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Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich...

Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich...

Titel: Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Sedlacek
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dass ein vermutlich
dänischer Pilger mit Herzproblemen auf dem Weg zusammengebrochen ist und es
trotz schneller Hilfe – einer pilgernden Krankenschwester – nicht geschafft
hat. Seine Frau pilgert den Berichten zufolge ebenfalls. Sie wird sehr
wahrscheinlich den Camino in keiner guten Erinnerung behalten. Sehr schade, da
er eigentlich jeden Tag aufs Neue in der Lage ist, den Menschen Kraft zu geben.
Zurück zum 18.05. Weil Hiro mit seinem Grüppchen ein Zimmer in einer von
Österreichern geleiteten Herberge reserviert hat, entscheide ich mich mit ihm
bis nach Los Arcos zu gehen. Eigentlich mehr als ich wollte und zudem durch die
ungeplante Pause noch ein Stückchen Arbeit. Aber der alte Mann ist zäh und so
geht es trotz mit drei Stichen genähter Wunde schnell voran und wir sind kaum
langsamer als mein reguläres Tempo. Der erste Tag, der fast zur Gänze auf
Englisch geführt wird. Bei Ankunft ins Los Arcos sind wir nach knapp 26,6
Kilometern unter der Sonne (23 Grad fühlen sich ohne Schatten in den Feldern an
wie 30) am Ende. Uns kommen zwei Deutsche entgegen, die keinen Platz mehr
bekommen haben. Ich bekomme leichte Beklemmung bei dem Gedanken keinen Platz
mehr zu ergattern. Weiterlaufen käme einem Lottospiel gleich. Doch das
Zweitbettzimmer von Günther und Hiro enthält vier Betten und die beiden laden
mich ein, das Dritte zu beziehen. Mann, was bin ich dankbar.
    Abends gehen wir noch essen und erhalten Gesellschaft von
Gabi; so war ihr Name glaube ich. Eine Frau mit der Ausstrahlung von Hausstaub.
Sie hat das passende Gemüt zu Angela Merkels Gesicht. Beide Mundwinkel sind und
bleiben unten. Traumhafte Gespräche kann man mit ihr führen, so lange man etwas
Negatives zu berichten hat oder hören will. Ich habe in den letzten Tagen nie –
ich betone nie – etwas Gutes gehört. Nur Vergleiche zu etwas, was irgendwo mal
besser war. Falls sie einen Mann hat, werden das wohl die schönsten Wochen
seines Lebens. Nun gut, sie gibt dem Abend einen unnötigen Beigeschmack, aber
eigentlich sind wir anderen nur froh, vollzählig angekommen zu sein.
    Ein Nachtrag:
    Vielen, vielen Dank an die Batzis! Ihr habt mich damals
überzeugt, die Stöcke zu nehmen, anstatt einen Pilgerstab vor Ort zu kaufen
oder sogar ganz ohne loszuziehen. Eine Entscheidung, die ich schon auf der
ersten Etappe nicht bereut habe. Besser noch, sie und ich sind beste Freunde
geworden. Die „poles“, wie mein amerikanischer Freund, den ich Euch noch
vorstellen werde, sie betitelt, richtig eingesetzt, kommt man richtig schnell
voran, sofern man denn möchte. Die Knie sind entlastet; ich habe bis heute
keine Knieprobleme und man läuft weitaus sicherer als ohne. Man kann den Weg
natürlich auch ohne Stöcke gehen, aber sie vereinfachen doch Vieles und
ermöglichen manchmal auch ein Tempo, das sonst nicht durchzuhalten wäre. Wenn
ich mir nur so manchen Pilger mit seinen Stöcken umgehen sehe, glaube ich, ich
könnte mit der Geschäftsidee „Wie nutze ich meine Stöcke effektiv?“ auf der
ersten Etappe von St. Jean eine Menge Geld verdienen. Eingesetzt wie beim
Langlauf, schieben sie mich auch bei steilsten Stücken zügig nach vorne. Daher
also schöne Grüße in den Allgäu.

19.05.: Los Arcos – Viana (19km)
    Heute nur eine kurze Etappe. Frühstück ist mit gebucht,
also geht es erst um 8:00 Uhr los. Ich laufe die ersten Kilometer mit meinem
Trio (Hiro, Günther, Joon). Aber sie haben ein anderes Tempo. So entscheide ich
mich, allein weiterzugehen. Nach einer wirklich anstrengenden Etappe mit sehr
vielen wechselnden An- und Abstiegen, entscheide ich mich Mittags in Viana zu
bleiben und mir die 10 Kilometer bis Logrono zu ersparen. Habe am Platz vor der
Kirche mein Lunchpaket, – Apfelsinen, ein Bocadillo und einen Keks – gegessen.
Rundherum der Trubel der Stadt. Interessant zu sehen. Ich entscheide mich für
die kirchliche Herberge mit dreistöckigen Betten. Es ist keine Frage, in
welcher Etage ich mein Bett zugewiesen bekomme. Der Junge hat oben zu schlafen,
aber was soll‘s, lieber ich als meine Mitpilger aus dem Raum, die alle in
Richtung 60 Jahre gehen. Mich fragt nachmittags die Frau, die im mittleren Bett
unter mir schläft, wie sie denn aus dem Bett sicher auf die Leiter käme. Wenn
ich mir sie in der dritten Etage auf der Leiter vorstelle, ist es gut so, dass
ich oben schlafe. Und so schlimm ist es mit den Beinen Gott sei Dank nicht. Die
Einladung zum Abendessen mit Günther schlage ich aus. Gabi – mein Fleisch
gewordener

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