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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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geworden? Nein, erkannte er, sie war einfach nur mutig. Schließlich wusste sie nicht, dass er hier oben versteckt war. Sie konnte nicht einfach dasitzen und Marc in den Hinterhalt laufen lassen. Das war nicht ihre Art.
    »Hinsetzen.«

    Die Stimme der Frau. Das freche Ding namens Lydia. Sie hob ihre Pistole. Verne geriet in Panik. Er war noch nicht in Position. Er hatte noch kein freies Schussfeld. Aber Lydia drückte nicht ab. Verne sah verblüfft zu, wie Rachel losrannte und durchs Fenster sprang.
    So viel zum Thema Ablenkung.
    Jetzt setzte sich Verne in Bewegung. Er hatte so oft gehört, dass die Zeit in Momenten äußerster Gewalt stehen bleibt, dass Sekunden sich extrem hinziehen, so dass man alles ganz groß und deutlich vor sich sieht. In Wirklichkeit war das totaler Quatsch. Wenn man zurückblickte, wenn man sich die Situation hinterher in Ruhe durch den Kopf gehen ließ, hatte man den Eindruck, dass es langsam gegangen war. Aber in der Hitze des Gefechts, als er und drei seiner Kumpel in eine Schießerei mit ein paar von Saddams so genannten Elite-Soldaten geraten waren, da raste die Zeit nur so dahin. Und so war es auch jetzt.
    Verne wirbelte um die Ecke. »Waffen fallen lassen!«
    Der große Mann zielte durch das Fenster, aus dem Rachel sich gerade gestürzt hatte. Für eine zweite Warnung war keine Zeit. Verne drückte zwei Mal ab. Heshy stürzte zu Boden. Lydia schrie auf. Verne tauchte ab und rollte hinter die Couch. Lydia schrie noch einmal.
    »Heshy!«
    Verne spähte hinter der Couch hervor und erwartete, dass Lydia ihre Pistole auf ihn gerichtet hätte. Doch das war nicht der Fall. Sie ließ die Waffe fallen. Lydia hörte nicht auf zu schreien, sie fiel auf die Knie und nahm Heshys Kopf sanft in die Arme.
    »Nein! Bitte stirb nicht! Bitte, Heshy, bitte lass mich nicht allein!«
    Verne kickte ihre Pistole auf die andere Seite des Zimmers. Seine eigene hatte er weiter auf Lydia gerichtet.

    Ihre Stimme klang jetzt tief, sanft und mütterlich. »Bitte, Heshy. Bitte stirb nicht. Oh Gott, bitte verlass mich nicht.«
    Heshy sagte: »Ich verlass dich nicht. Niemals.«
    Lydia sah Verne mit flehendem Blick an. Er brauchte den Notruf nicht zu wählen. Er hörte die Sirenen schon. Heshy griff nach Lydias Hand. »Du weißt, was du tun musst«, sagte er.
    »Nein«, widersprach sie mit dünner Stimme.
    »Lydia, wir haben Pläne dafür gemacht.«
    »Du wirst nicht sterben.«
    Heshy schloss die Augen. Sein Atem ging schwer.
    »Die Welt wird dich für ein Monster halten«, sagte sie.
    »Mich interessiert nur, was du von mir hältst. Versprich es mir, Lydia.«
    »Du schaffst es.«
    »Versprich’s mir.«
    Lydia schüttelte den Kopf. Ihr Gesicht war tränenüberströmt. »Ich kann nicht.«
    »Doch, das kannst du.« Heshy lächelte noch ein letztes Mal. »Du weißt doch, dass du eine große Schauspielerin bist.«
    »Ich liebe dich«, sagte sie.
    Aber seine Augen fielen zu. Lydia schluchzte weiter und flehte ihn an, sie nicht zu verlassen. Die Sirenen kamen näher. Verne trat zurück. Die Polizisten kamen herein. Als sie das Zimmer betraten, bildeten sie einen Kreis um sie herum. Plötzlich hob Lydia den Kopf von Heshys Brust.
    »Gott sei Dank«, sagte sie zu ihnen – und wieder fingen die Tränen an zu fließen. »Mein Albtraum hat endlich ein Ende.«

    Rachel wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Ich wollte mit, doch die Polizei hatte da andere Vorstellungen. Ich rief Zia an und bat sie, nach Rachel zu sehen.

    Die Polizei verhörte uns stundenlang. Erst befragten sie Verne, Katarina und mich einzeln, dann noch einmal gemeinsam. Anscheinend glaubten sie uns. Lenny war auch dabei. Bis Regan und Tickner eintrafen, dauerte es eine Weile. Nach Lennys Anruf hatten sie sich um Bacards Akten gekümmert.
    Regan übernahm die Gesprächsführung. »War ein langer Tag, was, Marc?«
    Ich saß ihm gegenüber. »Sehe ich aus, als hätte ich Lust zu plaudern, Detective?«
    »Die Frau nennt sich Lydia Davis. Ihr richtiger Name ist Larissa Dane.«
    Ich verzog das Gesicht. »Wieso kommt mir der Name bekannt vor?«
    »Sie war ein Kinderstar.«
    »Trixie«, erinnerte ich mich. »Aus Family Laughs .«
    »Ja, das ist sie. Sagt sie zumindest. Egal, sie behauptet jedenfalls, dieser Mann – wir kennen ihn nur als Heshy – hätte sie eingesperrt und missbraucht. Er hätte sie zum Mitmachen gezwungen. Ihr Freund Verne hält das für Schwindel. Spielt jetzt aber eigentlich auch keine Rolle. Sie behauptet, sie weiß nichts von Ihrer

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