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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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Beton geschützt, den Rest kann ich im Auge behalten. Und kaum lässt der Ansturm der Mücken nach. Peng! Schlafe ich im Nu ein. Traumloser sauberer Schlaf, in den letzten drei Tagen hatte ich nur eine Stunde geruht.
    Spät in der Nacht werde ich auf einmal wach und schaue nach links. So um zwölf Schritte Entfernung von mir läuft ein Schwarzer Typ im Gras und beobachtet mich. Meine Hand im Schlafsack umklammert sofort den Hirschfänger, den ich in Kalifornien auf der Straße gefunden habe, und warte regungslos. Nur meine Augen folgen ihm. Auge in Auge entfernt er sich. Schreitet über die Leitplanke der Autobahn und verschwindet auf der anderen Seite in der Dunkelheit. Ich schaue ihm hinterher und fühle, dass er immer weiter geht... Peng! Ich schlafe wieder.
    Einige Stunden später haargenau dieselbe Geschichte. Diesmal ist es ein Weißer Typ, der da läuft und mich beobachtet. Der verschwindet auch, und ich schlafe weiter. Ein ausgelatschter Pfad im Gras, das beruhigt mich und natürlich auch, dass ich aufgewacht bin obwohl kein Muck oder Bewegung zu hören war. Na ja! Meine Alarmanlage scheint in Takt zu sein...
    Bei Morgenröte werde ich wieder wach. Ich öffne die eiserne Tür und lege zwei Scheiben Brot als Entschädigung und Entschuldigung für den Hund hin , aber er kommt erst aus dem Hohlraum, als ich schon auf der Straße stehe.
    Die Sechs Uhr Morgen Luft wird schon kräftig von meinem Daumen durchwirbelt. In drei Spuren strömt der Verkehr auf mich zu und leider auch an mir vorbei. Je mehr ich gestikuliere, umso mehr schrecke ich die Fahrer ab. Mit Nichts kann ich eine positive Wirkung erreichen. Das haut mich völlig aus den Socken. Als wär ich nicht ICH. Alles was ich tue, bewirkt etwas ganz anderes, als ich es gewöhnt bin. ...Na gut, die Mississippi Hirnies gestern hatten mich angespuckt, aber diese Leute heute zeigen mir nicht mal Vogel oder Hallo, drehen sich einfach weg, oder betrachten mich als Luft, als wär ich gar nicht hier. Es dauert länger als zwei Stunden, bis überhaupt jemand Notiz von mir nimmt. Ein großer Jeep rast in der innersten Spur. Als er mich entdeckt, gibt er Gas, überholt die zwei anderen Spuren, schert Querfeld aus in die Abstellspur und geht in die Klötze, umpflügt auf einem Stück den kieseligen Boden und fährt rückwärts auf mich zu. All die Überholten und Geschnittenen fahren mit Hupkonzert an ihm vorbei.
    Marihuanarauch und Psychodelic Musik schlägt mir entgegen, als ich die Beifahrertür öffne.
    „Hey, komm Hippie! Was sagste zu meinem neuen Wagen?“
    Na, was soll ich denn sagen? Alle Autos sind toll, die mich mitnehmen.
    „Prima“ sage ich. „Ist noch ganz neu?“
    „Was? Nagelneu! Schau mal hier!“ Sein spitzer Cowboy Stiefel latscht voll ins Gaspedal. Er dreht das Radio laut auf: „Grateful Dead“ brüllt er über Musik, Motorgeräusch und Bierdosen hinweg.
    „Aha“ brülle ich zurück „ es klingt so...“
    „Nein, es klingt nicht so. Sie ist es: Grateful Dead!“
    Unser breitbereifter Jeep tanzt im Rhythmus der Musik von einer in die andere Spur. Reihenweise überholen wir alles , was geht. Einige Minuten und wir sind schon in der Stadt. Er fragt mich erst gar nicht, sondern fährt an der Ausfahrt herunter.
    „Hey, hey...! Ich will nicht da lang.“
    Er dreht die Musik leiser.
    „Was ist denn? Komm ich mache eine Stadtrundfahrt für dich. Runter zur Canal Street. Ich zeig dir New Orl eans.
    „Danke, danke, aber ich kenne sie schon.“ Er ist überrascht, denn er will mir was Gutes tun. „Danke sehr, aber ich will nach Florida auf der 10.“
    „In Ordnung, dann fahre ich dich zu einer guten Auffahrt.“
    Er will mir unbedingt helfen, als wär ich ein wenig minderbemittelt. Aber, es ist in Ordnung so, soll er mich ruhig am Superdome vorbei durch das Schwarzenviertel kutschieren, um mich dann an der Auffahrt sogar einzuweisen, wie ich da stehen soll. Nicht mal zwanzig der Bursche und sorgt sich um mich, als wär er ein großmütiger Großvater, oder, als wär ich ein netter Trottel, hinter den Ohren noch grün.
    Als er mich endlich allein lässt, muss ich mir unbedingt selbst beweisen, dass ich noch selbständig handeln kann. So laufe ich die verdreckte Straße entlang zurück zu dem Laden an der Ecke. Die Männer in der Tür treten zur Seite. Der Verkäufer guckt mich mit Befremden an. Als hätt` ich nicht alle im Kasten. Er sagt, dass meine Milch achtundvierzig Cent kostet, und schreibt es mir obendrein noch auf einen Zettel:

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