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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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beobachten jetzt mit Eckel und Befürchtung, ob er ihnen in die Teller kotzt. Hehe... Sie denken, es ginge ihm schlecht. Jedoch lässt er sie nicht lange in Panik erstarren. Er reißt sich zusammen und schluckt alles mit tränenden Augen kräftig herunter.
     
    Draußen wieder auf der Straße, hat er keine Probleme mehr. Und nun, kann er endlich herzlich loslachen. Er redet von irgendeinem Nachtasyl und driftet schnell irgendwohin ab, sonst sei es futsch mit der bequemen Bettdecke. Er nimmt nicht den kürzeren Weg, quer durch den Park, sondern macht einen rechtwinkligen Bogen um ihn. Es ist schon merkwürdig, fast alle Weißen meiden diese kleine, eingezäunte Grünfläche und statt den schmalen Asphaltstreifen, der quer durch sie führt zu benutzen, laufen sie lieber Umwege. Sie überlassen das Revier lieber den wenigen Schwarzen, die dort herumsitzen. Ich verstehe es nicht, mich will hier keiner auffressen. Wozu denn auch, sie haben gerade, mit mir zusammen, Abendbrot gegessen. Und die poetische Frage; „Haste mal nen Quarter für mich“, haut mich auch nicht um. Nach der dritten Frage, setze ich mich neben den Mann, der sie mir gerade gestellt hat, auf die Bank.
    „Was denkste, Mann, hätt ich Geld, würde ich zum essen hier in die Kirche ko mmen?“
    „Eigentlich... ich gehe auch dann, wenn ich viel Geld habe dorthin“ sagt er freundlich. „Weißte, Freund, der Wein kostet viel Geld, und man verteilt ihn nicht auf Essenmarke. Hehehe...“ Er schielt zur Straße, um sich zu vergewissern, dass dort kein Polizist ist und zieht schnell einen kräftigen Schluck aus der Weinflasche, die er mir auch gleich anbietet. Ich enttäusche ihn jedoch.
    Meine Grundeinstellung ist nämlich, solange ich unterwegs bin, keinen Schluck zu nehmen. Ich bin sowieso kein großer Trinker, aber das ist jetzt etwas anderes. Frischer Geist, nüchterner Verstand und ständige Disziplin. Es ist komisch, ich begreife es jetzt erst, dass ich meine Lockerheit meinem permanenten Wachsein im Hintergrund zu verdanken habe. Ohne Selbstbeherrschung, würde ich mich nie so locker lassen können. Auf keinen Fall Baby.
     
    Das scheine ich auch nach Außen zu verstrahlen. Auf jeden Fall auf die zwei Gentlemans, die in Polizeiuniformen gekleidet, meinen Schlaf in der Wartehalle des Transbay Bahnhof die ganze Nacht überwachten. Sie hatten alle Penner, die um mich herum auf den Bänken hockten, lungerten und dösten vertrieben, und sie schmissen sogar die alte Frau, die in Lumpen gehüllt da herumkauerte heraus. Also all die Obdachlosen der Stadt. Nur einen alten weißbärtigen Wander-Cowboy ließen sie bleiben, nachdem er sein Eisenbahnticket gezeigt hatte. Mich hatten sie mit einem routinierten Blick durchgemustert und gingen sicheren Schrittes weiter.
    Ich ging mit einer seelischen Ruhe Zähne putzen und mich waschen, machte mein Bett auf der Bank fertig. So, Schuhe runter. Den Pullover unter den Kopf. Schlüpf in den Schlafsack.
    Ich ziehe einen Arm meines Pullovers unter dem Kopf hervor und bedecke damit meine Augen. Auf einmal werde ich wach. Es ist schon früh um Sechs, und ein Polizist klopft mit seinem Stock an meiner Bank.
    „Es ist Zeit, die Beine von der Bank zu nehmen“ sagt er tro cken.
    Und es ist wirklich höchste Zeit, denn die Halle füllt sich zunehmend mit Leben. Ich schaue dem Polizisten hinterher, und ich sehe es ihm an, er weiß, dass ich keine Fahrkarte habe. Warum hatten sie mich dann nicht hinausgeworfen? Wer ist nun raffinierter? Sie oder ich? Ja, ja, sie sind schon sympathische, mit allen Wassern gewaschene Kerle. Sie ließen mich in dem Glauben, dass sie auf meinen Bluff reingefallen wären, derweil hatten sie nur mit mir gespielt. Aber, warum hatten sie auf mich aufgepasst? Vielleicht erkannten sie in mir ein Grünhorn? Und so wollten sie mich vor der harten Welt von draußen beschützen? Ich bleibe natürlich bei meiner Version: Ich hatte auf sie Eindruck gemacht. Was aber, meine Hochachtung vor ihnen nicht ein bisschen schmälert. Hut ab vor euch, Jungs! Ich schwöre es, ich werde, aus Respekt vor euch, beim nächsten Polizisten-Witz nicht lachen. Na ja, man kann einmal so was aushalten. Nicht wahr?
     
    Ich bin dankbar für das frühe Wecken, denn so kann ich mich rechtzeitig für das Frühstück in der Jones Street anstellen. Ich kriege langsam den Bogen raus, dass es Blödsinn ist, sich, nur damit man unter den Ersten ist, eineinhalb Stunden vor Beginn anzustellen. Das alle Beste ist, wenn ich es so auf die Reihe

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