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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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kommen und mit ihm auch die Erholung und sportliche Aktivitäten suchenden Menschenmassen, die auf Skier und Schneemobilen über den Kronen der von Schnee verschlungenen jungen Kiefern hin- und her loipen.
    „Denn es gibt so viel Schnee hier im Winter, dass die kleineren Bäumen davon völlig zugedeckt werden.“ Das erzählte mir der alte Edmund, vorhin in der Konditorei, und noch mehr Geschichten. Er und seine Frau, Theresa, redeten wie eine sprudelnde Wasserquelle und ich bekam ihren Lebenslauf in vierzig Minuten, mit Kuchengarnierung in den Kopf und in den Magen verabreicht.
    Sie kamen vor fast zwanzig Jahren aus Transsylvanien und diese Gegend erinnere sie immer noch an die Karpaten. Ja , am Anfang war es hart, aber auch beflügelnd. Edmund war Mitte fünfzig und ging, um seinen beiden Söhnen das Studieren zu ermöglichen, in einer Holzmühle einem völlig neuen Job nach. Aber jetzt, jetzt sei alles in Torte, sie backen die feinsten Kuchen in der Gegend (mein Magen ist ihr Zeuge) und sie freuten sich, mich auf eine Rundumkosterei einladen zu können, und sich dabei mit mir auf ungarisch zu unterhalten. Obwohl ich, bevor ich in die Konditorei ging, ausgiebig gefrühstückt hatte, verdrückte ich einen Blaubeer- und einen Nusskuchen mit Milchkaffeespülung. Und wie die Kuchen, so kamen auch die Geschichten, über die illegale Übersiedlung damals und über einen Touristen letztes Jahr aus Budapest, der hier während einer Pause seinen Greyhound Bus verpasste. Sein Gepäck fuhr schön weiter, und er lief verzweifelt durch die Gegend, bis er von jemandem hier zu Teresas Konditorei gebracht wurde. Sie hatten ihn erst mit Essen und warmen Klamotten versorgt, dann mit dem Auto hundertundsiebzig Meilen weit nach Helena gefahren. Sie waren eher da, als der Bus.
    Mich hatten sie auch mit Kuchen versorgt, denn heute ist Feiertag. Kolumbus Day. Für David gar ein doppelter Feiertag, Jom Kippur, das jüdische Neujahr, ist auch heute, und es ist das erste Mal, dass er diesen Tag nicht mit seiner Familie verbringt. Es ist ein angenehmer, sonniger Herbsttag.
    Ein e Zeit- und Wettertafel auf der Straße zeigt halb Zehn und 55° Fahrenheit, was umgerechnet dreizehn Grad Celsius bedeutet. Aber ich denke schon lange nicht mehr in Celsius. Das wichtigste, was ich wissen muss ist, zweiunddreißig °F bedeutet Gefrierpunkt. Da muss ich aufpassen und alle Klamotten anziehen. Wie in Gillette. Wenn aber die Temperatur bei Zweiundvierzig ist, wie es in Deadwood der Fall war, reichen die warmen Socken in den Turnschuhen, aber ich muss mich bewegen... Jetzt dagegen, kann ich locker herumlaufen, ohne zu frieren. Die wenigen Menschen auf der Straße sehen gleich, dass ich ein Fremder bin und grüßen freundlich.
    „Hi, Hello! Ein schöner Tag heute, nicht wa hr?“
    „Klar sehr schön“
    Was sonst, wenn die Leute so freundlich sind an diesem sonnenbeglückten Vormittag. Ich bin sehr gut gelaunt, und das brauche ich, wenn ich mich nachher an die Straße stelle.
    Ich kann zehn Uhr kaum abwarten. Peggy und David sind pünktlich, wie eine Schweizer Uhr. Ich forsche in ihren Gesichtern, als sie sich ihre n Autos nähern. Ein gespieltes Lächeln. Wem kann das gelten? Ich bin unabhängig, ich brauche nur mein Gepäck aus dem Kofferraum des kleinen goldfarbigen Kombis, und nichts wie runter nach dem Süden. Aber es gilt leider nicht mir. Sie nehmen von einander einen diplomatischen Abschied. Auch ich umarme Peggy, und wir fahren in zwei Richtungen los. Sie nach Nord-Westen, Richtung Seattle, wir nach Süd-Osten, zurück in den Yellowstone Park.
    Schweigend fegen wir die ersten paar Meilen die Straße entlang. David döst ganz betrübt vor sich hin. Er ist immer noch
     
mit Peggy beschäftigt.
    Langsam, nachdenklich fängt er an zu reden.
    „Du hattest gestern Recht, sie wollte mehr als einfache Freun dschaft.“
    „Ja und, wo liegt da dein Problem? Ist das nicht normal, wenn eine Frau und ein Mann sich lieben?“
    „Doch, es ist natürlich. Aber ich liebe sie nicht als Frau. Ich wollte nur, dass wir gute Freunde sind, zwei unabhängige Menschen.“
    „Und wenn du jetzt mitgefahren wärest, wärest du nicht mehr una bhängig?“
    „Nein. Peggy will nach ihrem eigenen Willen gehen und sie möchte, dass ich es mitmache. Aber ich will jetzt wirklich den Rest des Yellowstones sehen. Das ist mein eigener Wille.“ Er redet immer selbstsicherer.
    „Es ist in Ordnung, dass ihr etwas Verschiedenes wollt, denn überlege, jede menschliche Beziehung

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