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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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einfach zu überleben.“
    Er kämpft einen kräftigen Zug in seine Lunge. Damit ist der Joint zu Ende. Er steht auf und sieht sich um.
    „Okay, Freund, wir müssen jetzt gehen.“
    Sie schwingen sich in den alten Ford, der neben dem Park parkt, und wrumm, weg sind sie. Mir reicht es auch von Cokeland, und ich überlasse den Fixer samt Oakland seinem Schicksal.
     
    Am Civic Center begegne ich den beiden jungen Hobos. Sie kommen aus der Richtung, woher ich gerade einen Knall gehört habe, und jetzt sehe ich halbe backsteingroße Pflastersteine über die Straße fliegen.
    „Die zwei Gangs hatten sich gestritten“ berichten sie mir aufgeregt. „Die hier am Platz schossen auf die andere Straßenseite rüber, deswegen schmeißen jetzt die anderen mit Ste inen.“
    Aber sie beenden es rasch, und die herbeigeeilten Polizisten sehen nur noch, dass die Jungs von der Straßengang um den Springbrunnen herumhängen und sich gegenseitig necken. Die andere Gang hat sich schnell verpisst. Also kein Grund einzugreifen. Diese Halbstarken lungern und wiehern immer hier herum. Sie haben ihre Ecke sogar gestern, während des Marktes, halten können. Ach, die sind bloß harmlose Schäfchen, die sich aus Langeweile aufspielen. Solange man sie nicht provoziert, tun sie einem nichts. Ich habe erstmal für eine Weile genug Stress, und mache lieber einen riesen Bogen um sie. Es wäre schade um meine Zeit. Ich stelle mich lieber in der Ellis Street an.
    Es entspannt mich total, dass ich eineinhalb Stunden nichts zu tun, und nichts zu beachten habe.
     
Warten auf das Abendbrot,
    ist meine Hauptaufgabe. Damit tu ich das, was alle hier tun. Zwei Schwarze Jungs vor mir begegnen sich offensichtlich nach langer Zeit wieder. Aber werfen sich nicht gleich einander in die Arme. Nein, nein. Der eine drückt seine Hände, nach oben gedreht, an die Hüfte und schiebt sie, gleichsam mit dem Becken, wie ein Bauchtänzer, nach vorn. Der andere klatscht mit beiden Händen rein. Da dreht sich der erste und stößt seine Hände, an den Hintern gepresst, nach hinten. Der andere klatscht wieder rein. Dann hält er seine rosarote Handfläche nach oben, und patsch und klatsch noch mal in drei Varianten. Erst nach dieser Zeremonie fällt das erste Wort.
    „Jack! Schon lange nicht gesehen. Was ist los, mein bester Freund? Leben wir schon wieder ko stenlos?“
    „Blödsinn! Was heißt wieder? Du weißt es selber, dass ich schon die dritte Generation bin, die nie im Leben einen Job hatte. Hehehe.“ Er ist ein schmächtiger Kerl und spricht so, dass es alle hören sollen. Er platzt vor Stolz. „Ich bin mit sauberen Karten geboren. Meine Mom war ihr Leben lang arbeitslos! Meine Familie ist schon adelig! Mein Großvater war der letzte, der arbeitete. Aber zum Glück, nicht immer. In zweihundert Jahren ist das saubere Blatt unserer Familie mehr Wert als das Wappen von einem englischen Lord. Haha. Warum, was ist der Unterschied? Er arbeitet nicht, ich arbeite nicht.“
    Langsam kapiere ich, warum die Suppenküchen so ein schmackhaftes Essen geben. Diese Kumpels hier, obwohl manche von ihnen, dreimal täglich hier herumhängen, essen nicht alles, was man ihnen vorlegt. Was für mich als Oberklasse gilt, da popeln sie mit der Gabel drin rum, und sind gerade mal bereit es zu essen. Die ausgebrannten Vögel, die an den Drähten hängen, würden sich auch nicht lange, wie ich, mit Keksen und Bananen durch das Leben schlagen. Es erfüllt mich mit Stolz, dass ich mich durch meinen Magen nicht an die Suppenküchen nageln lasse. Trotzdem stehen mir diese Typen hier näher, als sonst wer in dieser Stadt.
     
    Nach dem Abendbrot begebe ich mich
in ein Nachtasyl,
    wo ich bis zur Klamottenverteilung ausharre. Aber als ich endlich dran bin, vergesse ich es gleich. Nanu, ich muss einsehen, dass ich noch Ansprüche habe. Ich stand hier eine Stunde dafür an. Aber es ist mir nicht Wurst, was sie mir für unförmige Hosen verpassen wollen. Nein, so was ziehe ich nicht an.
    Ich hänge noch eine Weile herum und studiere die Stammgäste, die schon etwas Besseres sind und an einem extra Tisch Karten spielen. Es sind , um die sechs-acht Leute. Wenn welche von denen aufstehen und hinaus auf die Straße gehen, bleiben ihre Plätze frei, reserviert für sie. Oder es gibt hier diese Gaffies, die auf Stühlen und Sofas herumhocken und ferngaffen. Ja, sie sterben für Baseball. Zumindest vegetieren sie, bis es soweit ist. Die Luft hier drinnen ist schwül und erdrückend. Es gelingt mir einen

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