Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich...
man staune
– Swimmingpool. Luxus, ich komme.
Auf den Tisch kommen abends Tapas in einer kleinen Bar. Wir
haben immer noch genügend Gesprächsstoff – eine wirklich interessante Person,
die in Slowenien als Architektin arbeitet. In der Albergue sind übrigens
ebenfalls ein Spanier, den ich aus Azofra kenne, und meine drei spanischen
Mädels, die ich wie immer nicht verstehe.
24.05.: Belorado – Atapuerca (31,1km)
Um 5:00 Uhr haben diverse Wecker geklingelt … diesmal kann
ich wieder nicht schlafen und stehe mit den anderen Wahnsinnigen auf. Um
viertel vor sechs sind wir abmarschfertig – ich glaube ich mutiere zum
potentiellen deutschen Rentner, der morgens zehn Minuten vor Ladenöffnung schon
mit eingefahrenem Einkaufswagen vor dem Eingang steht, um ja das Waschmittel
zwei Cent günstiger zu bekommen. Es hat einen Hauch von preußischem Beamten. An
unserer ersten Rast treffen wir einen Mönch des Franziskanerordens, allerdings
ein Einzelgänger, der seit zwei Jahren von der Schweiz in Richtung Santiago de
Compostella unterwegs ist, und sich nur von dem „erhält“, was Gott ihm gibt. Er
hat einige interessante Thesen, allerdings auch einen gehörigen Humbug erzählt.
Ich sortiere ihn irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn ein. Von der Hand in den
Mund leben und lediglich auf Gott vertrauen, ist dann doch nichts für mich,
aber ich bin ehrlich gesagt beeindruckt, mit welcher Selbstverständlichkeit er
dies seit Jahren vollzieht und anscheinend überlebt. Er sieht nicht
unterernährt aus. Aber seiner Begründung zu rauchen, weil der Tabak ja nunmal
aus der Natur stammt, folge ich nicht wirklich. Nach den ersten Stunden
entscheiden wir uns jeder ein bisschen alleine zu laufen. Wir werden uns
sowieso an der nächsten Rast wieder sehen. Nach der Rast, im Laufe der Etappe,
stößt Elisabeth aus Dänemark zu uns. Sie spricht außer Englisch auch Deutsch.
Hier und auch später bin ich beeindruckt, in welchen Ländern (Skandinavischer
Raum, Großbritannien, Südafrika, Frankreich, Spanien, USA etc.) Deutsch
offensichtlich teilweise als Schulfach angeboten wird. Erstaunlich. In
Atapuerca angekommen, habe ich genug für den Tag, die beiden Mädels wollen noch
weiter. Also trennt sich unsere gerade erst gebildete Gruppe wieder. Ich will
mir die weiteren sechs Kilometer ersparen. Zeitdruck hab ich im Gegensatz zu
Karmen nicht, also wofür die Tortur? Mein Knie meldet sich leicht.
An der ersten Albergue gehe ich trotz der freudigen
Begrüßung durch das bekannte französische Pärchen vorbei. Elisabeth hat mir
eine unter anderem Namen empfohlen. Ein Fehler wie sich herausstellt. Die
Herberge ist rustikal gemütlich, aber die Hospitalera irgendwie komisch.
Nachdem mir zwei Pilgerinnen, die ebenfalls dort schlafen, noch das
unverschämte Verhalten der guten Dame ihnen gegenüber erzählen, fühle ich mich
einsam und unwohl. Ich riskiere mein Bett und laufe mit meinem Rucksack zurück
zur anderen Herberge und bekomme dort das vorletzte Bett, just in dem Zimmer,
in dem auch die beiden Franzosen schlafen. Mir geht es schlagartig besser.
Nachmittags lerne ich noch einen Feuerwehrmann aus Madrid kennen, der
allerdings mangels Zeit am nächsten Morgen um 4:00 Uhr raus muss, um die 40
Kilometer für den Tag zu schaffen. Ein weiterer Pilger, der sich wegen
„falscher“ zeitlicher Planung einem immensen Druck aussetzt.
Nebenbei bin ich ein bisschen beunruhigt, als mir die Hospitalera
der Herberge eröffnet, dass die nächsten 21 Kilometer bis Burgos keine Herberge
mehr kommt, weil die im Reiseführer beschriebene, mittlerweile geschlossen
wurde. Aber anscheinend gibt es u.U. noch das ein oder andere private Zimmer.
Ein Hoch auf meine Entscheidung, aber mein absolutes Mitgefühl für die beiden
Mädels. Nach meinen 31 Kilometern heute will ich kein Zimmer mehr suchen
müssen. Wie ich Wochen später erfahre, sind die beiden Mädels wirklich noch die
21 Kilometer bis Burgos gelaufen. Sage und schreibe 52 Kilometer. Aber Karmen
versicherte mir, dass dies keine Erfahrung ist, die man zwingend teilen muss.
Nach dem Abendessen komme ich noch mit drei Amerikanerinnen ins Gespräch
(Francesca, Lucinda und Margaret). Als ich ins Bett gehe, fühle ich mich
richtig wohl unter den Leuten, von denen ich bis kurz zuvor außer den Franzosen
keinen kannte. Alles richtig gemacht!
25.05.: Atapuerca – Burgos (21,3km)
Der Tag geht nach einem Frühstück mit den drei
Amerikanerinnen und meinem üblichen Neapolitaner (Schokocroissant)
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