Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
Schluchten, sind die Felswände dunkel und rau, dann etwas höher, sieht alles aus, als wäre dort ein breites, braunes Meeresbecken, ohne Wasser, dann steigen die mit Bäumen bewachsenen grauen Wänden wieder steil nach oben und wechseln ihre Farben erst in einen Purpurstreifen, dann werden sie rot, betupft mit blaugräulichen Flecken, darauf folgen leichtere, und wieder steilere Steigungen in rot. Die Türme werden enger und enger und enden in einer grau- und weiß melierten Spitze. Es gibt hunderte von solchen Pyramiden und Terrassen in verschiedenen Variationen. Und jeder von ihnen ist schon in sich ein Berg. Manche sind niedriger, die enden schon bei der roten Farbe. Aber es gibt welche, die nach dem Grau-Weiß noch von einer dunklen Schieferschicht bedeckt sind, diese enden in einem langen, schmalen Plateau und sind nicht spitz. Die harte Bedeckung hat sie ein wenig besser durch die Jahrmillionen vor den Attacken des Windes und des ehemaligen Meeres beschützt.
„Sieben mal waren hier Meere und Ozeane“ sagt Vèlve. „Siehst du jene Schichten dort? Die Berge entstanden durch Verwerfungen. So sollst du es dir vorstellen, dass hier jedes Mal verschieden hohe oder tiefe Gewässer waren. Sie haben die vielen Streifen und die unterschiedlichen Farben hinterlassen. Ja, jedes hatte sein eigenes Becken geformt und ist dann verschwunden.“
Er scheint nicht nur die Geschichte , sondern auch den Canyon selbst gut zu kennen, und lächelt, als ich losziehe, um in einer Stunde in die Talsohle zu gelangen. Bessergesagt zum Anfang der ersten Schicht...
Ich werfe meine Stiefel vor mich hin ohne anzuhalten über eine Stunde lang. Aber der breite Pfad will immer noch nicht enden. Ich halte an, schaue hinunter und begreife langsam die Dimensionen. Das Ganze ist ein System von Canyons , in dem es selbstständige Canyons gibt. Jeder besteht schon in sich souverän und der Colorado River dort unten in diesem langen Riss sammelt sie zu einer größeren Einheit. Eine Art Canyon in dem Canyon, darinnen wiederum ein Canyon. Kilometer tiefe, zerklüftete Hänge und Risse.
Ich entdecke nach starker Beobachtung ganz weit unten auf dem offenen Pfad, der bis zum hohen Flussufer führt kleine, bunte Punkte, die sich bewegen. Das sind Menschen. Also völlig hoffnungslos zu denken; ich konnte bis Mittag nach unten und dazu noch wieder zurück laufen.
Bhakta hat inzwischen feine, vegetarische Gerichte auf den Tisch gezaubert. Alles ist strengstens aus Pflanzen hergerichtet. Sie verwendet nicht mal Honig. Teeinfreier Tee, koffeinfreier Kaffee, zuckerfreie Süßi gkeiten.
Ich schnappe immer noch nach Luft. Der Rückweg hat mich ganz schön mitgenommen. Bei den letzten Metern habe ich meinen Beinen mit den Händen nachgeholfen, indem ich über den Knien die Hose packte und sie hochriss. Trotzdem lachen die anderen nicht über mich.
„Wichtig ist, dass in dir Liebe zur Natur und Mensch wohnt“ sagt Bhakta.
„Wir haben gelernt alles zu lieben, alles was uns umgibt“ lächelt Michael und schreibt mit seinem schwarzen drahthaarigen, Halbglatzenkopf einen Kreis in die Luft. Er weist damit auf das Essen auf dem Tisch, auf den Stuhl, auf uns, auf die märchenhafte Landschaft hinter der Seitenscheibe. Vom Parkplatz aus betrachtet sieht es wirklich aus, als wäre ein Ozean vor unseren Füßen, mit tausenden von spitzen Inseln drinnen, die aus steilen Ufern entspringend sich stufenweise, Schicht für Schicht verjüngen. Fantastische Figuren. Am Boden des Ozeans ist ein tiefer Graben. Das Wasser ist eben gerade verschwunden, nur unten im Graben plätschert noch ein kleines grünes Bächlein, was in der Tat der wild reißende Colorado River ist.
„Du musst einmal hierher zurückkommen für längere Zeit“ schwärmt mir Vèlve vor. „Das ist etwas wunderbares, mit Maultieren hinunterzureiten, und ein großes Gebiet so zu erkunden. Ich war schon zweimal unten, einmal zu Fuß und einmal auf Maultierrücken geritten.“
„Nächstes Jahr wollen wir noch mal für zehn Tage hierher zurückkommen ”, sagt Bhakta und serviert die, aus Süßwurzeln komponierte Nachspeise.
„Mmh, es schmeckt wahnsinnig!“ rufe ich anerkennend und schiebe die Häppchen in den Mund.
„Wir haben eine Freundin, die hundert rein vegetarische Kuchen backen kann. Einmal hatte sie auf einer Party siebzig Kuchen gebacken. Alle waren verschieden. Wir hatten sie an der Bhagwan Farm kennen gelernt.“
„Kennst du Bhagwan?“ fragt mich Michael.
„Na ja, ich habe schon
Weitere Kostenlose Bücher