Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
Strecke, wo dich die Fahrer schon von Weiten sehen können. Sogar die Truckfahrer.“
Langsam entsteigen wir aus diesem Felsenreich und gelangen an einem schnurgeraden Straßenabschnitt, wo mich der alte Stevens solange fährt, bis er eine Wendestelle findet.
„Nun hier hast du einen besseren Platz“ sagt er. „In einer Stunde schaue ich noch mal vorbei. Es kann heute noch regnen, und wenn du immer noch hier stehst, bring ich dich zu m Damm zurück, dort kannst du ein Dach über den Kopf finden.“
Als er mit dem Auto wendet, sehe ich an seinem Nummernschild, dass er aus Nevada ist. Trotzdem hat er mich nach Arizona herübergebracht...
Und Recht hat er mit dem Wetter auch. Es fängt an zu nieseln, und der Wind bläst unangenehm. Ich höre die Autos von der Ferne, und sehen kann ich sie auch schon von weitem, wie sie leicht bergauf auf mich zusteuern. Es kommt ein großer, weinroter Ford, ich erkenne den Prediger von gestern Abend und eine von den Schwestern, die auch auf dem Katheder stand.
Ich gestikuliere wild: Hey, hallo! ich bin derjenige, der eure Messe gestern aufgenommen und mitgesungen hat! Aber sie würdigen mich keines Blickes. Aufgeblasene Hohlköpfe! Wenn ich euch gestern mein en Glauben geschenkt hätte, hättet ihr ihn jetzt getötet. Sie strahlen förmlich von Selbsterfülltheit. Ja, so sind die, die sich plötzlich von einem Tag auf den anderen bekehren lassen. Bis dahin war er Sklave des Rauschgiftes, und jetzt ist er Sklave seiner Bekehrenswut. Ich sehe da, bei aller Gutmütigkeit keinen Unterschied. Mit beidem belästigt er nur seine Umwelt anstelle, dass er sich mal erst mit sich selber beschäftigen würde...
Aber was soll das, es ist nicht mein Bier. Zum Glück habe ich nicht viel Zeit, um darüber ausschweifig nachzusinnen, denn es erscheint ein großer Truck. Und der alte Stevens hat Recht behalten: Rechtzeitig erblicken und nicht zu schnell fahren, das ist das was die Truckfahrer am besten zum Stehen bringt. Und natürlich: ich.
Schon düse ich auf der in die felsigen Hügel geschnittenen, schnurgeraden Landstraße. Dan, der Truckfahrer kennt sämtliche Gepflogenheiten der Polizisten und hat auch einen Radardetektor. Wenn der zu pfeifen anfängt, erkennt er sofort, wie weit vor uns ein „Bär im Gebüsch“ hockt. Ein roter Porsche rast an uns vorbei.
„Fahr du Idiot, wenn du auf mich nicht hören willst.“
Kaum später fahren wir an ihm vorbei. Er steht neben dem Polizeiwagen. Aber wir überholen ihn noch einmal, wieder bei einer Kontrolle. Tja, er muss viel Geld haben.
„Wenn ich so viel Geld hätte, ständig den Polizisten zu zahlen, würde ich bestimmt nicht mehr hier sitzen und Sachen transportieren“ sagt Dan. „Das ist kein leichtes Leben. Besonders , wenn man verheiratet ist. Ich bin gerade frisch von meiner Frau geschieden. Ein Jahr waren wir schon zusammen, ohne nur ein Problem zu haben. Es war alles im Besten. Ich war viel unterwegs. Ich wohne in Tucson-Arizona, und eine Fuhre nach Oregon und von dort zurück dauert glatt eine Woche. Einmal ist sie zufällig viel kürzer geraten, und ich kam zwei Tage früher nach Hause. Nun hatten wir ein Problem; sie war nicht allein. Aber ich habe sie nicht geschlagen. Ich bin doch schuld, wenn ich schon heirate, was zum Teufel muss ich immer fern von ihr sein? Aber nun, es ist auch nicht schlecht, wie es gerade läuft, Ich habe zwei Freundinnen, die ich unterwegs abwechselnd besuche...“
Die „Bärengefahr“ ist vorbei. Wir dröhnen wieder mit siebzig Meilen. Aus dem CB Radio erfahren wir, dass es in den nächsten fünfzehn Meilen auch so bleiben wird. Das reicht uns auch, denn Dan fährt bei Kingman auf eine Truck-Stop-Station. Es folgt Tanken in der achtzehnten Spur, Einparken und Dan lässt mich auf eine Liste für eine kostenlose Dusche eintragen. Die Fahrer, der hier eingetragenen Unternehmen sind berechtigt, die Dusche zu benutzen. Also wir sind die Fahrer, Dan und Les, von der Company; was weiß ich... Wir müssen jedoch mit einer Stunde Wartezeit rechnen. Anschließend könnten wir noch fünfundzwanzig Meilen zusammen fahren, dann muss er nach Süden auf der ‘93’, ich aber will auf der ‘40’ nach Osten, und zwar lieber noch im Hellen. Es wird leider bald dunkel draußen.
Obwohl ich mich unverzüglich, ohne Duschen auf den Weg mache, bleibt kaum noch etwas von der Sonne übrig. Nur die steilen Hänge der schneebedeckten Huala pai Gipfel leuchten noch in ihrem vollen Pomp und wachen von der Ferne über
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