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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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ich könnte jedem von denen in die Fresse hauen, wenn jetzt einer mich bloß anspräche. Ich muss mich ins Gras setzen, um wieder runterzukommen. Die Begegnung mit diesem aufgegeilten Mannsstück hat mich ganz schön mitgenommen. Meine ganze Geduld verpulvert. Da kann mir nur eine kräftige Maulhobelei helfen. Wild und aggressiv quäle ich das arme Instrument, und siehe, siehe: nach einer kurzen Weile habe ich wieder Lust, weiche gefühlsvolle Melodien zu zwitschern.
    Siehste, man darf nicht gleich verallgemeinern. Er ist auch bloß ein Schwuler von vielen.
    Da laufen doch nicht alle so, wie dieser, dessen Gehirn in die Prostata gerutscht ist, herum. Oh ja! Meine Lockerheit ist wieder da. So kann ich schon meinen Daumen in die Luft halten...
    In den nächsten zwei Stund en bin ich der Blitzableiter des Schwachsinns und der verborgenen Aggressivität der Autofahrer. Sie zeigen mir blödes Zeug und bewerfen mich mit Müll.
    Ein großer Kombiwagen , mit fünf Leuten hält an. Junge, ungebändigte Burschen. Ich greife meinen Rucksack und laufe auf den Wagen zu. Aber, wie ich ihn erreiche: wrumm wrumm, gibt der Fahrer Gas. Die Jungs auf dem Rücksitz zeigen ihre Mittelfinger: „Fick dich!“ und lachen über meine enttäuschte Visage...
    Diese Gegend scheint nun mal so komisch zu sein. Das wollte ich sehen?! Nun , hier habe ich es! Sogar die Schwarzen zeigen mir einen Vogel und das Vögeln-Zeichen. Sie wiehern sich einen ab wegen meinem Bart. Aus einem Auto werde ich sogar angespuckt. Der Beifahrer lehnt sich aus dem Fenster, während sein Freund abbremst. Ich freue mich schon, dass er mich mitnehmen will und greife nach dem Gepäck... Der Kerl lächelt mich an, ich ihn auch. Pflupp! Fliegt die Rotze mir entgegen und nun lacht nur noch er. Das Auto fährt los. Mittelfinger siegreich in der pfeifenden Luft: „FICK DICH!“ triumphiert er und ich weiß, ich habe ihm einen angenehmen Nachmittag beschert.
    Merkwürdig. Ich empfinde keine Aggressivität in mir. Ich brülle nicht hinter ihm her, dass ich ihm die Fresse poliere oder sowas. Viel eher freue ich mich, dass meine Fresse nicht poliert wurde. Außerdem, hat der Stint mein Gesicht verfehlt. Seine Spucke hatte gerade mal mein Hosenbein getroffen, denn ich hatte automatisch einen Schritt nach hinten gemacht...
    Endlich! So was gibt es heute doch noch. Ein Jeep hält wirklich an. Ein achtzehnjähriger Bursche. Macht keine Faxen, nimmt mich wirklich mit. Aber will mich gleich wieder rauswerfen, weil ich zusammenhanglos durcheinander quatsche vom Eroberungsversuch eines Schwulen und von Verrückten und Idioten an der Landstraße. Er versteht kaum etwas. Die Musik dröhnt auch laut. Er schaltet sie plötzlich aus und bremst.
    „Was?!! Du sagtest, du bist schwul?“
    Ich beruhige ihn schnell, aber sehr artikuliert: „NEIN, ich bin keiner. Aber der Typ, der mich bis hierher gebracht hat, war einer.“
    „Ach so.. .?“ sagt er erleichtert. „Dein Glück, weil ich Schwule hasse. Ich hatte einmal einen mitgenommen, aber wie er anfing mir von Männersex zu erzählen, habe ich ihn aus dem Auto gestoßen. Ich hatte nicht mal richtig angehalten, nur abgebremst. Das hättest du sehen müssen, Mann, wie der rausflog! Pfui, ekelige Viecher sind das.“ Er spuckt aus dem Fenster. „Den Nigger ertrage ich noch, der kann nichts dafür, aber Schwule! Ich hasse sie! Der Schwule ist der Abfall der Menschheit!“
    Als ich aussteige , und wieder alleine bin auf der Straße, spüre ich, an den mich mit neugierigem Abscheu abtastenden Augen in den vorbeiziehenden Autos, dass sie mich auch in den Mülleimer der Menschheit werfen würden.
    Ausgetrocknete Grashäufchen hocken an dem sandigen Boden der Straße entlang. Die mit grünen Bäumen aufgeforstete flache Landschaft ist hier und da mit kleinen Siedlungen betupft. Ich laufe los, um in der Nähe von so einer Siedlung zu stehen. Vielleicht kommen auch Autos von dort. Es sind noch zwanzig Meilen bis Alexandria und es ist Nachmittag, fast um drei. Grüne Heiden sonnen sich in der offenen Landschaft der Gegend. Je näher ich zu den Häusern komme, umso lebhafter wird das Grün. Fette, sorgfältig gepflegte Rasen und eine Menge Laubbäume. Zwei Häuser postieren sich direkt neben der Straße. In den offenen Garagen die Autos. Ich bleibe gleich hinter den Häusern stehen. Scheint ein guter Platz zu sein. Bewohnte Gegend schafft vielleicht mehr Vertrauen. Aber das denk ich mir nur, denn jetzt kommen die Leute aus den Häusern und beäugen mich

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