Keiner wie er (German Edition)
Finesse.
Hart sein ...
Vom Frühstück nahm sie nur den fettarmen Joghurt, checkte ihre Tasche, nickte zufrieden, warf zwei von den zahlreich vorhandenen Zwei-Kalorien-Pfefferminzbonbons ein, schloss die Augen und atmete tief durch.
Hart sein!
* * *
Die Pillen taten wie immer ihre Wirkung.
Gegen Mittag erstickte Tina das aufkeimende Hungergefühl mit einer Flasche Wasser und vier weißen Kalorien.
Welche Probleme dieses Unternehmen plagten, wusste sie bereits seit gestern. Es handelte sich um eine Kombination aus schlechtem Management – das ging sie nichts an - und einer miesen PR-Strategie. Um dahinter zu kommen, bedurfte es keiner fünf Minuten. Schwieriger wurde es bereits, dieser Bande von Nerds begreiflich zu machen, dass sie sich auf der falschen Spur befanden.
Es handelte sich ausschließlich um Männer. Starre, ältere Schlipsträger und damit voreingenommen gegen jede Frau, die in ihren edlen Hallen zufälligerweise nicht tippte oder die Flure putzte. Nach zwei Stunden Diskussion fragte Tina sich gereizt, warum sie denn ein Weib engagierten, wenn sie ihm nicht zuhören wollten! Dennoch gab sie nicht auf.
Der Auftrag ging über drei Tage und brachte ihr ein gutes Sümmchen ein. Allerdings wurde die zweite Hälfte erst bei Erfolg gezahlt, sprich, wenn das schlechte Image des Unternehmens bestens aufpoliert war.
Außerdem ließ es Tinas Stolz nicht zu, einfach hinzuwerfen. Schließlich verkörperte sie die personifizierte Härte, nicht wahr?
Und zu guter Letzt handelte es sich hierbei um das erste Unternehmen dieser Branche, das sie bediente. Bestand sie, öffnete sich ihr ein schier unerschöpflicher neuer Markt. Eigenwerbung gehörte nicht zu ihren Strategien – was an sich einem außerordentlichen Witz gleichkam.
Der Erfolg gab ihr jedoch Recht. Jeder Mensch mit Einfluss kannte genügend andere einflussreiche Leute. Arbeitete man gut, verkaufte man sich irgendwann fast von selbst. Seit vier Jahren bemühte Tina sich, einen Fuß in die Tür dieser verdammten Computerbranche zu bekommen. Den Eingang hatte sie erreicht, eine Schuhspitze bereits dazwischen geschoben. Doch wenn der gesamte Fuß folgen sollte, musste sie jetzt hier durch. Und sie würde darüber hinaus ein wenig mehr tun müssen.
Ihr Blick wanderte über die Gesichter der anwesenden zwanzig, so diskussionsfreudigen Herren. Wer würde es wohl sein? Als kleinen Spannungsgeber schloss sie eine Wette ab.
Nach über zehn Stunden Dauerdebatte, wurden die Nerds langsam müde. Tina ja nicht, die warf zwischenzeitlich noch einmal eine Koffeintablette nach.
Danach gewann sie ihre Wette.
Phorbes, der Vorstandsvorsitzende, ein ekelhafter, dicklicher Kerl mit Vollglatze, trat zu ihr.
„Miss Hunt?“
Fragend sah sie auf.
„Wir müssen zugeben, dass Sie uns tatsächlich überrascht haben.“ Sein Blick lag nicht etwa auf ihrem Gesicht, sondern den Brüsten.
Yeah , dachte Tina trocken und zwang sich zu einem Lächeln. Volltreffer!
„Allerdings plagt uns derzeit die Frage, ob wir nicht doch eine zweite Meinung einholen sollten. Wie wäre es, wenn wir in einem separaten Gespräch die Dinge noch einmal von allen Seiten beleuchten?“
„Sicher“, lächelte Tina. „Ich nehme an, mein Hotelzimmer ist ein geeigneter Ort? Heute Abend?“
Überrascht hob er die Augenbraue. „Hervorragend! Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Sie begleite?“
„Keineswegs.“ Tinas Lächeln hielt sich. „Umso schneller ...“
Das war ihr seit Jahren nicht mehr passiert.
„... können wir zum Thema kommen“, beendete sie eilig den Satz, der ursprünglich lauten sollte:
… haben wir es hinter uns ...
Hart , Tina!
* * *
Bereits im Aufzug versuchte er, unter ihr vermeintliches Shirt zu gelangen.
Einer der Gründe, weshalb Tina immer Bodys in Kombination mit Hosen trug. Mit den Jahren hatte sie die Erfahrung gemacht, dass Männer – alle – ihren Verstand einbüßten, wenn sie eine junge Frau erblickten. Und da Tina nicht in irgendwelchen dunklen Nischen ausgezogen werden wollte, sorgte sie vor.
Lächelnd schob sie seine Hand beiseite. „Warten wir doch besser, bis wir unter uns sind.“ Mit bedeutungsvollem Nicken blickte sie zur Tür, die sich in diesem Moment in der Lobby öffnete.
Phorbes, inzwischen geil wie tausend Mann, kämpfte zunehmend mit seinem schweren Atem und Tina wurde langsam übel.
* * *
Endlich war er gegangen.
Sichtlich zufrieden, mit der Zusage des Auftrages und weiterer Zusammenarbeit, nebst Empfehlung bei einigen alten
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