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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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Abendgrau. Seine Augen sind aufgerissen, dass sie fast herausspringen, aber sein wachsgraues, in farblosen Kopfhaar- und Bartfilz-Batzen verpacktes Gesicht ist völlig ausdruckslos. Er beginnt langsam um mich herumzulaufen. Manchmal bleibt er stehen und starrt auf mein Futter, sogar dann, wenn er hinter mir ist und mein Rücken es verdeckt, beobachtet er es haargenau. Aber ich behalte ihn auch im Auge und esse. Esse wie ein Doppelwesen: Ein Tier, das zähneknirschend seinen Fraß verteidigt, und ein Mensch, der trotzdem den Geschmack genießen will. Irgendetwas flüstert in mir, ich müsste es mit ihm teilen. Aber mein momentaner Instinkt brüllt in mein Ohr: Hier ist jeder nur für sich selber verantwortlich. Hier werden Opfer gesucht und nicht mitleidvolle Vagabunden, denen man dann als Dankeschön die Kehle durchschneiden würde. Trotzdem fühle ich mich wie ein Arschloch, weil ich ihm nichts abgebe...!
     
    Es war schon Zwei durch als ich endlich im „Metropolitan“ ankam. Gierig schlang ich die Weltkultur in mich. Ich fühlte mich großartig, weil ich ohne Eintrittskarte hereingeschlüpft war.
    Die polynesischen, aztekischen, afrikanischen, euro-asiatischen und amerikanischen Statuen und Bilder ließen mich aber fühlen, wie winzig ich bin. Und dazu noch die etwas verspätete Erkenntnis: Heute ist eintrittsfrei!
    Wie im Guggenheim Museum, wo mein Kulturtag seinen Höhepunkt erreichte: Picasso, Kandinskij, Chagall, der „Grüne Geiger“ und so weiter machten meinen Unterkiefer schwer. Erst in dem Saal der zeitgenössischen Objekte kriegte ich meinen Mund zu. Ich war völlig begeistert von dieser Kunstvergötterung, die so viel Schrott zusammentrug und dem Publikum als Kunst vera breichte.
    Aber macht nichts, in Harlem blättert die große Superkunst von mir herunter, wie der Putz von der Hauswand. Harlem,
     

oh Harlem, gib mir ein Pfund Bananen.
    Mein Kopf ist zwar voll, aber mein Magen knurrt. Von den Häusern blättert der Putz ab, auf leeren Grundstücken spielen Kinder. Vor dem Tante Emma Laden an der Ecke stehen, wie immer Männer und nuckeln an ihren in Papiertüten versteckten Rumflaschen. Keiner schert sich um die beiden Gestalten, die auf der anderen Seite, vor dem eingemauerten Hauseingang gerade auf dem „Trip“ sind. Von den vollgekrakelten grauen Mauersteinen zwinkern eine - an die Wand gemalte - französische und eine kubanische Flagge ausgeblichen auf sie herunter.
    Hmm, die Bananen sind köstlich. Während ich sie mit Genuss verzehre, beobachte ich die beiden ‘Reisenden’, die sich an die Wand stützend in dem knöchelhohen Müll torkeln. Scheinbar lässt die Wirkung der Droge, die sie genommen haben, nach, und sie sind am Ende der Reise angelangt. Langsam kommen sie zu sich und versuchen die taumelnde Welt einzufangen. Von irgendwoher haben sie einen Flachmann - ohne Tüte - hergekramt, aber das hilft auch nicht. Die Welt taumelt noch mehr und die kubanische Fahne schaut mit verletztem Stolz auf sie herunter.
    „Du bist wohl Franzose?“ tritt ein Typ aus der herumstehenden Männergruppe neben mich.
    „Nein, warum müsste ich Franzose sein?“
    „Weil du so lange auf die französische Fahne guckst.“
    „Ach so!?“
    „Weil, weißt du, ich bin Kanadier. Und ich dachte, ich kann endlich mit jemandem französisch sprechen. Bevor ich’s völlig verlerne. Ich bin schon seit vier Jahren hier, und zwischendurch war ich nur zweimal in Kanada. Mir kannst du’s glauben Mensch, das Leben sprudelt hier in dieser Stadt. Das ist der beste Platz der Welt. Ich war schon überall in der Welt, in Japan, Europa, an schönen Orten. Aber alles ist mir zu langsam. Ich sag’s dir Mensch, dies ist hier der schnellste Platz der Welt“ sagt er lächelnd. „Das ist hier das freieste Land auf der Welt, und darauf kommt es an… Hier kannst du mit deinem Geld machen, was du willst. Für vierhundert Dollar kannst du dir eine Arbeitserlaubnis kaufen und kannst arbeiten wie ein Amerikaner. Ich habe auch vor drei Jahren eine Versicherungsnummer gekauft, und kein Schwanz fragt danach, wie ich sie bekommen habe. Keinen interessiert’s, dass du illegal in den Computer gekommen bist. Hauptsache für sie, dass du drinnen bist, und sie können dich jeder Zeit kontrollieren. Verstehst du, das ist die Freiheit. Mensch, bleib hier, und wenn du arbeiten willst, findest du genügend Jobs. Die suchen jeden Sommer Leute für den Bau. Du wirst’s sehen, dass man nur hier so richtig glücklich sein kann.“
    „Und die

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