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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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den Zettel wieder weg.
    Die zwei jungen Hobos reden inzwischen von irgendeiner Kleinstadt , irgendwo in einer trostlosen Einöde. Sie sind von dort weg, weil da ein Tag wie der andere geschehnislos vor sich hintuckert. Hier dagegen ist jeden Tag irgendeine Aktion.
    Na klar, anstehen morgens, anstehen mittags, anstehen abends, pennen auf der kalten Bank oder anstehen für eine freie Matratze und den ganzen Tag irgendwo in dere n Nähe herumlungern, damit man es rechtzeitig bis dorthin schafft. Aber das ist nichts für mich...
    Ich lasse das Mittagessen und das Abendbrot verstreichen und gehe lieber weit, weit raus in d as Spanische Viertel. Wunderschön gepflegte grüne Hügel mit Palmen erheben sich sanft. Malerisch bunte Häuser mit roten Wellziegelsteindächern säumen die Straßen. Eine nach mexikanischer Lehmbauart anmutende Kirche ist blendend weiß angestrichen. Dann ändert sich das Bild, und die Straßen sehen weniger gepflegt aus, dafür sind sie aber viel belebter, mit billigen Läden. Billigen Bananen!
    Die nächste Suppenküche ist um die fünf Meilen Entfernung von hier. Wenn ich jetzt einen Trolleybus nehme, schaffe ich es gerade noch zum Abendbrot. Aber ich gebe diesmal diesem Magenmagnet nicht nach. Ich fühle mich wunderbar in dem Nachmittaggewimmel, und meine Kekse schmecken, meine Banane schmecken. Also alles Banane.
    Ein Japaner mit einem Kindergesicht möchte, dass ich eine Liste gegen den „Crack“ unterschreibe. Er erzählt mir dieselbe Geschichte, die ich schon von New York City kenne, noch mal: Die Kommies wollen die Zivilisation in Amerika zerstören... Sie terrorisieren die ganze Welt, und machen bumm, bumm Anschläge bla bla bla...
    Ich habe heute ein schwarze s T-shirt unter der Jacke mit einem großen, roten Stern in der Mitte, und um den Stern rum eine weiße Aufschrift „SAN FRANCISCO MIME TROUP“. Ich entblöße mich bis auf den roten Stern.
    „Ich warne dich, mein Freund. Meine Unterschrift explodiert nachher auf dem Blatt. Weißt du? Ich komme auch von so einem bösen Land.“
    Der Bengel wird total verwirrt und stottert unsicher: „Es ist nicht war, die Kommunisten sehen nicht so aus, wie du.“
    „Natürlich nicht. Ich bin ein getarnter Kommunist.“ Ich mache den Mund auf, und zeige ihm meinen verplombten Backenzahn. „Siehst du den? In diesem Zahn ist die Zyankali Kapsel eingebaut. Weißt du? Wenn ich zum Beispiel so eine Straße, wie diese hier in die Luft jage, und anschließend erwischt werde, brauche ich bloß kräftig draufbeißen, und damit ist es aus.“
    Der arme Junge, runzelt seine Stirn so, dass er sie vielleicht nie wieder glatt bügeln kann. Seine Augen verengen sich und wirken als wären sie senkrecht in sein Gesicht geschnitzt.
    Ich muss mich umdrehen und schnell weitergehen, damit er mein viehisches Gewieher nicht mitkriegt.
     
    An einer breiten Straßenkreuzung steht eine lange Autoreihe vor der Ampel und wartet auf das grüne Startsignal. Die Fußgänger verlieren sich in dem großen Raum. Als die Autos losfahren, tritt auch ein älterer Schwarzer Mann vom Bürgersteig auf den Fahrdamm. Aber kaum macht er drei Schritte, beginnt er zu zittern und sackt wie ein nasser Lappen zusammen. Er versucht aufzustehen, aber sein Oberkörper, als wäre er aus Blei, zieht ihn nach unten. Seine Beine schaffen es nur bis auf die Knie zu kommen und sind nicht in der Lage den Kopf vom Boden zu heben. Er streckt die Hände nach vorn und fuchtelt verzweifelt auf dem Asphalt. Er versucht zu kriechen. Da fahren die Autos quer zu seiner Richtung los und machen einen Schlenker um ihn herum. Das versetzt ihn in Panik, und er beginnt fürchterlich zu zappeln. Ich überlege einen Moment, ob er besoffen, krank oder zugekifft sei?
    Als ich zu der Einsicht gelange, dass es scheißegal ist, was er hat, er braucht Hilfe, kann ich nur noch zugucken, wie ein Weißes Liebespaar sich aus der Umarmung löst, und der Mann kreuz und quer über die Straße hetzt. Er hebt den zuckenden Körper auf und schleppt ihn bis zur Ecke, und setzt er ihn mit dem Rücken an die Wand gelehnt hin. Die Freundin ist inzwischen zum Telefon gerannt und spricht schon mit irgendjemandem. Als ich zu ihnen hinüber komme, brauchen sie meine Hilfe nicht mehr.
    „O.K. Danke. Der Rettungswagen ist schon unterwegs“ sagt der junge Mann...
    Ich schäme mich, als ich weitergehe. Wenn jemand Hilfe braucht, soll man nicht erst nach der Ursache nachpopeln...
     
    Versunken in meinen Gedanken laufe ich die Mission Street

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