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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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einfach in Las Vegas herumtrampst, greifen dich die Bullen und schmeißen dich aus der Stadt in die Wüste, und da kannste dann warten, dass dir jemand nen Lift gibt.“ Aber der Prophet war allem Anschein nach selber noch nicht hier. Er meinte nämlich, dass die Stadt mitten in die flachen Wüste gebaut wäre, was so aber keines Falls stimmt, denn zur einen Hälfte ist sie in einigen Meilen Entfernung von Bergen umgeben. (Kahle Berge, aber Berge!)
    Auf den Straßen ist wenig Verkehr, die Leute lassen ihre Autos in den Motels und Hotels , und Busse verkehren in kurzen Abständen. In den Gesäßtaschen der Männer protzen die Portemonnaies. Alles atmet hier Sicherheit und fast übertriebene Ordnung.
    Als es dunkelt, suche ich aus dem Telefonbuch die Adresse der Heilsarmee heraus und frage gleich Jemanden nach dieser Straße. Der dorftrottelähnliche Typ fragt prompt zurück, ob ich die Heilsa rmee suche? Das ich nur zögernd zugebe.
    „Dann komm mit mir! Ich gehe auch dorthin“ Lädt mich der angetüterte Spriti ein.
    „Verwichst, ich hab mein ganzes Vermögen verspielt, mein en Truck, mein Geld, alles! Und den Rest ham die Nutten kassiert. Nu warte ich schon seit Tagen, dass mein Weib mir Geld fürn Busfahrschein schickt. Ich hab nicht mal warme Klamotten“ bibbert er in seinem kurzärmligen Hemd und wird nur durch die Hoffnung auf ein warmes Essen aufgeheizt.
    Aber bei der Heilsarmee haben wir kein Glück: Sie schicken uns zu einer Mission weiter. Charley weiß sogar auf Anhieb , welche Mission sie meinen. Er scheint sich in Sachen Suppenküchen und Unterkunft bestens auszukennen. Aber sein Glück hat ihn wirklich verlassen, denn das Abendbrot ist auch hier schon zu Ende. Er bettelt beim Küchenchef am Hintereingang. Aber nix!
    Am Haupteingang stehen schon an die zwanzig Leute Schlange. Ich stelle mich an, Charley jedoch düst we iter. „Ich muss heute noch Futter auftreiben.“
    Es sind die verschiedensten Typen, die in der Reihe stehen: Einige Penner, besserbetuchte Männer, ein Mann, so eine Art Schönling mittleren Alters in einem superelegantem Abendanzug, frisurgestylte junge Burschen, ein hohlwangiger Alter, dessen struppige, graue Haare bis in den Nacken wuchern...
    Endlich öffnet sich die Tür. Wir treten in einen schulklassenähnlichen Gebetsraum ein, setzen uns, und die Messe beginnt. Ein Weißer Priester, zwei Schwarze Gehilfinnen und ein Schwarzer Prediger traktieren uns mit Sprüchen.
    Der Schwarze beschwört uns zur Bekehrung, wie herrlich die Erleuchtung sei. „Auch ich habe viel Alkohol getrunken, bis ich eines Tages mit meinem Sohn fast in einen Abgrund fuhr. Als ich gerade noch anhalten konnte, sagte eine Stimme zu mir: ‘Hör auf zu trinken!’, und seit dem habe ich keinen Alkohol mehr getrunken. Denn ich wusste, dass das die Stimme des HERRn war. Gott hat mich auserkoren, um ihm zu dienen.“
    Er malt angeberisch all die bösen Taten, die er zuvor begangen hatte, aus: „Ich ging zu Partys, lag besoffen, zugekifft, bewusstlos am Boden, war an Prügeleien, an Messerstechereien beteiligt, habe meine Familie terrorisiert...“
    Der struppige Alte macht eine gelangweilte Miene, als würde er denken: „Dann ist ja alles in Ordnung, es geht alles von selbst, der Mensch braucht sich gar nicht erst anstrengen, um sich zu ändern, der HERR wird schon sagen, wenn es soweit ist; ‘Hey Kumpel!’ und ab diesem Moment wird sowieso alles anders. Also wozu soll ich überhaupt etwas ernst nehmen?“
    Er wartet nur noch darauf, dass der Typ endlich aufhört und man die Betten austeilt. Alle warten nur noch darauf. Aber die Prediger nutzen unser Ausgeliefertsein aus. So müssen wir zum Finale noch Psalmen singen. Die auf dem Katheder übertönen den mickrigen Chor der Seelenheilerwartenden. Schwester Claudia singt mit fester Stimme vor, und wir lesen den Text aus den ausgeteilten Büchern: „Du sollst mich reinwaschen und mich säubern von meinen Vergehen, denn ich bekenne meine Sünden...“ singe ich aus voller Kehle. Aber damit allein lassen sie sich nicht abspeisen, wir müssen noch mindestens vier Titel von ihrer Hitliste absingen, bevor endlich das letzte Amen erschallt.
    Ein älterer Herr am Katheder trägt unsere Namen in ein Buch ein: Wer zum ersten Mal hier ist, bekommt zuerst ein Bett, dann kommen die Wiederholungstäter. Ich habe also einen Platz, aber erst ab zehn Uhr, solange wollen sie noch den Fünfzig-Betten-Schlafsaal sauber machen.
    Ich nutze die Zeit für einen ausgiebigen

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