Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
mich von John, er fährt weiter geradeaus noch so um die fünfzehn Meilen und überbringt meine Grüße an seine wunderbare Familie... meine Straße biegt vor einem roten Hügel voller Felsen nach rechts.
Die Felsen sind noch von den letzten Sonnenstrahlen mit Orange und Purpur übermalt, aber mit ihnen schwindet auch mein letzter Hoffnungsschimmer auf einen Lift. Ich stehe gegenüber einer Tankstelle mit Einkaufsladen, und beobachte, wie sich eine einsame Farm, in Richtung Yosemite weit weg von der Straße in der weitgestreckten dunkelgrün-braunen Wiese in der Dunkelheit auflöst. Hier ist es hell unter der Lampe. Aber vergebens frage ich die wenige Kundschaft, alle fahren natürlich wo anders hin.
Ein Mann kann seinen Pickup nicht starten, da gehe ich, um ihm beim Anschieben zu helfen. Ohne Erfolg. Seine Batterie ist leer. Weitere Versuche zu dritt helfen auch nicht. Schließlich hilft ihm der Tankwart mit einer Startbatterie und zwei drei Reparaturhandgriffen im Motorraum aus. Wrumm wrumm... tuck-tuck-tuck und der Typ ist nicht mehr so misstrauisch mir gegenüber. Er nimmt mich einige Meilen mit und lässt mich dann an einem Abzweig in die Dunkelheit hinaus.
Vorsichtig taste ich mich wieder an meine Straße zurück und winke den ersten zwei Autos zu. Aber ich muss einsehen, dass derjenige, der in dieser Finsternis für einen Tramper anhält, selber einen Schaden haben muss. Und ich bin doch nicht so beknackt bei so jemandem einzusteigen. Es ist auch besser so, denn in einer dreiviertel Meile finde ich eine Brücke, unter der ein schneller Bach plätschert. Der beste Platz zum Schlafen. Unter der Brücke ist es trocken und ruhig. Der Beton absorbiert die Autogeräusche. Schnell mein Nachtlager fertigmachen, und ab in den Schlafsack. Wunderschön sind meine Träume...
Als die Sonne über das Ufer klettert, findet sie mich schon frisch gebadet aus dem kalten Wasser kommend. Kein Mensch weit und breit, so brauche ich mich nicht gleich abzutrocknen und anzuziehen, sondern kann meine Frühgymnastik nackt absolvieren. Zum Abschluss noch ein inniges Tai Chi. Sechs Meter über mir ist die Bücke, vor mir im Tal summt der klare Bach. Ich hocke mich in dem saftigen Gras auf die Fersen und meditiere. Augen zu, und ich vernehme nur noch das Plätschern des Wassers. Mein Atem ist gleichmäßig und meine Lungen füllen sich voller frischer Luft. Ich spüre wie mein Inneres von Atem zu Atem reiner wird. Schließlich stehe ich neugeboren in gewechselten, sauberen Kleidern, bereit zu neuen Abenteuern, auf der Straße.
Sauber sein ist ein herrliches Gefühl... Au weier, ich strahle schon wieder, und zwar dermaßen, dass die beiden jungen Forstwirtschaftler, die meinen Weg gleich zehn Meilen verkürzen, Feuer fangen und am liebsten mitkommen würden. Aber die Forstarbeit und die Familie erwarten sie...
Der Nächste, ein älterer Farmer , beschließt auf der Stelle, nächstes Jahr nach Europa hinüber zu kommen.
„Na klar! Wenn du kommst, bist du selbstverständlich mein Gast. Du sollst vorher aber einen Brief schicken“, und ich bedanke mich bei ihm für die Fahrt und dafür, dass er mir in der kurzen Zeit beigebracht hatte, was der Unterschied zwischen einem Redneck und einem Hill Billy ist.
Der Redneck sei der einfache Typ an der Westküste und im S üden, wie er selber. Der Hill Billy aber sei der anspruchslose Schlucker im Mittelwesten... fast wie ich, aus dem Wilden Osten...
Die in Herbstlaub gekleidete n Hänge und Täler der Sierra Nevada flößen nostalgische Wild-West-Romantik in mein Herz. Irgendeine uralte Erbsubstanz bestimmt plötzlich meine Sinne und saugt die goldenen Baumkronen, die die Natur in den grüngestreiften Ockerwellen der hügeligen Berghänge getupft hatte, in sich auf. Ich weiß jetzt genau, was das Hauptproblem der Indianer und der Typen, die in den Städten auf unsichtbaren Drähten gehängt auf den Abstellgleisen warten, ist; ihre urnatürlichen Bedürfnisse werden, wenn überhaupt, auf künstliche Weise befriedigt.
Mein Magen brummt auch schon nach Befriedigung.
Der nächste Ort, Buck Meadow, ein kleines Nest umgeben von Bergen, hat nur wenige Häuser, eine Post, einen Supermarkt und ein Café oder eine Kneipe, oder viel eher einen Ort, wo die Leute hinkommen, um zu frühstücken. Ist auch egal. Kaum setze ich mich auf eine Bank ganz hinten in der letzten Reihe hin, kommt schon die Kellnerin - es gibt hier Schnellbedienung mit wenig Frühstücksmenüs - und paar Minuten später meine
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