Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich...
seinen Weg meist bis zwischen 15:00 und 18:00
Uhr. Nach der Ankunft in der Herberge lässt man sich den Pilgerpass abstempeln
und bezahlt. Spätestens nach dem organisatorischen Teil zieht man die Schuhe
aus. Danach wird erst einmal der Schlafsack ausgebreitet, gewaschen, geduscht
und Informationen für das Abendessen, bzw. Frühstück gesammelt. Wenn noch Zeit
bleibt legt man die Beine hoch, liest, unterhält sich mit anderen Pilgern über
das Erlebte oder – wie noch nicht geschehen – erkundet die Stadt. Doch für
großartige Besichtigungen waren die Dörfer bisher zu klein. Geschlafen wird ab
21:30 Uhr, normalerweise spätestens um kurz nach 22:00 Uhr. Teilweise liegen
die Leute auch schon um 20:00 Uhr im Bett und sind längst im Land der Träume.
Und irgendwo mittendrin versuche ich noch genügend Zeit für mein persönliches
Tagebuch zu finden.
17.05.: Obanos – Villatuerta (22km)
Heute morgen geht es früh los. Die Beine tun weh, die Füße
auch. Antje ist guter Dinge, hat keine Blasen, nur Muskelschmerzen und ist
daher davon überzeugt doch bis Estella zu gehen. Ich habe mehrmals erwähnt,
dass ich es ruhig angehen möchte. So wundert es nicht, dass wir heute einen
komplett unterschiedlichen Takt an den Tag legen. So wird das nix. Nach dem
gemeinsamen Frühstück mit Willi und Jan und ein paar Kilometern des Versuchs,
gemeinsam zu wandern, trenne ich mich. Ich fühle mich unter Druck gesetzt, das
Tempo zu halten, komme nicht in den Rhythmus.
Als ich wieder alleine gehe, fällt es nach kurzer Zeit
wieder ein bisschen leichter, auch wenn die Schmerzen durch die Druckstellen
nicht wirklich weniger werden. Ich habe beschlossen, einen kurzen Trip zu
machen, um mich ein bisschen zu schonen. Also gehe ich von Herberge zu Herberge
und entscheide in jedem Ort neu, ob mir das gefällt und ich noch in der Lage
bin, weiterzugehen. In meinem Reiseführer ist in insgesamt 22 Kilometern eine
nette private Herberge von einem Spanier und einer Brasilianerin verzeichnet.
Die Herbergen vorher gefallen mir nicht und ich habe doch noch genügend Kraft,
um das Kleinod zu erreichen.
In der Herberge – in Villatuerta, meinem Maximalziel –
angekommen, werde ich mit einem Glas Wasser begrüßt. Miguel merkt sich meinen
Namen und stellt mich direkt seiner Frau vor, mit der er zusammen die Herberge
führt. Es wirkt etwas asiatisch bis hin zum esoterischen. Räucherstäbchen
brennen, leise Musik läuft und die beiden freuen sich ehrlich, mich zu sehen.
Das ist der bisher absolut beste Empfang auf dem Weg. Ein weiterer Punkt: Ich
bekomme nicht nur die allseits übliche kurze Führung, sondern werde auch den
anderen Pilgern vorgestellt. Bei maximal 40 Betten eine durchführbare Geste,
aber nicht ohne. Simone kann übrigens auch die Namen der anderen Pilger aus dem
Kopf. Erstaunlich, sich jeden Tag bis zu 40 neue Namen zu merken. Da ist
Begeisterung für ihre Arbeit im Spiel, das merkt man in jeder ihrer Gesten. Es
besteht sogar die Möglichkeit, massiert zu werden. Miguel hat auch nur einen
Termin vergeben, so dass direkt an zweiter Stelle ich komme. Entgegen der
morgendlichen Aussage musste auch Antje früher als gedacht die Etappe beenden
und erscheint ebenfalls in der Herberge. Wir beschließen, für abends zu kochen
und nicht auswärts essen zu gehen. Die Herberge lädt schließlich ein, durch
ihre familiäre Art.
Interessant wie schnell man sich irgendwo zuhause fühlen
kann, wenn es einem leicht gemacht wird. Es sind aber abgesehen von den
Deutschen auch nur sehr angenehme Leute hier. Ich schlafe mit einem
französischen Pärchen, einem Österreicher und einem in New York lebenden
Japaner (Hiro) zusammen. Der Japaner wird noch Thema werden!
Nachdem ich mich den Nachmittag über mit Waschen und einem
kurzen Schlaf in einer der Hängematten vergnügt habe, ging es zur Massage.
Simone, die Herbergsmutter, wollte Fotos machen, wie der Junge da mit der Hand
wäscht. Also Mama – Fotos gab‘s keine, dass ich sauber bin musst Du glauben.
Die Massage war übrigens ein absolutes Highlight. Danach war ich fit und konnte
wieder ein paar Brocken Spanisch. Abends gab es dann Salat, Spaghetti mit
frischer Tomatensauce und einen Joghurt zum Schluss. Danach habe ich die
letzten Berichte getippt und bin um kurz nach 23:00 Uhr ins Bett. Niemals,
niemals geht man später ins Bett und hat die Oropax nicht parat. Ich hab sie
nicht gefunden und Hiro versuchte bei jedem Ausatmen die Resonanz des Hauses zu
treffen. Dass die Schrauben vom Bett
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