Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
ein seiner Bücher gelesen, als er noch in Poona war, in Indien. Sonst kenne ich ihn nur aus den Zeitungen. Dass er in Oregon ein riesengroßes Land gekauft hatte, und dass seine Leute dort kostenlos arbeiten, und dass er neunundneunzig Rolls Rolls besitzt, und irgendetwas mit diesen zwei Frauen, die eine, die ihm jeden Tag eine Mütze strickte und noch einen Haufen bösen Tratsch.“
„Ah, vergiss all das”, schüttelt Bhakta den Kopf. „Glaube denen kein Wort! Er ist der liebeswürdigste und bescheidenste Mensch der Welt. Er hat uns das Lieben gelehrt. Die zwei Frauen damals hatten die Verwaltung der Farm geführt. Sie wollten unbedingt, dass er die Rolls Royce’ hat und die strenge Hierarchie und Ordnung. Er war ein ganz lieber Mensch und hatte leider die beiden Frauen zu weit gehen lassen. Am Ende hatten sie ihn unter ihrer Kontrolle. Deswegen musste er Amerika verlassen.“
„Die ganze Welt verbreitet Böses über ihn, obwohl sie ihn gar nicht kennen. Derjenige, der ihn richtig kennt, liebt ihn auch“ sagt Vèlve.
„Wir fahren jedes Jahr drei Wochen auf die Farm, um zu arbeiten. Ja, die Farm existiert immer noch, zum Wohle der Gemeinde.“ Michael schluckt den letzten Happen hinunter und setzt fort: „In den drei Wochen tanken wir so viel Liebe auf, dass es uns für ein ganzes Jahr erfüllt.“
Bhakta übernimmt das Wort: „Ich bin seit zwanzig Jahren Psychologin, aber er hat mir beigebracht, dass Liebe das Wichtigste ist. Nun habe ich von ihm lieben gelernt.“
Das sind bei ihr keine leeren Phrasen. Ich sehe es an ihrer Beziehung. Sie ist die Frau und fünfzehn Jahre älter als Vèlve. Sie gehen Hand in Hand, als wir uns an die Kante der Schlucht stellen.
Links unter uns stehen riesige, pilzförmige gelbe Felsen. Von dort rennen steile, graue Felswände bis zu den rissigen, roten Ringen. Und Tatsache, aus diesen Schichten kann man die damalige Meeresoberfläche nachvollziehen. Wunderbar! Jahrmilliarden haben hier gearbeitet, Körnerweise hat der Wind die Berge abgetragen, mühsam die Felsen ausgeformt. Was ist denn nun dagegen ein Menschenleben, sogar ein ganzes Jahrtausend?
Wir rollen zwanzig Minuten, dann halten wir wieder Ausschau. Wenn wir in die Weite blicken, ändert sich nichts, wir sehen dieselben rötlichen Spitzen mit bizarren Terrassen. Aber die unmittelbare Gegend ändert sich Schlag auf Schlag: Langblättrige zarte Kiefern, rundliche, gebüschähnliche Kiefern, Blumen auf dem Plateau und unten in der Tiefe ein Haus für die Wanderer.
„Das ist das oberste Gebot, welches du im Leben lernen kannst: Lieben, die Menschen und die Natur“ sagt Bhakta.
Sie stehen da Arm in Arm, Vèlve in weißen Hosen und einem dicken, grauen Wollpullover, mit kurz geschnittenen, braunen Haaren, und Bhakta in einem grauen Trainingsanzug und kurzen gelben Haaren. Vor ihnen ist die bezaubernde Tiefe mit rostroten Türmen, neben ihnen Michael und ich. In unseren Herzen die Liebe, für Natur und für Mensch. Wie eine gute Familie, in der der Einklang der Eltern für Harmonie, Sicherheit und Wärme sorgt. Die Kinder können ruhig herumspringen, der eine kann fotografieren, der andere auf Felsen herumklettern. Gelbe Felsen mit zerknitterten Bäuchen lächeln uns an, Wind haucht ins Gesicht und die Kiefern winken dem Wohnmobil „Auf Wiedersehen“ hinterher. Die Briese wandelt sich in einen kräftigen Wind, der Himmel verdunkelt sich und dunkle Wolken bringen uns den Abend ein Stück näher...
Wir fahren auf dem dunklen Weg zu der „Vierzig“ zurück. Meine Freunde haben keine Lust dazu, mich so schnell los zu werden. Sie fahren fünfzig Meilen auf meinem Weg Richtung Phoenix. Nur damit ich in dem warmen Wagen schlafen kann, und sie ihr Abendbrot und Frühstück noch einmal mit mir teilen können.
Die Berge bleiben weit hinter uns. Wir sind schon in der Ebene. Die Nacht verbringen wir in einer kleinen Siedlung vor der Polizeistelle.
Die Nacht war wirklich sehr kalt, die Pfützen sind zugefroren, aber im Auto war es warm. Beim Abschied baden wir in Sonnenstrahlen, Bhakta, Michael und Vèlve umarmen mich und fahren zurück nach Norden.
Ich kaue an den Pinienkernen, die mir Vèlve schenkte und schaue ihrem Wohnwagen, der immer kleiner wird, hinterher. Sie haben wirklich lieben gelernt, nicht nur darüber reden. Wie eine Rose öffneten sie sich auf die kleinste Brise von Liebe. Es ist nicht einfach so einer Rose mitten im Aufblühen halt zu sagen. Deswegen fuhren sie, mir zu Liebe, und natürlich
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