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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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ob ich eine Affäre habe. Und der hat die Fotos gemacht.«
    Dina nickte.
    »Jetzt hat sie also den Beweis. Ich verlasse sie für eine andere Frau. Ich werde behaupten, dass sie psychisch instabil ist. Ich werde sagen, dass sie als Mutter ungeeignet ist. Ich bin ein angesehener Arzt, und Rachel hat Verbindungen zu Gerichten und Polizei. Wir kriegen das Sorgerecht für das Einzige, was Monica wirklich wichtig ist. Tara.«
    Dina stand auf. Sie wusch in der Spüle ein Glas aus und füllte es mit Leitungswasser. Wieder dachte ich darüber nach, was an jenem Morgen geschehen war. Warum hatte ich nicht gehört, wie das Fenster eingeschlagen wurde? Warum hatte ich die Klingel nicht gehört? Warum hatte ich den Eindringling nicht bemerkt?
    Ganz einfach. Weil es keinen Eindringling gegeben hatte.

    Tränen schossen mir in die Augen. »Und was hat sie dann getan, Dina?«
    »Das weißt du doch, Marc.«
    Ich kniff die Augen zu.
    »Ich habe nicht geglaubt, dass sie es wirklich tun würde«, sagte Dina. »Ich dachte, sie müsste sich nur abreagieren, weißt du? Monica war so niedergeschlagen. Als sie mich gefragt hat, ob ich weiß, wie man an eine Pistole kommt, habe ich geglaubt, sie will sich umbringen. Ich hätte nie gedacht …«
    »Dass sie auf mich schießt?«
    Plötzlich war es drückend heiß im Zimmer. Erschöpfung übermannte mich. Ich war so erschöpft, dass ich nicht einmal mehr weinen konnte. Aber ich hatte noch weitere Fragen. »Du hast gesagt, sie hat dich gefragt, wie man an eine Pistole kommt?«
    Dina wischte sich die Augen und nickte.
    »Hast du es ihr gesagt?«
    »Nein. Ich weiß es ja selbst nicht. Sie meinte, du hättest eine im Haus, aber sie wollte eine, die man nicht zurückverfolgen kann. Also hat sie ihre einzige Bekannte, die entsprechend zwielichtige Kontakte hatte, um Hilfe gebeten.«
    Jetzt begriff ich. »Meine Schwester.«
    »Ja.«
    »Hat Stacy ihr eine Waffe besorgt?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »An dem Morgen, an dem es passiert ist, war Stacy bei mir zu Besuch. Weißt du, Monica und ich hatten geplant, zusammen zu Stacy zu gehen. Wahrscheinlich hat Monica meinen Namen erwähnt, als sie mit ihr gesprochen hat. Stacy ist dann zu mir gekommen und hat gefragt, wozu Monica eine Pistole braucht. Ich hab’s ihr nicht gesagt, weil, na ja, ich war ja nicht sicher. Stacy ist dann rausgerannt. Ich bin in Panik geraten. Ich wollte Dr. Radio
fragen, was ich tun soll, hatte aber schon am Nachmittag den nächsten Termin. Ich hab gedacht, bis dahin hat es noch Zeit.«
    »Und dann?«
    »Ich weiß immer noch nicht, was passiert ist, Marc. Das ist die Wahrheit. Aber ich weiß, dass Monica auf dich geschossen hat.«
    »Woher?«
    »Ich hab Angst gekriegt. Also hab ich bei euch angerufen. Monica war am Apparat. Sie hat geweint. Sie hat gesagt, dass du tot bist. Sie hat immer wieder gesagt: Was hab ich nur getan? Was hab ich nur getan? Dann hat sie plötzlich aufgelegt. Ich hab gleich noch mal angerufen. Aber da ist niemand rangegangen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Und dann war es auch schon in den Fernsehnachrichten. Als sie erzählt haben, dass deine Tochter vermisst wird … das hab ich nicht verstanden. Ich dachte, die finden sie sofort. Aber sie haben sie nicht gefunden. Und ich hab auch nichts von diesen Fotos gehört. Ich hab gehofft, ich weiß nicht, ich hab gehofft, wenn ich dich auf die Bilder stoße, bringt das vielleicht ein bisschen Licht in das, was damals wirklich passiert ist. Nicht so sehr euretwegen. Sondern wegen eurer Tochter.«
    »Warum hast du so lange damit gewartet?«
    Sie schloss einen Moment die Augen. Es sah aus, als betete sie. »Ich habe eine schwere Zeit durchgemacht, Marc. Zwei Wochen nach dem Überfall bin ich mit einem Nervenzusammenbruch ins Krankenhaus gekommen. Ich war so weggetreten, dass ich das alles einfach vergessen habe. Vielleicht wollte ich es auch vergessen, ich weiß es nicht.«
    Mein Handy klingelte. Es war Lenny. Ich meldete mich.
    »Wo bist du?«, fragte er.
    »Bei Dina Levinsky.«
    »Komm zum Newark Airport. Terminal C. Sofort.«
    »Was ist los?«

    »Ich glaube …«, sagte Lenny, dann brach er ab und holte erst einmal tief Luft. »Vielleicht weiß ich, wo wir Tara finden.«

44
    Als ich an Terminal C ankam, stand Lenny schon am Abfertigungsschalter von Continental. Es war sechs Uhr abends. Der Flugplatz war voller erschöpfter Werktätiger. Lenny reichte mir eine anonyme Notiz, die in seinem Büro abgegeben worden war. Sie

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