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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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erst später herausgefunden, dass die Erde dort silberhaltig ist. Aber nur einige Gramm in jeder Tonne. Wenn wir Silber gewinnen wollten, müssten wir erstmal die Straße bis dorthin ausbauen, Maschinen kaufen und die Erde nach Oregon fahren lassen. Dort wird daraus Silber gewonnen.“
    Also, sie sind im Prinzip wohlhabend, in der Tat arm, in der Seele aber reich und liebevolle Me nschen...
    Robert ist sehr verwundert, als er meinen Schlafsack sieht.
    „Mit dem willst du in den Grand Canyon fahren und dort draußen schlafen!?“
    Er räumt mit der Hilfe der Anderen einen vollgestopften Pickup völlig leer, nur um die aluminiumisolierte Überlebensdecke zu finden und sie mir zu schenken.
    „Du sollst dich nachts , samt deinem Schlafsack, hiermit gut einwickeln. Sie wird dich so mit Sicherheit vorm Erfrieren retten.“
    Ich falte sie ganz klein zusammen. Und die ganze Mannschaft versammelt sich, um mich zu verabschieden. Der Alte kommt aus dem Eisenbahnwaggon, und Allen ist auch schon auf unserem Hof. Sie veranstalten ein Riesenpalaver, setzen sich alle zu Marilyn in die, in dem Sand stehenden Sessel und auf das Sofa, damit ich ein Abschiedsfoto machen soll. Ich knipse gleich zweimal, und wir lachen alle über den tollen Gag. Ein lustiges rauromantisches Bild, im Hintergrund die Wüste, der Wind treibt Sand und runde Trockensträuche rollen hin und her...
     
    Als mich Allen und Eddie aus der Geisterstadt herausfahren, und wir an den von Sanddünen zugewehten, verlassenen Häusern und dem schon längst schienenlosen Bahnhof vorbeifahren, fällt mir ein, dass ich den Film falsch eingefädelt hatte.
    „In einer Stunde kommen wir wieder hier lang zurück“ sagt Eddie. Damit lassen sie mich in der Mitte der Wüste aussteigen und fahren an einem schmalen Weg nach rechts weiter.
     
    Ein erhebendes Gefühl, so allein zu sein und in die unendliche Weite sehen zu können. Jedoch eine halbe Stunde reicht mir von dieser Romantik, denn egal wie rum ich mich drehe, der Wind singt sein sandkörniges Lied immer in meine Augen.
    Nur zwei Autos passieren in einer Stunde, und die sind voll besetzt. Aber das dritte ist meins:
    Eine dunkle Mietlimousine mit Reinhold, dem deutschen Touristen, der nicht besonders begeistert ist einen Nichtamerikaner, und dazu noch einen Deutschsprechenden, mitzunehmen. Ja, man muss den Urlaub für Sprachübung nutzen. Zugegeben, ein Einheimischer wäre mir auch lieber. Obendrein ist er auch noch wortkarg. Ich überschütte ihn mit einem Wortschwall, bekomme aber nur magere Antworten, was mich an ihm als Psychologen zweifeln lässt. Als ich ihm mit politischen Fragen auf den Zahn fühle, antwortet er berufskennerisch. So rollen wir begleitet von der Seelenanalyse eines Franz Josef Strauß’ ins Innere des Death Valley...
    Der Motor brummt, die Fotoapparate sirren. Gut, dass haben wir auch gesehen, die von Bergen umarmte Wüste, unterbrochen von Flächen der Salzseen.
    „Damals war es hier tödlich, denn diese kahlen Berge sind zwar täuschend nahe, aber die sind unüberwindbar. Gestern Abend stand ich noch auf der höchsten Erhebung von Kalifornien am Mount Whitney, und heute bin ich hier am tiefsten Punkt der USA. Minus sechsundachtzig Meter“ schwärmt Reinhold. Und überall um uns herum sind ausgeblichener Sand, ausgeblichene Berge, Hitze!
    Zu Fuß besteigen wir einen kleinen Hügel, dahinter ist wieder Wüste.
    Wir fahren an einer Oase vorbei. Autos und Wohnwagen unter Palmen und natürlich ein Souvenirladen, dahinter: die öde Weite!
    Je weiter wir uns aber Nevada nähern, desto mehr ändert sich die Vegetation. Eine schnurgerade, rissige Straße schneidet sich durch das nicht sehr üppige, grüne Tropengebüsch, grünbärtige rote Felsbrocken tauchen auf, und hinter beigefarbenen Bergen
     
erscheint Las Vegas.
    Wir steigen allmählich in die Ebene herunter und merken es kaum, dass die ersten Motels bereits die breitausladende Stadt anzeigen...
    In der City dann: Danke und Good bye, Reinhold! Nur noch mein roter Rucksack, die Mokassins und ich - und die Leute, die mich mit weit aufgerissenen Augen anstarren. Schon wieder der Marseffekt! Als wäre ich aus einem Spielberg Film herausgetreten. Ich fange langsam an, mich so zu fühlen. Mit etwas Hirnakrobatik, Entkrampfungsübung und von dreißig Augenpaaren begleiteten Apfelkuchen bei McDonalds löse ich endlich den Knoten und begrüße die Leute. Dabei fällt mir ein, was mir jemand in Kalifornien für Las Vegas prophezeit hatte: „Wenn du so

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