Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
belieben hin und her gedreht werden können. Das Pulsieren von Frisco umgeht die Ausgestoßenen der eigenen Stadt wie Inseln...
Fremde Drähte tasten nach mir, um mich ans stromlose Netz anzuhängen, aber mein Abenteuerblut kocht noch. Ich gebe meine Nummer einem bekannten Gesicht: „Danke, Bruder, ich bin fünfzehn Plätze vorgerückt!“ Als wenn das nicht einerlei wäre, mit „41“ oder mit „26“ nicht reinzukommen.
Ich bin müde, und mir ist kalt, aber ich bin stolz auf meine Freiheit. Ich darf mir selber aussuchen, auf we lcher Bank ich schlafen werde.
Vor einem hellerleuchteten Schaufenster breiten zwei alte Penner ihre verschlissenen Säcke aus und genießen bei eine r Glimmkippe die Nacht. Die habe ich noch bei keinem Asyl gesehen, und nach ihren Säcken zu urteilen, verschmähen sie die...
So wie ich auch.
An der Market Street wartet eine elegante Dame auf ein Taxi. In der Mission Street biegen zwei berittenen Polizisten nach rechts. An einer Ecke: „Psst, Mann, haste nen Quarter für mich?“ An einem McDonald’s zwinkert mich ein Hamburger an. Ich zwinkere zurück und gehe weiter. Mein Magen murmelt auch etwas dazu, aber ich verstehe ihn nicht. Fünf Minuten lang wärme ich eine windige Bank, etwas länger eine geschütztere. Auf dem Bahnhof übernehme ich endlich Friscos traumbringende Schwingung.
Frühmorgens, bevor noch der Kreislauf der Stadt in Gang kommt, sitze ich schon in der Metro, denn die Bundesautobahn „ 580“,
der Sonnenschein und ein Polizist
warten schon auf mich.
Ich laufe auf der recht belebten Autobahn, um einen günstigen Platz auszusuchen. Plötzlich höre ich in meinem Rücken, wie jemand sein Radio grölen lässt und schön langsam hinter mir her rollt. Irgendein Hörspiel, Krimi, in dem irgendjemand aufgefordert wird, den Platz zu verlassen, und für zwei kurze Momente hört man eine Sirene heulen.
Nach einer Weile habe ich die Schnauze voll von diesem Stint hinter mir, drehe mich um, um zu sehen, wer da mit mir so rumäfft. Oh, nanu, das sind aber ein echter Polizist und ein echtes Polizeiauto mit Lautsprechern auf dem Dach, die mich ansprechen.
„Na endlich, Freundchen, wie lange soll ich denn noch hinter dir herfahren? Hast du denn das Schild nicht gelesen?“
„Ooh!.. Welches Schild? Das dort etwa?“ zeige ich auf eine weiße Tafel.
„Ja genau das! Da steht doch groß genug draufgeschrieben: Für Fußgänger weitergehen verboten!“ belehrt er mich.
„Oh, Entschuldigung. Wo kann ich denn hier stehen bleiben?“ frage ich verzweifelt, aber höflich.
Er weist mit dem Arm nach hinten. „Du gehst schön zurück, liest das, und bleibst davor stehen, wo du willst! Aber kein Schritt hinter dem Schild. O.K. Bursche!? Nun, Gute Reise!“ und er fährt weiter.
Also ein paar Schritte zurück und bye, bye Frisco, Ich komme noch irgendwann zurück, aber jetzt muss ich weiterziehen. Die Straße bestimmt jetzt meinen Rhythmus. Und wenn die Asyle die ersten Delinquenten heraushusten, dann sitze ich schon längst in einem Auto nach Süden.
Ein Schwarzer Gentleman gibt mir einen kurzen Ritt, den er noch mal um das Doppelte verlängert. Denn an der Stelle, wo er mich aussetzen will, ist die Autobahn wegen Bauarbeiten geschlossen und umgebuddelt. Obwohl er es sehr eilig hat, kurvt er mit mir lieber noch eine halbe Stunde lang durch Umleitungswirrwarr, als dass er mich diesem Schilderchaos ausgeliefert sehe.
Die „580“ ist wieder unter meiner Sohle. Hurra! Unbekümmert des spärlichen Verkehrs fühle ich mich frei. Dieses Gefühl muss ich gleich in die Mundharmonika leiten. Dazu noch einige erfrischende Liegestützen, und schon rolle ich mit einem wortkargen irischen Kumpel bis Dublin.
Der nächste Fahrer, ein junger, dicker Redneck, ist umso redseliger. An seinem Pickup ist ein großer Wohnwagen rangehängt, der uns nach jedem bisschen Wind hin und her schaukelt. Neil fährt daher sehr vorsichtig und langsam. Er ist ein gemütlicher, zufriedener Kerl.
„Siehst du, so lebt ein echter Redneck. Pickup-Truck, Baseballmütze, Büchsenbier!“ Er rückt sein Baseballkäppi zurecht, macht eine Bierdose auf und zieht genüsslich daran. „So macht das Leben Spaß. Nur noch der Hund, hinten auf der Ladefläche, fehlt.“
Wir überholen einen langsam fahrenden Farmer, auf dessen Pickup hinten ein schwarzer Köter mitfährt.
„Siehste, dieser Kumpel weiß , was sich gehört.“
Der Hund stemmt sich gegen den Fahrtwind und kl äfft glücklich in die
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