Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
haben, die sind verrückt und fanatisch. Diese religiösen Fanatiker, im Nahosten oder Israel, die sind von ihren verflixten Göttern total durchgedreht, dass sie für sie die ganze Welt zerstören würden. Sie haben nicht so viel zu verlieren, wie die Russen oder Amerika. Ach, Bullenscheiße, die Leute, die über russische Invasion reden, sehen überhaupt nicht durch. Ich weiß, man kann mit denen verhandeln. Unser Problem ist, dass die Jugendlichen keine Scheiß Ahnung haben, was sie überhaupt wollen. Sie haben keine Ziele und scheißen auf die Welt. Die bedeuten für Amerika die größte Gefahr: Unsere eigene Jugend! Weil sie so wenig eigene Vorstellungen haben, dass man sie mit jeder Scheiße futtern kann. Ich sage dir was, ich konnte Hippies damals überhaupt nicht leiden. Aber die wussten doch wenigstens, was sie wollten. Wenn ich jetzt nach verflixten zwanzigundnochwas Jahren zurückdenke, sie hatten doch Arsch in der Hose. Sie hatten es nicht zugelassen, dass andere für sie denken...“
Ich kann auch nicht zulassen, dass er mich bis ins Zentrum mitnimmt. Ich bleibe lieber auf der mit Orangenbäumen gesäten Durchfahrtstrasse. Die gelbgrünen Früchte locken mich, aber mein Wille ist stärker, gleich weiter zu trampen. Es ist schon nicht einfach weiter zu kommen.
Die Straße wird gebaut, und ein junger Halbblutindianer verfranzt sich total in dem Umleitungsgewirr und verpasst dadurch sein Nachmittagsprogramm, nur um mich durch eine sehr lange Umleitung wieder an die „10“ zurückzubringen.
Ich bin zwar ein große s Stück vorwärts gekommen, aber meine Lage ist nicht viel rosiger. Je zwei Spuren begleiten die Bundesautobahn Nr. 10 an beiden Seiten, und von meinen Spuren biegt jeweils nur die linke, innere auf die Zubringer-Auffahrt. Ich sehe da für Fußgänger keine Möglichkeit, nicht mal gesetzeswidrig, sich irgendwo hinzustellen. Die Autos haben sowieso keinen Platz, um anhalten zu können. Zu Fuß streife ich Meile für Meile die Straße entlang. Aber an jeder Brücke und bei jeder Auffahrt stehe ich erneut vor derselben Situation. Es bleibt mir nur die Hoffnung, dass es irgendwo mal anders wird...
Ich gehe am Parkplatz eines Supermarkts vorbei, als ein Typ hinter mir herruft.
„Hey, wo willst du denn hin?“ er steht neben seinem Subaru, und die Fahrertür ist offen.
Ich sage ihm den Namen des nächsten Ortes: „Guadalupe“ In der Hoffnung, dass er mich mindestens aus der Stadt fährt, und schon kurven wir auf die Autobahn. Es stellt sich sogar heraus, dass er viel weiter fährt. Nach
Tucson.
„Ich habe nur angehalten, weil ich deine schwere Lage sah.“
„Angehalten? Ich dachte, du warst hier einkaufen.“
„Nein, nein. Ich war schon auf der linken Spur, als ich dich mit deinem roten Rucksack entdeckt hatte. Da hat mich mein Karma berührt, und ich wechselte schnell die Spur zum Parkplatz. Sonst hätte ich keine Chance für dich anzuhalten.“
Tucson/Arizona! Das ist doch fantastisch. Weiter hätte ich es heute sowieso nicht mal geträumt. Es wird bald dunkel.
„Ich weiß, was das bedeutet, wenn man einem hilft“ sagt Ray. „Ich hatte auch sehr oft getrampt, ich war auch schon in Indien, und ich bekam schon so viel Gutes. Das ist eigentlich Karma: Etwas von den vielen guten Dingen und Taten, die ich je bekam, zurückzugeben.“
Das passt mir natürlich ausgesprochen gut. Nach über zwei Stunden Fußmarsch dauert es immer noch eine halbe Stunde Autofahrt, bis wir die Stadt endgültig hinter uns lassen. Ray schwärmt die ganze Zeit da rüber, dass sein Karma ihn noch nie enttäuscht hatte.
„Es passiert nicht sehr oft, aber dann merke ich plötzlich: Jetzt musst du helfen! Ich bestimme gar nicht selber darüber. Es kommt einfach. Jetzt zum Beispiel freue ich mich vielleicht viel mehr darüber als du.“
Das will ich natürlich nicht in Frage stellen. Aber über die Natur freuen wir uns beide gleichermaßen. Weit weg von der Straße erheben sich hohe Berge an beiden Seiten, und die Son ne, bevor sie endgültig verschwinden würde, zaubert einen wunderschönen Regenbogen über die Berge an unseren Linken. Er sieht aus, als würde er direkt aus den Felsen fast senkrecht emporwachsen, wo er dann von den, den Himmel in ein Nachtbett verzaubernden, sanften, grauen Wolken verschluckt wird. Wir müssen einfach anhalten, um diesen Pomp der Natur zu genießen. Dann peitscht der nächste, und übernächste Zauber des Sonnenuntergangs die Wogen unserer Gefühle hoch. Ray nimmt das als
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