Keiner wie er (German Edition)
Studienfreunden.
Tina stützte sich auf ihre Arme und holte tief Luft.
Den Preis musste man zahlen, wollte man sich in der Männerwelt behaupten. Schnell hatte Tina diese Lektion verinnerlicht. Obwohl sie am Anfang in ihrer Naivität glaubte, Parker würde der Einzige bleiben. Doch mit den Jahren wurde dieser besondere Part zum Bestandteil der gesamten Angelegenheit. Auch wenn die sich sehr differenziert gestaltete.
Sehr genau wusste sie, wann sie sich auf das Spiel einlassen musste und wann sie ablehnen konnte. Bei Weitem ließ sie nicht jeden in ihr Bett.
In diesem Fall war es nun einmal erforderlich gewesen.
Bisher tat sie es immer als Bagatelle ab, obwohl sich jedes Mal grenzenlose Dankbarkeit einstellte, wenn der entsprechende fordernde Anwärter wenigstens nicht total abstoßend wirkte. So wie leider heute. Aber selbst dann brachte sie die Pflicht immer hocherhobenen Hauptes über die Bühne.
Nie zuvor fiel ihr das so schwer, wie bei dieser Episode. Während der vergangenen vier Stunden rang sie unentwegt mit sich, wollte ihn vor die Tür setzen und zwar so, wie er war. Seine Erektion hätte noch ein paar Stunden angehalten. Der Typ hatte vorsichtshalber Viagra eingeworfen.
Selbstverständlich tat sie nichts dergleichen.
Dabei spielte das Geschäft in ihrem Denken plötzlich überhaupt keine Rolle mehr. Auch auf andere Art wäre sie möglicherweise mit ihrem verdammten Fuß in die verdammte Tür gekommen. Auf diesen alten stinkenden Kerl konnte sie gut verzichten. Mittlerweile machte ihr Name etwas her. Außerdem galt Tina allerorts als unnahbar. Eine Ablehnung wäre nicht sonderlich negativ ins Gewicht gefallen. Die edlen Herren, mit denen sie eine Nacht dieser Art verlebte, waren allesamt verheiratet und daher ausnehmend diskret. Sex stellte eine gängige Form der Bestechung dar und Korruption wurde nun einmal nicht gern gesehen.
Sie hätte ablehnen können. Kalt lächelnd – oh ja, und wie kalt.
Doch genau das tat sie nicht. Denn es hätte ihre neuen Probleme nur verstärkt und eventuell den Eindruck vermittelt, sie kneife seinetwegen!
Ha!
Deshalb schickte sie Phorbes nicht aufgebläht in die Wüste und beging dennoch prompt den nächsten Fehler.
Mist!
Nur um dieses schnaufende Ekel über sich zu vergessen, hatte sie an ihn gedacht. Und das stellte ja nun den grausamsten Tabubruch dar , das Verbrechen schlechthin, wenn man Tina Hunt hieß.
Ihr Kopf sank ein wenig tiefer und schließlich gewann die Übelkeit, gegen die sie bereits seit etlichen Stunden kämpfte, und sie stürzte ins Bad.
Mit geschlossenen Augen lehnte sie wenig später auf der Toilettenbrille. Vermutlich gab sie momentan kein sehr mondänes Bild ab.
Egal, sie beschäftigte sich bereits wieder mit Kämpfen. Diesmal gegen sich selbst. Denn Tina wollte sich bemitleiden, wollte jammern und sich zu ihrer Mommy wünschen.
Blödsinn!
Es oblag ihrer Entscheidung, sie allein trug dafür die Verantwortung. Dennoch: Seit langem hatte sie sich nicht mehr so mies gefühlt. Schlecht, vielleicht sogar verdorben. Verbotene Fragen tauchten plötzlich auf. Wie zum Beispiel, was ihre Mom wohl gesagt hätte, wüsste sie von diesem Aspekt ihres Lebens. Ihr Dad ... er .
Widerlich! Was ging es ihn an, was sie tat?
Harakiri?
Das betrieb sie damals, damit lag er schon richtig. Nur drohte sich nicht bei diesem dummen untreuen Studenten oder Ric akut, unterzugehen.
Er war es! Immer nur er!
Mühsam stand sie auf, blickte in den Spiegel und begann wie so häufig ihr Zwiegespräch, schöpfte ihre Kraft wie immer aus sich selbst.
„Verschwinde aus meinem Kopf, du Idiot!“, zischte sie. „Du bist ein Nichts , ein Niemand ! Morgen Abend wird es ein anderer sein. Einfach so, weil es meine Angelegenheit ist! “
Damit ging Tina zurück in ihr Bett. Energisch schob sie jeden widrigen Gedanken beiseite, und ignorierte den Geruch nach Sex und allem, was der Kerl noch ausgedünstet hatte.
Keine fünf Minuten später schlief sie.
8.
Daniel hätte nie geglaubt, so lange tatenlos zu bleiben.
Als sie mit diesem uralten, zum Herzinfarkt tendierenden Kerl tatsächlich im Hotel abstieg, wollte er sofort einschreiten.
Er tat es nicht. Denn er musste erfahren, wohin das führte – obwohl es ja nicht viele Alternativen gab. Derzeit weigerte er sich nämlich noch standhaft zu akzeptieren, was er sah.
Demnach blieb nur das Abwarten und weiteres Indizien sammeln. In der Lobby, wo er von seinem Freund, dem Nachtportier neuerdings regelmäßig mit
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