Kells Legende: Roman (German Edition)
richtiger, die nichts von den üblen Dingen gehört hatten, die er getan hatte.
»Ganz wie Ihr wünscht, Herr«, murmelte der Wirt.
Kell schritt zur Tür und trat nach draußen, immer noch wütend, wenn auch mehr auf sich selbst als auf irgendjemand anderen. Vor allem ärgerte es ihn, dass er die böse Magie seines Namens benutzt hatte. Jetzt ließ er den Rauch und den Lärm der Schankstube hinter sich, der nach dem Kampf wieder zugenommen hatte. Er atmete mehrmals tief durch, verfluchte den Whisky, den Schnee und auch Saark … Warum hatte dieser verfluchte Dandy nicht auf die Mädchen aufgepasst, wie er es versprochen hatte? Und wo war Kat?
»Dieser nutzlose, unzuverlässige Mistkerl!«
Kell sah sich suchend auf der Straße um und ging dann an der Herberge entlang bis zur Ecke. Es schneite in dicken Flocken, und der Schnee dämpfte die Geräusche der Welt. Kell betrat die Stallungen und glaubte ein leises Stöhnen zu hören, kaum mehr als ein Flüstern. Aber in der Stille der Nacht war es trotzdem zu vernehmen, und die Art des Stöhnens erinnerte ihn an eine Sache, an eine ganz bestimmte Sache, an …
Sex.
Kells Wut flammte auf, und seine Intuition leitete ihn, als er durch den Schnee zu der nächstgelegenen Stallbox stapfte. Dort blieb er stehen. Saark lag rücklings auf einem Heuballen, vollkommen bekleidet, das Gesicht vor Verzückung verzerrt. Kat stand vor ihm, vollkommen nackt; sie trat gerade aus ihrem Kleid, als Kell hinzukam. Er konnte einen ausgiebigen Blick auf ihre kräftigen, runden Pobacken werfen.
»Du verfluchter Abschaum!«, schnarrte Kell und trat die Stalltür auf.
»Nein, warte!«, stieß Saark hervor.
Kell sprang in die Box und trat Saark gegen den Kopf. Der Mann fiel benommen ins Heu zurück. Dann drehte sich der alte Krieger zu Kat herum und musterte sie mürrisch. »Zieh dich wieder an, Schlampe. Du wirst heute Nacht keinen Spaß haben.«
»Ach nein? Und warum nicht? Habt Ihr etwa keinen hochgekriegt?«
Kell hob die Hand, um sie zu schlagen, blickte dann jedoch auf seine riesigen, gespreizten Finger; sie sahen aus wie die Klauen eines wütenden Bären. Er ließ die Hand sinken, packte stattdessen Saark am Kragen, zerrte ihn durch das Heu auf die Straße hinaus und schleuderte ihn in den Schlamm.
»Was habe ich dir gesagt?«, fauchte er und trat Saark gegen die Rippen. Saark rollte grunzend durch den Schnee, bis er schließlich liegen blieb und in den Himmel starrte. Dann hustete er rasselnd.
»Warte«, stieß er schließlich hervor und hob seine Hand.
Kell ließ sich jedoch nicht aufhalten, als die Wut durch ihn hindurchtoste wie eine unkontrollierbare Droge. Er wusste, dass sein Zorn auch durch den Whisky gespeist wurde. Whisky war ein Teufelstrank und brachte ihn stets dazu, sich wie ein Wilder aufzuführen, bösartig in einer Art und Weise, die er nicht kontrollieren konnte …
»Du wolltest ein junges, unschuldiges Mädchen missbrauchen?«, brüllte er und zielte mit einem Tritt nach Saarks Gesicht. Der rollte sich reaktionsschnell herum, erwischte Kells Bein und drehte es um; Kell taumelte zurück. Saark rappelte sich hastig hoch, immer noch benommen von den Schlägen, und sein Gesicht war schmerzverzerrt, als er Blut ausspie.
»Kell, was verflucht machst du da?«, schrie er.
»Du bist zu weit gegangen!«, tobte Kell, der sich erneut vor Saark aufbaute. »Ich werde dir eine Tracht Prügel verabreichen, die du in deinem Leben nicht mehr vergessen wirst.«
»Sei nicht albern, alter Mann.«
»Hör auf, mich alter Mann zu nennen!« Kell griff an, aber Saark trat geschickt zur Seite. Doch die Faust war zu schnell und erwischte sein Gesicht an der Seite. Der Dandy wirbelte herum und schlug seinerseits zweimal zu. Kell blockte die Schläge so mühelos ab, als kämpfte er mit einem Kind. Dann stürzte sich Kell auf Saark, und die Männer prallten zusammen. Sie prügelten sich wütend, und ihre Schläge trafen den Gegner in einem wahren Wirbel aus Fäusten. Schließlich trennten sie sich taumelnd voneinander, beide mit blutigen Gesichtern. Mittlerweile war Saarks gute Laune vollkommen verflogen.
»Das ist doch verrückt!«, schrie er und betastete seine aufgeplatzten Lippen. »Sie ist achtzehn! Sie weiß, was sie will!«
»Nein. Ist sie nicht. Und sie weiß nur, was du ihr erzählt hast! Du bist nichts weiter als ein Weiberheld und ein läufiger Straßenköter, und ich schwöre, dass ich dir beides aus dem Leib prügeln werde!«
Sie stürzten sich erneut aufeinander; Kell
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