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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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befiehlt ihm sein Reiter drei Schritte zurückzuweichen, um die Zerstörung zu inspizieren. Der Händler nutzt sofort die Pause und ramscht alles, was er erwischen kann, in seine große Rolltasche und steht augenblicklich wieder auf, denn der Polizist holt zum neuen Angriff aus. Er lässt den Mann durch sein Pferd von den restlichen Spielzeugautos wegschieben. Es fällt kein Wort zwischen den beiden. Der Mann verteidigt sich tapfer, aber der Polizist hat die besseren Karten und manövriert ihn einige Meter durch die schaulustige Menge. Sein Ziel ist eindeutig: den Mann zu erniedrigen. Er könnte ihn verhaften oder ihm sonst was antun, aber er will ihn nur einschüchtern. Macht demonstrieren. Allen zeigen, dass die Ordnungshüter allgegenwärtig sind und die Lage im Griff haben. Als er endlich seinen Kollegen folgend weiterzieht, versucht sein Gegner mit erniedrigtem Lächeln bei uns Gaffern ein bisschen Verständnis zu erzeugen: „Is schlimm, wenn man a bisse Geld verdienen will, für die Familie für Essen? Die denken, die sind die Kings, weil sie Pferd ham.“
     
    Ich schämte mich für mein selbstvergessenes aktionshungriges Zuschauen, deswegen hob ich als Entschuldigung ein Auto auf und drückte es ihm, wie einige andere Zuschauer mit einem solidarischen Lächeln, in die Hand. Dann zog ich weiter, um die Gegend zu durchstreifen und traf überall auf berittene Polizisten. „Was ist denn hier passiert“, dachte ich. „Hat Jemand irgendeinen politischen Nachttopf umgekippt, oder werden UN-Botschafter erwartet?“ Und ich hielt Ausschau nach den schwarzen Limousinen, aber nix. Nur die Polizisten waren voll beim Ordnung machen.
     
    In einer Seitenstraße streiten sich zwei berittene Polizisten mit zwei angetrunkenen Typen. Die sitzen auf der Motorhaube eines parkenden Autos. Der eine hält eine in Papiertüte verhüllte Flasche in der Hand. Die Polizisten rekeln sich auf ihren Pferden seitwärts vor ihrer Nase. Der eine ist so dicht am Tütenmann dran, dass der Kopf seines Pferdes nur einige Millimeter vor dessen Gesicht schaukelt. „Ich fordere dich noch mal auf, den Inhalt der Flasche auszukippen. Dann werde ich von weiteren Maßnamen absehen.“
    „Ich denk nicht dran! Was bildest du dir ein, wer du bist, dass du mir befehlen kannst.“
    „Ich spreche im Namen des Gesetzes. Wenn du es nicht in deinem Hirn behalten kannst, sage ich es dir noch mal. Laut Gesetz des Staates New York, ist es verboten Alkohol auf öffentlichen Plätzen zu konsumieren.“ Der Kopf seines Pferdes, schwankt hin und her über Tütenmanns Kopf „Ich hätte jetzt das Recht dich zu verhaften“ und um sich Nachdruck zu verleihen, greift er zu den Handschellen an seinem Hosenbund.
    „Bitte, führ mich ab! Große Heldentat , einen wehrlosen Menschen zu verhaften. Du hast Recht auf alles, nur weil du Weißer bist und ich Schwarzer.“
    „Nicht deswegen, sondern weil du die Gesetze missachtest.“
    „Wer macht’n die ? Was tut’s dem Gesetz, dass ich hier trinke, hm?“
    „Es ist nicht meine Sache, mit dir darüber zu diskutieren. Ich sorge nur dafür, dass sie von allen eingehalten werden. Von dir auch, sonst führe ich dich ab!“ und er fummelt schon wieder mit seinen Handschellen. „Also ich bitte dich, mein Herr noch mal, den Alkohol auszugießen!“
    „Klar, dafür hab ich Geld rausgeschmissen, ums hier auszukippen. Nur weil du Weißer bist und ich ein dummer Schwarzer.“
    „Du sagst es. Nur weil du nicht in der Lage bist, die Gesetze zu lernen. Zum letzten Male fordere ich dich auf: gieß den Alkohol aus!“ Er klingt selbstsicher und greift wieder nach den Handsche llen.
    „Okay, für die bepissten Weißen tu ich alles“ sagt Tütenmann. „Sie sagen uns an, w ann wir furzen dürfen.“ Er hebt demonstrativ gelassen die Tüte und fängt an den Inhalt auszukippen. Es fließt dabei ordentlich auf die Vorderbeine und Brust des Pferdes. Als die Flasche leer ist, nimmt er die Tüte zwischen zwei Finger, schiebt sie weit von sich und lässt sie mit einer graziösen Bewegung fallen. Die Flasche klatscht auf den Asphalt und zerreißt die Tüte. Durch die Risse spritzen Glassplitter auf den Bürgersteig. „Hier bitteschön, Du Gesetzesheld, jetzt kannste mich mal. Du hast gewonnen. Bist du jetzt glücklich? Du hast mir siebn Dollar abgenomm’. Ihr solltet lieber die erwischen, die Millionen verschlucken!“
    Der Polizist schluckt es hinunter, dass der weggegossene Alkohol sein Pferd benässt hatte. Sein Gesicht hat er doch

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