Keiner wie er (German Edition)
Einpeitschersprüchen versuchte Daniel, sich zu motivieren, denn im Grunde schlitterte er auf verdammt dünnem Eis. Ob er seine Chancen verspielt hatte, ob alles überhaupt noch einen Sinn ergab, konnte er derzeit nicht einmal erahnen. Sein Verstand mahnte ihn jedenfalls mehrfach, es dabei zu belassen.
Das stand nur leider nicht zur Disposition!
Bereits vor Jahren band sie ihn an sich, womit und aus welchem Grund auch immer. Diesbezüglich tappte er noch immer im Dunkeln. Die Fakten jedoch konnte er nicht unterschlagen:
Zehn Jahre lang hatte er versucht, ohne sie zu leben und scheiterte. Keineswegs beruflich, nein. Aber was sein Privatleben anging, fand er nie, wonach er suchte. Nicht einmal annähernd. Doch kaum sah er sie, wusste er, dass es diesmal richtig war.
Warum? Einfache Geschichte: Nie zuvor empfand er wie in jenem Moment, als sein Blick auf sie fiel. Diese unbedingte Sicherheit, dass es stimmte, war ihm bisher fremd gewesen. Okay, bis auf einen einzigen Abend vor zehn Jahren – da fühlte er ähnlich.
Sie war es.
Zeit, es zu akzeptieren und sich nicht sinnlosen Fragen hinzugeben, weshalb es sich so verhielt und dass es im Grunde doch total abwegig war.
Als hätte jemand – mit verdammt viel Sinn für Humor – beschlossen, dass sie nun einmal zu ihm gehörte.
Dein Problem, wie du damit klarkommst, Grant. Damit es nicht langweilig wird, lege ich dir jede Menge Steine zusätzlich in den Weg. Und jetzt sieh mal schön zu, wie du das irgendwie zurechtbiegst.
Verdammt!
* * *
Wie Maggie es gelang, würde auf ewig ihr Geheimnis bleiben, doch sie kam tatsächlich dahinter, dass Tina im Intercontinental absteigen würde.
Daher checkte auch Daniel am späten Nachmittag des folgenden Tages dort ein. Inzwischen war Ende März. Als er aus dem Flugzeug stieg, empfingen ihn angenehme fünfzehn Grad. Die herrschten um diese Jahreszeit zu Hause nicht. In NYC ließ der Frühling noch auf sich warten.
Nachdem sein Koffer im Hotelzimmer stand, begab er sich wieder in die Lobby. Insgeheim bedankte er sich bei Tina für deren erlesenen Geschmack und ihre Vorliebe für kostspielige Unterkünfte. Das Intercontinental besaß ein weitläufiges Foyer. Somit stellte es kein Problem dar, sich unauffällig in einem der vielen Ledersessel zu platzieren und den Eingang im Auge zu behalten.
Eine Stunde später traf sie ein.
Abgesehen davon, dass sie atemberaubend aussah, hätte Daniel sich auch direkt mit einem Stuhl neben den Eingang setzen können. Denn Tina sah kein einziges Mal nach links oder rechts, ihr Blick lag ausschließlich auf den Empfang. Dort angelangt, schenkte sie dem Conférencier nicht das geringste Lächeln. Auch den Pagen ließ sie mit einem dieser emotionslosen, autoritären Blicke abblitzen, da befand sie sich bereits auf dem Weg zu den Aufzügen.
Das gesamte Intermezzo währte nicht länger als fünf Minuten.
Den kooperativen Hotelangestellten hinter dem Tresen zu bestechen, erwies sich als Kinderspiel. Tina hatte wohl nicht den besten Eindruck hinterlassen. Als Nächstes begab Daniel sich in sein Zimmer. Und zum vielleicht fünf millionsten Mal stellte er sich dort die Frage, ob er sich nicht doch in einem äußerst lebhaften Albtraum befand.
* * *
Gegen sieben am nächsten Morgen klopfte es an der Tür.
Der Page brachte das Frühstück und eine Billett mit besten Grüßen vom Empfang …
Frühstück bestellt zu 7:30 am.
Den Jungen entlohnte Daniel fürstlich mit zwanzig Dollar, man konnte nie wissen. Eilig vernichtete er kurz darauf sein Frühstück und begab sich anschließend zu seinem Sessel in der Lobby. Diesmal musste er über eine Stunde warten, bis sie mit der gleichen Geschwindigkeit aus dem Hotel brauste, wie sie am Abend zuvor hineingerauscht war.
Als er vor das Gebäude trat, verschwand sie gerade in einem Taxi. Glücklicherweise kannte Daniel den Namen der beauftragenden Firma, außerdem warteten vor dem Hotel immer jede Menge Taxen. Ansonsten hätte er bereits jetzt ziemlich alt ausgesehen. Streng beschwor er sich, seine Detektivfähigkeiten gründlich zu verbessern und einen Mietwagen zu besorgen. Denn ansonsten tendierten seine langfristigen Erfolgsaussichten wohl gegen null.
Am Ende jedoch stellte es sich als Kinderspiel heraus, das Phantom namens Tina Hunt zu verfolgen.
Nach einer Fahrt durch die Stadt, stieg sie vor besagtem Unternehmen aus. Hierbei handelte es sich um einen Softwarevertreiber, Daniel kannte den Namen, auch er arbeitete mit dessen
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