Kells Legende: Roman (German Edition)
Öffnung der Stallungen lag. Sie konnte jedoch nichts sehen.
»Saark?«, flüsterte sie. »Saark!«, wiederholte sie dann lauter.
»Ja, Prinzessin?« Er war hinter ihr, ganz nah, und sie fühlte seinen Atem auf ihrem Hals. Ein heißer Schauer fegte durch ihren Körper, ihre Adern. Sie drehte sich nicht herum, sondern blieb stocksteif stehen. Jetzt war sie hier, hier draußen im Dunkeln, mit diesem wundervollen Mann, und wusste plötzlich nicht, was sie tun sollte. Flucht nach vorne!, sagte sie sich dann
»Ich dachte, Ihr wäret … ääh … du wärst wirklich hinausgegangen, um nach den Pferden zu sehen.«
»Vielleicht habe ich das auch getan«, sagte er betont hintergründig und küsste ihren Hals. Es war ein zärtlicher Kuss, eine wechselnde Liebkosung von Lippen und Zunge, und er hinterließ eine feuchte Spur auf ihrer Haut, die in der kalten Luft zu Eis wurde.
Kat erschauerte. Es lief ihr eiskalt über den Rücken.
»Hat das gekitzelt?«
»Es war wundervoll.«
»Soll ich es noch einmal machen?«
Kat drehte sich um und sah ihm in die Augen. Sie waren groß, hübsch und vertrauenswürdig. Und sie schimmerten vor Liebe. Vor Verständnis. Sie spürte, wie ihr Herz schmolz, schon wieder. »Glaubst du wirklich, dass ich wunderschön bin?«
»Du bist schöner als die Sterne, Prinzessin, schöner als eine Schneeflocke oder ein neugeborenes Kindlein.« Er beugte sich vor, bis seine Lippen nur noch einen Hauch von ihren entfernt waren. Sie spürte, wie er seine Hände leicht auf ihre Hüften legte, und erneut durchfuhr es sie heiß, pulsierte mit jedem Schlag ihres Herzens eine glühende Energie durch sie hindurch. Ihr schwindelte, und sie begehrte ihn, sie begehrte ihn so sehr, dass sie alles riskieren würde, um jetzt mit Saark zusammen zu sein, hier, an diesem kalten Ort, inmitten von Schnee und Eis …
Er küsste sie.
Sein Kuss war sanft und verführerisch, seine Zunge drang in ihren Mund. Sie packte eifrig seinen Kopf, presste ihr Gesicht gegen seines und küsste ihn voller Leidenschaft, mit einer ungeübten Wildheit; seine Arme umschlangen ihre Taille, und er zog sie an sich. Sie spürte sein hartes Glied, das sich gegen ihren Schoß unter ihrem Seidenkleid presste, und dieses Gefühl berauschte sie, wie noch nichts in der Welt sie jemals berauscht hatte …
Er wich ein Stück zurück.
»Hör nicht auf«, keuchte sie.
»Du bist eine gierige kleine Füchsin«, sagte er.
»Küss mich«, bat sie. »Küss mich überall! Berühr mich überall! Bitte …!«
»O meine Prinzessin«, flüsterte Saark, dessen Augen in der Dunkelheit funkelten. »Das werde ich, glaub mir.«
Kell ließ sich in das heiße Wasser gleiten. Die Hitze traf ihn mit einer Wucht, die ihm guttat. Er schenkte sich ein großes Glas Whisky ein, stellte es auf den Rand der alten Keramikwanne und genoss die Duftöle im Wasser, die seine Sinne zu streicheln schienen.
Du darfst das nicht trinken, sagte Ilanna.
Scheiß drauf , dachte Kell und planschte im Badewasser. Ich mache, was mir gefällt. Du bist nicht meine Mutter!
Du darfst nicht dorthin zurückkehren!
Ich kann in jede Jauchegrube zurückkehren, die mir gefällt. Ich bin Kell. Sie schreiben Gedichte über mich, weißt du das nicht? Du kommst auch darin vor, aber ich bin darin der Held. Ich bin eine Legende. Kells Legende, haben sie das Machwerk genannt … das in Wirklichkeit ein Haufen Mist und verlogener Dreck ist.
Bitte, trink das nicht, Kell.
Wieso kümmert dich das? Weil ich dann nicht meinen großen Auftritt haben kann? Nicht so effektiv töten kann, für dich? Um deine Blutfantasien zu befriedigen? Deine Gier nach Blutöl?
Du missverstehst mich.
Wer bist du? Meine Großmutter? Kell verspottete sie, aber sein Gelächter klang undeutlich. Er schnappte sich den Whisky, leerte das große Glas in einem Zug und hatte das Gefühl, als würde der Schnaps in ihm schwimmen wie winzige Fische in Essig. Ihm schwindelte, und er genoss das Gefühl, suhlte sich in der Hingabe.
Es ist schon lange her.
Viel zu lange …
Nienna fühlt sich nicht gut , sagte Ilanna und bediente sich damit des einzigen emotionalen Druckmittels, das sie kannte.
Kell fluchte und stand auf. Wasser und Duftöl tropften von seinem alten, narbenübersäten, aber immer noch sehr beeindruckenden Körper. Die meisten Männer wurden schlaff, wenn sie älter wurden, ihre Muskeln dehnten sich, und ihre Kraft nahm schleichend ab. Nicht so bei Kell. Gewiss, seine Gelenke schmerzten, und, ja, die Arthritis setzte ihm
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