Keiner kuesst so heiß wie du
habe er gewusst, dass er nicht mehr lange leben wird.“
„Er hat mit niemandem darüber gesprochen.“ RJ schüttelte den Kopf. „Seine Anwälte haben mir gesagt, dass er seinen Letzten Willen jedes Jahr umgeschrieben hat. Und jedes Mal hat er wieder einen Brief hinzugefügt. Bei der Testamentsvollstreckung hat jedes Familienmitglied einen persönlichen Brief bekommen … nur meine Mom nicht.“
„Hat es vielleicht irgendwelche Hinweise darauf gegeben, wer der Täter sein könnte?“
„Nicht dass ich wüsste. Keiner von uns wusste von seiner anderen Familie. Bis auf Mom.“
„Deine Mom wusste von der anderen Frau und den beiden Söhnen?“
RJ schluckte. „Offensichtlich. Uns hat sie allerdings nichts erzählt. Sie ist zufällig dahintergekommen, als sie etwas in seinem Schreibtisch gesucht und dabei einen Entwurf seines Testaments gefunden hatte.“ Es tat gut, es sich endlich von der Seele reden zu können. Und er wusste, dass er Brooke vertrauen konnte und sie es für sich behalten würde. „Sie wollte nicht, dass wir es erfahren.“
„Ist das der Grund, warum die Polizei sie verdächtigt?“
„Ja. Sie glauben, dass Mom sich rächen wollte.“ Er hörte, wie Brooke tief Luft holte. Glaubte sie vielleicht, seine Mutter sei in der Lage, mit einer Waffe auf ihren Mann zu zielen, mit dem sie seit fast vier Jahrzehnten verheiratet war? „Du weißt, dass sie unschuldig ist.“
„Natürlich.“ Ihre Wangen waren wieder rosiger. „Es ist nur so traurig, dass sie es auf diese Weise herausfinden musste.“
Brooke schien irgendwie zerstreut, während sie aus dem Fenster starrte. Sie achtete nicht einmal auf die wunderbare Natur, die er ihr zeigen wollte.
„Ich habe Dads Brief mitgenommen, denn darin steht auch, dass er irgendetwas für mich im Waldhaus hinterlegt hat.“ Er schwieg einen Moment lang, als sie von einem großen Truck überholt wurden. „Etwas, was nur für mich bestimmt ist.“
„Ein Erbstück?“
„Keine Ahnung. Es ist fast ein bisschen mysteriös. Er hat geschrieben, dass es sich in einer dritten Schublade von unten befindet. Aber nicht, um welches Möbelstück es sich handelt.“
„Hm. Na ja, dann solltest du jede dritte Schublade von unten öffnen und hoffen, dass du es auf diese Weise findest.“
Die anderen Dinge, die sein Dad in dem Brief geschrieben hatte, verschwieg er ihr. Denn vielleicht war es besser, dass niemand davon wusste.
Brooke war sprachlos, als sie vor dem Waldhaus hielten. Was hatte sie erwartet? Eine Hütte mit Außentoilette? Das hier war schließlich eine Kincaid-Residenz. Das imposante Holzhaus mit den hohen gedrechselten Giebeln und den meterhohen Fenstern, in denen sich die Sonne spiegelte, lag mitten im Wald. RJ stieg die Stufen zu der schweren hölzernen Flügeltür hinauf, öffnete diese und schob Brooke sanft ins Haus hinein.
Die goldenen Strahlen der untergehenden Sonne fielen von allen Seiten in die Eingangshalle und tauchten sie in warmes Licht. RJ stellte das Gepäck ab und ging durch eine Tür. „Dad hat es Great Oak Lodge, also Eichenhaus, getauft. Komm, ich zeige dir, warum wir das Haus genau an dieser Stelle errichtet haben.“
Brooke folgte ihm in einen großen Raum, der im modernen Landhausstil eingerichtet war: Helle Sofas mit Plaids in gedeckten Farben, ein abstraktes Ölgemälde, auf dem ein Hirsch abgebildet war, ein imposanter Kamin. Dann öffnete RJ die Türen zu einer Veranda, von der aus Brooke einen phänomenalen Blick auf die bewaldeten Hügel und Berge ringsherum hatte.
Sie trat auf die Veranda neben ihn. Um sie herum waren nur Hügel, Täler und Bäume. „Man bekommt wirklich das Gefühl, auf dem Dach der Welt zu stehen.“
„Vielleicht tun wir das sogar.“ Er trat hinter sie und schlang ihr die Arme um die Hüfte. Sofort begann es, in ihrem Bauch zu kribbeln. Seit ihrem Date vor zwei Tagen hatten sie sich nicht mehr geküsst, und während des Fluges war sie einfach zu nervös gewesen, um ans Küssen zu denken. Oder an die anderen Dinge, die manchmal einem Kuss folgten.
RJ drückte ihr einen Kuss auf den Nacken. „Du schmeckst sensationell gut.“ Sie war ebenso erregt wie besorgt, denn sie fragte sich, wohin das alles noch führen mochte.
„Sollten wir nicht erst unser Gepäck auf die Zimmer bringen?“ Einen noch idiotischeren Vorschlag hätte sie vermutlich nicht machen können, um diesen romantischen Moment zu zerstören.
„Um das Unvermeidliche aufzuschieben?“
„Ich denke einfach nur praktisch. Das ist
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