Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
sehr misstrauisch.
Ich grüße einen von denen und siehe Wunder: er ist gleich ganz freundlich und fragt mich nach wohin. Dann lacht er sich halb tot. „Hier willst du trampen?“
Recht hat er, nach einer Stunde gebe ich es auf und wechsele die Seiten und die Richtung. Denn, je nördlicher ich komme, umso merkwürdiger sind die Leute, besser gesagt: umso dämlicher komme ich mir als Tramper vor. Also nichts wie weg von hier, zurück auf die 10. Wenn ich sie vor der Dunkelheit erreiche, schaffe ich es heute vielleicht noch bis New Orleans. Auf der 10 ist nämlich zwischenstaatlicher Verkehr.
Ich hab genug von diesen Hippiefressern hier. Mich sollen diese Niggerfresser nicht noch mal anspucken. Diese blöde Diskriminierung. Kaum Verkehr. Ich laufe einfach los und drehe mich nur um, wenn ich ein Auto höre. Jedoch erneut und erneut vergebens. Ich sehe nur hirnrissige Deppen, die Vogel und sonstwas zeigend an mir vorbei ziehen. Nach ewig langem Marsch gelingt es mir an einer Auffahrt einen Schwarzen Kumpel zum Anhalten zu bewegen. Nicht unbedingt gerne, aber nachdem er wegen meines Herumgestikulierens angehalten hatte, nimmt er mich mit.
Er ist nicht gerade geschwätzig. Ich muss ihm alles aus der Nase ziehen. Es stellt sich heraus, dass er auch ein Fremder in dieser Gegend ist. Er kommt aus Kalifornien, weil man hier gutes Geld verdienen kann, auf dem Bau. Aber er würde auch am liebsten wieder gehen, denn hier liebt man die Nigger nicht besonders.
„Ich dachte Amerika wäre Amerika. Aber hier habe ich es begriffen, ein Schwarzer soll nicht so viel herumziehen. Der Nigger soll sich freuen, wenn er irgendwo eine Arbeit hat und nicht immer, wie die Weißen nach besseren und noch besseren Plätzen suchen.“
Stille...
„...Ich muss zurück nach San Diego... Das ist meine Heimat, nicht Amerika.“
Er hält wieder inne und denkt stille vor sich hin. Er versteht nicht genau, wo ich hin will. Es kümmert ihn auch nicht. Er ist nur froh, dass er mich an unserer Weggabelung endlich loswird.
Da hab ich wieder Schwein, bessergesagt einen netten Mitmenschen, der an der Auffahrt in seinem schniegelnagelneuen Cadillac sitzt und seine Notizen macht. Ich kann ihn überreden, mich bis zu r Interstate 10 mitzunehmen. Er schließt sein Notizheft und:
„Nun gut, komm steig ein! Du hast Glück , ich wollte eine Stunde früher hier losfahren, aber bin jetzt erst fertig geworden.“
Netter Man. Irgendein Bauunternehmer und er hat es nun wegen irgendeiner Geschäftsbesprechung eilig, nach Lafayette zu kommen. Rasch sind wir da.
Jubelnd laufe ich rüber zu der 10. Ich latsche durch wildwüchsige Vegetation und zertrete eine tote Ratte. Mit Sandalen ohne Socken und das Vieh war aufgedunsen. Beng. Pfujj!
So isses, wenn man den Weg abkürzt. Aber das bringt mir Glück und dank Franky bin ich schon abends um sieben in den Vorstädten von New Orleans.
Plötzlich merke ich mit voller Wucht, wie müde ich bin. Keinen Schritt weiter! Drei Brücken springen von hier mit langen Bögen zu verschiedenen Zielen über die „10“. Ich suche mir die schattenreichste von denen aus. Die Laternen von dem Zubringer leuchten nämlich bis hierher. Wie ich da herumrüssele, hopp springt ein großer schwarzer Hund an mir vorbei. Er stößt mich fasst um und husch verschwindet er durch ein dunkles Loch in dem Hohlraum des Brückenfußes. Eine kleine eiserne Montagetür in den Beton gebaut ist angelweit offen. Es tut mir leid Kumpel, sage ich zu ihm, aber es könnte sein, dass wir uns nachts in die Wolle kriegen, wegen dem Essen in meinem Rucksack. Da schließe ich dich lieber ein.
Als ich die Tür schließe , höre ich ihn nach hinten springen, obwohl ich eher erwartet hätte, dass er nach außen springt. Nun egal, ich binde die Vorhängeschlossösen mit einem Lederriemen zusammen. (Gut, dass ich immer so’n Kram bereit habe.)
Am Fuße des Betonsockels halte ich mein Abendbrot und krieche in den Schlafsack. Es ist nicht ganz dunkel. Das Gras um mich ist rundherum beleuchtet, aber das ist hier der schattigste Platzt und es ist warm. Ich öffne meinen Schlafsack und werde sofort
von Mücken zerstochen .
Sie werden immer mehr und nehmen mit meinem Hals und den Händen besonders vorlieb. Ich muss den Reißverschluss zuziehen, und die Kapuze stülpe ich auch über. Nur die Nase und meine Augen sind noch frei. So habe ich das Gefühl für eine Weile in Ruhe gelassen zu sein. Mein Blick tastet die Gegend ab. Alles O.K. Am Kopfende bin ich vom
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