Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
die „Fünfzehn“ über Salt Lake City nach Süden nehmen. Wir lassen schnell die Kerle mit den Cowboyhüten, den verzierten Westernstiefeln und die Kids mit den Mountainbikes auf den Straßen hinter uns.
Wir fahren eine ganze Weile nach Westen, dann nach Süd-Westen und Dave schwärmt vor Begeisterung. Das Spektakel des Sonnenuntergangs steigert die aufgelöste Stimmung des Tages zu ihrem Höhepunkt. Wir können uns nicht sattwundern. Die Sonne hängt gerade noch am Rand des Himmels und verfärbt zunehmend die Berge. Es fasziniert mich so, dass ich keine Lust habe bei Pocatello auszusteigen. Gerade jetzt, wo der Weg voll nach Westen, rein in das Schauspiel führt. Die musikalische Untermalung kommt von einer Dire Straits Kassette... Außerdem, die Nachrichten heute hatten über großen Schnee in Utah gesprochen. Also, die Entscheidung ist blitzschnell: San Fransisco ist mein nächstes Ziel. So brauche ich erst viel weiter im Westen auszusteigen. Die Entscheidung lohnt sich sofort. Wir summen stundenlang dem Sonnenuntergang entgegen und um uns herum wird es immer dunkler, als wir langsam
aus den Rocky Mountains herausgleiten.
Die Sonne versteckt sich irgendwo hinter den Bergen am Horizont und bewirkt, dass die Berghänge, die vor uns stehen, sich mit schwarzer Verschlossenheit gen Himmel strecken, während die, die hinter uns sind, noch lange von den Rosarot ins Orangebraun wechselnden Restsonnenstrahlen bestrahlt werden.
Langsam verdunkelt sich die erst noch hellere braune Farbe hinter uns so, dass nur noch der Himmel am Horizont spielt mit den ineinanderfließenden, sich ständig verändernden Nuancen von Orange- Rot- Purpur- Grau- und Schwarztönen. Über uns erscheint, von leuchtenden Sheriffsternen begleitet, in seinem Silberkleid, der Dreiviertelmond. Wir öffnen das Schiebedach und glotzen - David nur für Augenblicke - in das dunkelblaue Unendliche. Sternenbilder soweit das Auge reicht.
Der schmale Streifen am Horizont prahlt mit seinen von Sonnenuntergang bemalten Prunkfarben, als könnte dieser Zauber ewig fortwähren. Ich fange an schon zu glauben, wir könnten es mit der Zeit aufnehmen, aber das Leuchten der Farben verblasst unaufhaltsam, und das Purpur verdunkelt sich allmählich. Bevor es jedoch ganz verschwindet, übergibt es seinen Schimmer einer von weit herleuchtenden Stadt. Das Ganze ist wie ein berauschender Traum.
Unsere Atemzüge sind tief und langsam, unser Wortschatz reduziert sich auf einige wenige Attribute: Wunderbar, phantastisch, ergreifend, stoßen wir von Zeit zu Zeit aus. Wir haben beide das Gefühl, wir befinden uns in einem lange währenden Moment, der sich in unser Leben einbaut und in der Zukunft aus unseren Augen ablesbar, ja, sogar an unserem Gang erkennbar wird.
„Gesegnet ist unsere Reise, von dem Moment an, als ich wegen dir angehalten habe“ unterbricht Dave die Stille. „So viele Sachen passieren nicht rein zufällig. Diese wunderbaren Gespräche, das ununterbrochene schöne Wetter, die Schönheit der Natur auf diese Art, und ihre Wirkung auf unser Ich. Ist es nicht wunderbar, dass zwei, vor zwei Tagen noch wildfremde Menschen jetzt zusammen reisen, singen und sich über alles unterhalten können? Ich fühle mich so wohl wie noch nie. Endlich! Das ist der Sinn jeglicher menschlichen Beziehung, dass jede Begegnung die Beteiligten reicher macht. Man muss von einander lernen. Die Art lernen, auf die der andere die Welt schön findet, und versuchen Teil seiner Freude zu werden. Wie du es gesagt hast; Das wichtigste in den Freundschaften ist, dass wir ständig Kompromisse machen. Also die Liebe, die uns entgegengestreckt wird, sollen wir annehmen und als Antwort sollen wir Liebe dafür zurückgeben. Es ist mir kristallklar, dass wir unseren eigenen Glauben und unsere Religion nicht aufgeben müssen, um einen anderen Menschen zu verstehen und seine Gefühlswelt nachzuempfinden. Es ist unwichtig, wie du etwas nennst, die Äußerung deiner Gefühle ist von Bedeutung...“
Ich schweige dazu, nicke und hoffe, dass er von diesen paar Tagen noch lange zehren wird, denn ich weiß, für ihn sind all diese Dinge viel wichtiger als für mich. Nicht weil ich nicht genauso viel bekommen hätte wie er, sondern, weil das für mich natürlich ist. Ich bin auf alles gefasst und verarbeite alles schnell. Die Vergangenheit und die Gegenwart sind allnächtlich mein Kopfkissen und die Zukunft allmorgendlich mein Wecker. In jeder Minute des Tages wiederum, muss ich in der Lage sein,
Weitere Kostenlose Bücher