Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
Vom Netzwerk:
basiert auf gegenseitigen Kompromissen. Je größer eine Freundschaft ist, umso mehr Toleranz braucht sie.“
    „Ja, Lavin, mein Freund, aber sie ist nicht willig Kompromisse zu machen. Sie hatte sich unsere Beziehung so vorgestellt, dass ich auch ihren Ideen nachlaufe und meine eigenen Wege für das Gemeinsame ständig aufgebe. Und wenn du meine Augen nicht geöffnet hättest, würde ich mich immer noch nach ihren Ansichten richten und dabei noch denken, dass sie meine eigenen wären. Jetzt dagegen tu ich wirklich mein Eigenes. Ich bin ein freier Mensch und das will ich jetzt praktizieren.“ Er schiebt eine Kassette in das Abspielgerät. „Wir werden uns, Peggy und ich, in Washington Staat, als zwei gute Freunde wieder treffen.“
    Ich denke, das ist eine Illusion, aber ich sage nur:
    „Gib dann Acht darauf, was Du selber möchtest.“
    Er lächelt losgelöst. „Klar mein Freund, ich bin ein freies Individuum.“ Er stellt die Musik laute r, und wir wippen zu Paul Simons Liedern in den Sitzen hin und her. Wir wiegen uns in einen beflügelten Freiheitsrausch. Wenn ein Platz uns gefällt, steigt David unverzüglich ins Bremspedal, wir steigen aus und genießen alles.
    „WUNDERBAR“ schwärmt er wieder.
    Das Auto steht mit laufendem Motor auf dem winzigen, von den Serpentinen abgetrotzten Parkplatz, während wir auf grau schimmernden Felsen hinausklettern, um das Wassergekräusel unter uns besser genießen zu können. Der schmale Fluss rast unten in der tiefen Schlucht bis zu einem zwanzig Meter hohen Wasserfall, von dem er zu einem weißen Schleier verzaubert wird, aber er sammelt sich wieder und eilt weiter aus unserem Blickwinkel.
    Wir gehen zurück zum Auto und tuckern gemütlich an der 89-er weiter nach Süden. Auch hier dampfen Geysire zwischen den grünen Bäumen.
    Der richtige Moment, um mein Kuchenpaket auszupacken. Wollüstig teilen wir jedes Stück in vier, damit wir noch mehr Genuss beim häppchenweisen Essen haben. Kuchen rutsch! Auto roll!
    Langsam und würdevoll breitet sich der Yellowstone See vor uns aus. Sein Wasser ist ruhig und blau, blau und blau.
    „Hast du schon so was gesehen über achttausend Fuß Höhe?“ „Wunderbar“ sage ich begeistert und bohre meine Augen in den erst uns entgegenkommenden, dann links an uns vorbeigleitenden Türkisspiegel. Einige Meilen weiter müssen wir aber anhalten, der Lewis See fasziniert uns so, dass uns die Kiefermuskeln in Stich lassen.
    Der Horizont, hinter der sauberen, durchsichtigen Wasseroberfläche, ist von schneebedeckten hohen Bergen gezeichnet, deren symmetrische Ebenbilder mit dem Kopf nach unten im Wasser ruhen. Hm, welches ist vollkommener, das Original oder das Spiegelbild? Ich weiß es nicht. Ich muss auf einen Baum klettern, denn es lässt mich nicht ruhen, ob ich die Steine am Boden auch im Seeinneren sehen kann? Tatsache, solange mein steiler Blickwinkel reicht, sehe ich alles, die Fische, die Steine, alles.
    „Wunderbar“ rufe ich zu Dave hinunter!
    „Nicht dass du herunterfällst, denn das wäre weniger wunderbar.“
    Er ist ernsthaft bekümmert um mich, weil ich den harten Kerl, den großen Kletterer spiele. Obwohl, ich nur die Gelegenheit nutze, um ein bisschen herumzutoben. Inzwischen entdecke ich eine merkwürdige Erscheinung: Einige Bergspitzen stecken hinter Wolken oder Dunst und sind schwer auszumachen, dagegen ihre Abbildungen auf dem Wasserspiegel sind tadellos klar und detailliert. Seltsam, jedoch logisch, wie wir es bei der Weiterfahrt ausklügeln.
    Wir sehen es deswegen so, weil die Wolken horizontal zwischen uns und den Bergspitzen sind, das Wasser dagegen unter den Wolken bis zum Bergfuße reicht und das Bild, das hinter ihnen ist, vertikal spiegelt. Die Wolken schweben also über dem See, deshalb zeigt das Spiegelbild sie weit weg von den Bergen. Ja, so einfach ist es. Trotzdem fesselnd. Wir gleiten langsam aus den Yellowstones.
    Rechts vor uns erscheinen die weißen Schneehüte tragenden, stählernen Felsen des ‘Grand Tetons’ Gebirges. In den Himmel ragend wachen die steilen Riesen über das breite flache Tal, das sich, mit zartgrün und rostbraun meliertem, hohem, gelbem Gras bewachsen, bis zu der sanft hügeligen, braunen Bergkette an unserer Linken erstreckt.
    Wir fahren stundenlang , ohne dass sich die Umgebung wesentlich ändert, und ohne, dass sie langweilig wird. Wenn wir uns beeilten, würden wir in anderthalb Stunden locker durchfahren. Aber wer kann hier so einfach durchrasen? Wir nicht! David öffnet

Weitere Kostenlose Bücher