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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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er eigentlich Deutscher sei. Die Sprache kann er nicht sprechen, aber das macht nichts, er zieht sein Augenlid ganz nach unten:
    „Siehste! ich habe blaue Augen... Hey, sag mal, kannste massieren?“
    Er will mich überreden, mit ihm nach Boulder City mitzukommen, dort besäße er ein Hotel, und wenn ich müde bin, kann ich auch bei ihm schlafen. Ich soll ihn auch massieren und er bezahlt es mir... Ich lasse ihn weiter hoffen, das hält ihn solange wach - und mich am Leben.
    Da ist es eine Erleichterung wieder auf der Straße zu stehen. Aber lange hält die Freude daran nicht an, denn die Fahrer scheren sich in dem kalten Wind ein Furz um mich. Ich laufe lange zwischen den kahlen Hügeln, bis ich einen windgeschützten, sonnigen Platz finde. Unterwegs hebe ich eine leere Obstkiste auf und schneide mir aus den zarten Brettern zwei Schuheinlagen für meine dünnsohligen Mokassins aus, denn die Pappkartoneinlagen haben sich schon längst in keimige Krümeln aufgelöst. So macht das Laufen gleich mehr Spaß, und die Sonne lässt sich auch blicken. Es wird mir sogar warm, und ich merke dabei kaum, dass ich schon über eine Stunde warte, auf den Kerl aus New York, der mit seinem großen Miet-Chevrolet unterwegs ist und mich bereitwillig zu seinem Beifahrer macht.
    Seine allererste Frage lautet unverzüglich:
    „Hast du Kraut?“
    „Es tut mir leid, mein Freund, ich rauche sowas nicht.“
    „Schade, und ich dachte, du musst es mit Sicherheit haben.“
    Schweigsam fahren wir bis zum Hoover Damm. Ich bin vor einem Monat, er vor einem Tag aus New York City losgefahren, und wir beide kommen gleichzeitig an. Mit dem Unterschied, dass ihn dieses Wochenende mit Flug, Mietlimousine und Motel tausendzweihundert Dollar kostet. Nun derart vororganisiert bin ich natürlich nicht...
    An dem halbkreisförmigen, weißen Beton-Staudamm steige ich aus und laufe über den Colorado River. Zu meine r Linken erstreckt sich ein riesengroßer, zwischen die Bergen gedrängter, grüner See, auf dem ein Schiff voller Touristen, so groß erscheint wie ein Streichholzschachtel, in der bis zum Rand gefüllten Badewanne. Auf der anderen Seite keilt sich eine Betonmauer zwischen den rauen Felsen. Unten am Fuße der Mauer laufen Gruppen von winzigen Menschen herum. Ein Fahrstuhl hat sie hinuntergebracht. Der besoffene Typ hatte mir vorhin ans Herz gelegt, dass ich dort unbedingt ‘runterfahren muss, denn der Fahrstuhl soll eine Glaswand haben, und man könne aus der Kabine während der Fahrt das Wasser sehen.
    Dazu müsste ich erstmal eine Stunde anstehen, oben am Lifthäuschen. Da wasche ich mir lieber die Haare in einer Toilette, begleitet von stichelnden Bemerkungen der Wochenendausflügler. Schließlich sehen sie jedoch mein Argument ein, dass es besser sei einem sauberen, als einem dreckigen Tramper zu begegnen. Ein alter Cowboy kann sein fröhliches Wiehern nicht zurückhalten, als ich meinen Kopf unter den Handtrockner halte. Den Rest trocknen die sich bekämpfende Sonne und der kühle Wind...
    Auf der anderen Seite des Colorado Rivers, wo die Serpentine sich steil über den Felsen hoch schlängelt bin ich schon
     
IN ARIZONA.
    Ich frage mich an einem Parkplatz durch, aber es sind alles nur Touristen hier, die erfahrungsgemäß keinen Tramper mitnehmen. Da erscheint ein Polizeiwagen, der zwischen den beiden Ufern des Flusses hin und her pendelt und der Fahrer, ein älterer Polizist, inspiziert alle Parkplätze, betrachtet auch mich, ohne jedoch etwas zu sagen und rollt gemächlich weiter. Ich stehe hier nicht gesetzeswidrig, denn der Parkplatz ist für Fußgänger nicht verboten. Umso unbehaglicher wird es , als ich nach aussichtslosem Herumfragen auf der ermüdenden Serpentinenstraße nach oben kraxele. Einer Kurve folgt der andere, und die Autos haben nicht mal so viel Platz am Straßenrand, dass sie anhalten konnten. Gerade an der ersten Haltemöglichkeit überholt mich der Polizeiwagen mit dem alten Polizisten, fährt an den bisschen breiteren Rand und es gehen die Bremsleuchten an. Dann öffnet sich die Kofferklappe vor meiner Nase. Es ist klar, er will mich jetzt einlochen, denk ich mir. Ich bin als Fußgänger absolut verkehrt hier. Ich lege automatisch meinen Rucksack in den Kofferraum und drücke die Klappe zu. Da winkt mir der alte Polizist auf den Beifahrersitz...
    Ja, und er meint auch, dass ich hier verkehrt bin, denn zwischen diesen Kurven wird wohl keiner für mich anhalten.
    „Ich fahr’ dich hier raus auf eine gerade

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