Keiner kuesst so heiß wie du
sie noch dünner und hagerer aussehen.
„Ich versuche alles, um dich hier rauszubekommen.“
„Ich weiß.“ Sie lächelte schwach. „Mein Anwalt beklagt sich schon, dass du ihn kaum noch schlafen lässt.“
„Schlafen kann er später, wenn du wieder auf freiem Fuß bist. Heute Nachmittag werde ich mich noch einmal mit dem Staatsanwalt treffen, bevor ich ins Wochenende fahre.“
„Fährst du ins Häuschen?“ Ihre Augen begannen zu glänzen. Er nickte. „Ich habe mich schon gefragt, wann du endlich wieder dorthin fahren wirst. Ich weiß doch, wie sehr du es dort liebst. Und wer begleitet dich?“
„Brooke.“ Wieso die Wahrheit verschweigen? Vorfreude erfasste ihn. Er konnte es kaum erwarten, endlich mit Brooke die Stille der Berge und Wälder zu genießen. Im Geiste malte er sich aus, wie die Strahlen der Sonne ihr Haar in goldenes Licht tauchten, sie in die Ferne blickte und den majestätischen Anblick auf sich wirken ließ. Sie würde es lieben. Er wusste es.
„Deine Assistentin?“ Die erschrockene Frage seiner Mutter riss ihn aus seinen Tagträumen. Obwohl ihre blassen Augenbraunen nicht wie sonst nachgezogen waren, sah er, dass sie sie hob.
„Ja. Sie und ich … Gerade in letzter Zeit ist sie mir eine große Hilfe.“ Plötzlich hatte er das starke Bedürfnis, seiner Mutter alles über die neue Beziehung mit Brooke zu erzählen. Brooke war süß und liebenswert und schön, und er war sich sicher, dass seine Mom sie lieben würde. Allerdings schien sie im Moment eher bestürzt darüber zu sein, dass er mit seiner Assistentin ausging. Deshalb entschied er, dass es verfrüht wäre, mit ihr darüber zu reden.
„Sie scheint eine gescheite junge Frau zu sein, zudem ist sie sehr hübsch. Ich hoffe, ihr habt eine gute Zeit. Denn du verdienst eine Pause. Ich weiß doch, wie hart du arbeitest.“
„Danke, Mom.“ Ihm wurde schwer ums Herz. Wie reizend und selbstlos von ihr, ihm ein schönes Wochenende zu wünschen, während sie selbst eingesperrt war. Wut und Ärger stiegen in ihm hoch. „Ich begreife einfach nicht, warum sie dich nicht auf Kaution freilassen. Außerdem war es die Hölle, diese Besuchserlaubnis zu bekommen.“
Seine Mutter blickte sich um. „Setz dich doch bitte.“ Höflich wies sie auf den gegenüberliegenden Metallstuhl, als würde sie ihm einen Platz in einem ihrer antiken Plüschsessel anbieten.
RJ setzte sich.
Sie beugte sich nach vorn. „Sie wissen, dass ich an dem betreffenden Abend im Büro war … als Dad erschossen wurde.“ Als sie die letzten Worte aussprach, wurde ihre Stimme leiser, und Schmerz trat in ihre Augen.
„Du warst da?“ Er versuchte so leise wie möglich zu sprechen.
„Ja.“ Einen Augenblick lang presste sie die Lippen zusammen. „Ich habe ihm etwas zu essen gebracht, weil er erst später nach Hause kommen wollte.“
RJ runzelte die Stirn. „Aber sie sagen, dass sie am Tatort kein Essen gefunden haben.“
„Er wollte es nicht, daher habe ich es wieder mitgenommen.“ Der Seufzer, den sie tat, schien ihren ganzen Körper zu erschüttern. „Ich weiß, es klingt merkwürdig, dass ich ihm Essen gebracht habe. Aber an diesem Abend habe ich mir große Sorgen um euren Dad gemacht. Er schien so abwesend, so bedrückt. Am Abend zuvor hatten wir uns gestritten, daher wollte ich ihm zeigen, dass er mir etwas bedeutete.“
„Dad wusste, dass er dir wichtig war.“ Der Gedanke, dass sein Vater ihr so viel Leid zugefügt hatte, indem er gleichzeitig eine Beziehung mit einer anderen Frau geführt hatte, brachte ihn in Rage. „Wenn überhaupt, dann hatte er dich nicht verdient.“
Als ihr Tränen in die Augen traten, blinzelte sie sie weg. „Ich vermisse deinen Vater furchtbar. Trotz allem, was geschehen ist.“
„Natürlich tust du das.“ Er nahm ihre Hände. Sie waren so kalt und zart, dass er sie sanft drückte, um sie zu wärmen. „Dass du ihm Essen gebracht hast, macht dich noch lange nicht zur Mörderin.“
„Aber es macht mich verdächtig, eine zu sein.“
RJ blickte düster drein. Irgendetwas war hier merkwürdig. „Aber woher wusste die Polizei, dass du da warst?“
„Jemand hat mich gesehen.“
„Wer?“ Welcher Mensch würde absichtlich mit dem Finger auf seine Mutter zeigen und sie beschuldigen?
Zögernd blickte sie beiseite. „Spielt das denn wirklich eine Rolle? Ich kann mich ja nicht einmal daran erinnern, jemandem begegnet zu sein. Aber wie ich bereits sagte, ich war da.“
„Aber diese Anschuldigung ergibt doch
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