sie fand keins. »Natürlich hat sie geglaubt, dass sie deiner Liebe nicht würdig wäre. Genau wie ich. Trotzdem gab es einen Unterschied.«
    »Welchen?«
    »Monica hat gedacht, es gäbe jemanden, der sie ewig lieben würde.«
    Die Antwort kannte ich. »Tara.«
    »Ja. Sie hatte dir eine Falle gestellt, Marc. Das ist dir wohl inzwischen auch klar. Es war kein Unfall. Sie wollte schwanger werden.«

    Leider überraschte mich das nicht. Wieder versuchte ich, wie bei einer Operation die Einzelteile zusammenzusetzen. »Monica dachte also, dass ich sie nicht mehr liebe. Sie fürchtete, ich könnte mich scheiden lassen. Sie hat sich Sorgen gemacht. Sie hat nachts geweint.« Ich schwieg einen Moment. Ich sagte das nicht nur für Dina, sondern auch für mich. Ich wollte den Gedanken nicht weiterverfolgen, aber ich konnte nicht anders. »Sie ist angespannt und labil. Und dann hört sie Rachels Nachricht auf dem Anrufbeantworter.«
    »Ist Rachel deine Ex-Freundin?«
    »Ja.«
    »Du hattest ein Bild von ihr in der Schreibtischschublade. Das wusste Monica. Du hattest noch andere Andenken an sie.«
    Ich schloss die Augen, weil mir die Steely-Dan-CD in Monicas Auto wieder einfiel. College-Musik. Musik, die ich mit Rachel zusammen gehört hatte. Ich sagte: »Also hat sie einen Privatdetektiv beauftragt, um herauszufinden,

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