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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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Geschenk seines Karmas. Weil er auf die Stimme gehört hatte und seinen Gefühlen freien Lauf ließ. Er ist uferlos glücklich.
    „Es ist ein wundervoller Abend. Sitzen , mit dir im Auto, sich unterhalten und schwelgen in dem Spektakel der Natur. Ich spüre, wie meine eigene Güte aus dir zurückspiegelt.“
    Vor voller Begeisterung lädt er mich bei der allernächsten Tankste lle auf eine Apfeltasche mit Kakao ein. Wo ich zwischen den Postkarten Sitting Bull entdecke. (Ich meine sein Antlitz) Er trägt den Häuptlings-Federschmuck auf dem Haupt, den Christine mir im Pine Ridge Reservat zeigte.
    „Ray! Schau mal das an! Genau dieser Federschmuck war vor einem Monat auf meinem Kopf. Ich habe eine Woche bei einem se iner Nachkommen gewohnt.“
    „Auw Mann! Dann ist das hier für dich ein historischer Moment. Ich weiß, was das bedeutet. Ich war auch einmal ein halbes Jahr in Indien herumgefahren. Ich hatte damals auch lange Haare. Ich ließ es nur später, wegen meiner Arbeit abschneiden. Ich musste meinem Chef nachgeben, der sagte; entweder lange Haare oder Karriere. So war ich gezwungen, mich zu beugen. Ich muss meine Familie, die Frau und die beiden Kids, irgendwie ernähren. Und das ist ein guter Job, den ich habe. Ich bin Manager bei einer Telefongesellschaft. Das ist das bombensicherste Geschäft in Amerika. Aber wenn ich richtig Fuß gefasst habe, lasse ich wieder meine Haare wachsen. Das habe ich schon mit meiner Frau abgesprochen. Und dann werden wir wieder frei leben, so wie wir das wollen.“
    Ja, ja : Traum mit Apfeltasche. In unseren Köpfen: Sitting Bull, freies Leben, lange Haare und eine Menge mutige Vorstellungen. Phantasie. In unseren Herzen: Stolz, Hoffnung und Karma. In unseren Mägen: Kuchen! Unter uns; die in die Dunkelheit huschende Straße. Das Ganze wird durch den sich in den Berggipfeln festkrallenden Sonnenuntergang mystisch abgerundet. Aber auch er wird aus dem Himmel radiert, von den dunklen Wolken, die dann alles mit Regen überziehen. Und ich tausche Rays warmes Auto gegen eine verregnete Nacht draußen in der Dunkelheit.
     
    Von der Stadtgrenze von Tucson laufe ich zu Fuß eine Meile zu der Brücke, die wir vorhin passierten, zurück.
    Es ist ein ausgetrocknetes Flussbett. Ich klettere an der senkrechten Uferbefestigung hinunter, dort häufe ich einige Steine am mittleren Brückenpfeiler auf, stelle meinen Rucksack darauf, dann steige ich über diesen Haufen so hoch, dass ich die Oberkante des Pfeilers mit gestreckten Armen gerade erreichen kann und ziehe mich hoch auf den flachen Platz zwischen der vorstehenden Kante und Brückenunterdecke. Nun ziehe ich meinen Rucksack an dem dünnen Seil, das ich an meinen Gürtel und dessen Riemen befestigt hatte, hoch. Ich habe zwischen den zwei Auflagepunkten des Pfeilers soviel Platz, dass ich meine Sachen hinstellen und mich sogar noch strecken kann. Nur die Seiten muss ich im Auge behalten. Mein Nachtlager ist gerade mal 80 cm breit und zu beiden Seiten offen. Unter mir ist eine Tiefe von zwei Menschenlängen. Kaum lege ich mich in die Waagerechte, höre ich ein Auto aufheulen. Es fährt abwärts im trockenen Flussbett auf mich zu. Sein Licht reißt ein Stück von dem Pfeiler unter mir aus der Dunkelheit, mich erreicht es jedoch nicht. Irgendwelche nächtliche Rodeos nutzen die Trockenheit für eine Flussbett-Rallye, oder die suchen jemanden, auf jeden Fall fahren sie einige Male auf und ab, dann verschwinden sie. Und es herrschen feuchte Stille und warme Träume...
     
    Der Vormittag beginnt erst ganz langsam. Der Regen behauptet noch eine Weile lang seine führende Rolle. Aber bald wird er von der Sonne, die von den sandfarbenen Bergen her ihren Angriff startet, verdrängt. Sie zieht über die gestrüppbedeckte Ebene, streichelt sanft den Supermarkt am Stadtrand und zieht mich bis auf mein kurzärmeliges Hemd aus.
    Zwar habe ich sehr gut geschlafen, verrichte meine Sachen trotzdem sehr faul und zögerlich. Vielleicht macht mich der lang andauernde Regen ein bisschen träumerisch. Im Flussbecken habe ich vorhin entdeckt, dass das Ufer nicht überall so hoch und steil ist wie an der Stelle, wo ich gestern hinuntergeklettert bin. Ich muss echt über mich selber lachen. Es gibt nur ein kurzes Stück, wo die Uferbefestigung aus großen, senkrecht hochgestapelten Steinen besteht und von großmaschigem Drahtgeflecht geschützt wird. Ich bin in der Finsternis genau an diesem Drahtnetz die fünf Menschenlängen hinabgekraxelt. Der dünne Draht

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