Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
48!
Schnell zurück zur Autobahn.
Hey, hey! Sind auch die Schwarzen Kumpels hier alle übergeschnappt!? Sie denken, ich brauchte ihr Mitleid? Es steht in ihren Gesichten geschrieben, was sie denken: „Du armes Bleichgesicht, du musst es schwer haben...“
Ihr könnt mich mal! S eht ihr nicht, dass ich der König der Landstraßen bin?!
Aber diese Typen sehen es nicht.
Und die Autofahrer auch nicht.
Ich laufe hoch auf die über Betonsäulen dahinführende Autobahn. Unter mir d as Schwarze Viertel mit den maroden, auf den Dächern grasbewachsenen großen Holzhäusern. Da wachsen sogar hier und dort kleine Bäume durch die Ritzen. An einem Haus sitzen drei Leute mit dem Rücken an die Wand gelehnt und der Joint macht die Runde... Irgendwo jault ein Ghettoblaster schleimige Country Musik. Kinder hüpfen um ein Autowrack im Gras herum. Fern im Hintergrund glänzen die Glaspaläste...
Nach einer Ewigkeit gondele ich endlich in einem alten Ford weiter. Der Typ ist total blau und kann vor Besoffenheit kaum gucken. Grinst andauernd mit seinen verfaulten Zähnen und erzählt in unverständlichem Akzent irgendetwas. Aber fahren tut er ganz gut. Seine Zähne sind bestimmt mit seinem Auto um die Wette gerostet. Vielleicht zuviel Coca Cola getrunken.
Während er seine lustigen Sachen erzählt und dazu lacht, denke ich an die Geschichte, die ich von einem Redneck in Kalifornien hörte über Coca Cola:
Nämlich, wenn jemand sie von Kindheit an trinkt, bekommt er halt so zerfressene Zähne, wie der Kumpel hier. Da meinte der Kalifornier, wehe seine Kinder würden Cola trinken, dann würde er ihnen lieber selber die Zähne rausschlagen. Er selbst hatte außer Bier nur Cola getrunken. Das ist aber was anderes, er ist erwachsen. Aber für Kids ist sie „Gift“. Der hatte mal einen alten Pickup, dessen Ladefläche angerostet war, da soll er mal zwei Gallone Coca Cola reingekippt haben, einige Tage stehen gelassen und das hatte den Rost angeblich so angefressen, dass er sie nur noch trocken wischen und die Farbe rübersprühen brauchte und der Pickup hatte nie wieder Probleme mit Rost gehabt...
Der Kerl hier aber erzählt und erzählt. Ich grinse auch , und wenn er sich zu mir dreht, antworte ich: „Ach ja…? Tatsache…? O.K...“ Aber verstehen tue ich kein Wort.
Der nächste Fahrer dagegen spricht eine sehr gepflegte Sprache.
Als er in seinem neuen großen Chrysler neben mir anhält, hat er eine schwarze Maschinenpistole in der Hand und zielt auf mich.
„Hey! Keine Bewegung, sonst pust ’ ich deinen Schädel weg!“ und lacht. Schießt einen Wasserstrahl neben mir in die Luft. „Hehehe... Sieht aus wie eine echte. Nicht wahr?“
„Klar! Wieso, wie sieht die denn aus?“
„Nun, genauso wie diese hier. Hehehe...“
Als ich neben ihm sitze, drückt er sie mir in die Hand:
„Los, schieße in die Armatur!“
„Nicht doch, die wird nass.“
„Eben drum! Nun schieß!
Gut, ich schieße. Er rückt seine dunkle Sonnenbrille gangsterhaft zurecht und jubelt.
„Ja, genau! Peng! Peng!“ Er verzieht seinen Mund und gibt den Gangster. „Kennst du das von Humphrey B ogart: Bla bla bla...“
„Nein kenn ich nicht, leider.“
„Und, dass: bla bla bla...“
„Nein, das auch nicht.“
Enttäuscht setzt er die Gangsterbrille ab und guckt mich mitleidsvoll an. Anscheinend ist das mein Schicksal heute. Dann fängt er an mich über Frauen zu fragen. Zum Glück aus anderem Grund, als der testosterongeplagte Kerl gestern. Er wurde frisch geschieden und hat erstmal genug von Frauen. Aber ich will ihm nicht Recht geben. Was soll diese „...ich habe die Schnauze voll von Frauen“ Verallgemeinerung. Ich verpasse ihm eine Seelenmassage, dass er es nicht aufgeben soll, die richtige Frau zu suchen. Er soll ruhig Eine mit der Anderen heilen undsoweiter. Ich spüre förmlich, wie leicht seine Gefühlswelt jetzt zu beeinflussen ist. Wenn er jetzt mit einem Schwulen zusammenkäme, würde er mühelos auf der anderen Seite landen. Was in seinem seelisch so niedergeschmetterten Zustand vielleicht keine große Hilfe wäre. Schließlich, da gibt es auch Partner und Probleme.
„ Was hilft mir das alles, meine Karriere und das gute Geld, wenn die für eine Frau nichts bedeuten...“ Hält er mir seinen Doktor Titel aus dem Handschuhfach vor die Nase. In Huston hatte er promoviert, irgendein Ingenieur.
„Jammere nur , mein Freund Paul“ denk ich mir „bis du es begreifst, dass es Frauen gibt, die auch noch etwas anderes
Weitere Kostenlose Bücher