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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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seinen wilden Ruf nicht nur durch alberne Gerüchte verdient, durch das Gerede Betrunkener oder die lockere Zunge einer befriedigten Geliebten.« Kell grinste Saark an, und amüsierte sich über seine eigene, anzügliche Bemerkung. Er sah es in Saarks Augen …
    Du hast mich gelackmeiert, dachte Saark.
    Kell zuckte mit den Schultern. »Halt dich dicht in meiner Nähe, mein Junge. Und verkneif dir möglichst deine albernen Sprüche.«
    Sie gingen langsam durch den Kreis der Statuen. Einige von ihnen waren sehr groß, unglaublich alt, und weder ihre Gestalten noch ihre Formen waren zu erkennen, so sehr hatte die Witterung ihnen zugesetzt. Sie waren zerschlagen, zerbrochen und von Pilzen, Flechten und Moos überzogen. Zwei der Statuen jedoch waren etwa mannsgroß, eine steinerne Darstellung von perversen, unvorstellbaren Monstern; die dritte war ein Mann, ein großer, stolzer Mann, der beinahe königlich wirkte; eine weitere war ein Löwe und eine andere war … etwas vollkommen anderes. Die letzte Statue war klein, reichte Saark kaum bis an die Knie und hatte in ihrer durchaus an einen kleinwüchsigen Menschen erinnernden Statur etwas stark Deformiertes. Sie stand auf den Hinterbeinen, deren Gelenke umgekehrt waren wie bei denen eines Hundes. Saark schüttelte sich und fühlte sich seltsam unwohl.
    Schließlich tauchten sie wieder in den Wald ein, und Kell folgte seinem Gespür, dem Ruf seiner Axt. Obwohl Saark sich insgeheim fragte, ob Kell nicht einfach nur verrückt geworden war und schlichtweg völlig willkürlich durch den Wald marschierte. Immer wieder sah Saark sich um, auf der Suche nach Albino-Soldaten oder, schlimmer noch, den Cankern, von denen sie anscheinend gejagt wurden. Sie gingen den ganzen Tag über, mussten sich manchmal langsam durch besonders enge und dichte Abschnitte des Unterholzes zwängen und führten dabei die nervösen Pferde stets sehr bedachtsam am Zügel.
    Es wurde sehr früh dunkel, und bei Einbruch der Nacht erreichten die beiden Krieger erneut einen Kreis von sieben Statuen. Saark wurde allmählich nervös und betrachtete ängstlich die immer länger werdenden Schatten der Bäume. Diese waren knorrig und verkrüppelt, ihre Äste erstreckten sich weit über sie, schienen nach ihnen zu greifen, strichen an Gesichtern und Kleidung vorbei und ließen immer wieder Ladungen von Schnee auf den waldigen Boden fallen.
    Kell blieb stehen. »Wir lassen die Pferde hier«, erklärte er. Sie hatten eine schmale Kreuzung erreicht; die Pfade waren vermutlich von Wild ausgetreten worden, von Rehen, Dachsen und Wildschweinen.
    Saark nickte. »Ist Nienna in der Nähe?«
    »Jedenfalls ist Ilanna nicht weit. Und ich hoffe, dass das Mädchen bei ihr ist.«
    »Du meinst deine Enkelin.«
    Kell starrte Saark an. »Das habe ich doch gesagt.«
    Sie gingen zu Fuß weiter, bis sie zu einer breiten Schneise im Forst kamen; diese war beinahe rechteckig und zumeist von Nadelgehölzen eingerahmt, Kiefern, Steineichen, Lärchen und Schierlingstannen, die sich, zusammen mit Geißblatt und anderen Kletterpflanzen, zu einem undurchdringlichen Dickicht verwoben hatten. Es roch nach Harz und dem Duft von Wald, ein erstickendes, berauschendes Aroma. Nienna und Kat saßen auf einem riesigen, umgestürzten Baumstamm.
    »Nienna.« Kells Stimme war nur ein tiefes, kaum vernehmliches Grollen. Sein Blick war auf Ilanna gerichtet, die neben dem Mädchen lehnte; dann zuckte er zu seiner Enkelin, als diese sich umdrehte. Ihre Miene war vor Angst verzerrt; sie wirkte angespannt, und ihre Augen waren weit aufgerissen. Lautlos formulierte sie etwas mit den Lippen, und Kell runzelte die Stirn, während er sich bemühte, die Worte zu erkennen.
    Saark schlich neben Kell und hockte sich an den Rand der Waldschneise. Auch seine Miene verfinsterte sich. »Was versucht sie uns zu sagen?«
    Er hatte leise gesprochen, und doch hallten seine Worte über die Lichtung. Nienna sprang plötzlich hoch, packte Kells Axt mit ihren kleinen Händen und drehte sich von den Männern weg auf das Ende der Schneise zu, an der eine kleine Lichtung in prachtvollem, fruchtbarem Grün schimmerte. Etwas klickte dort, als würde man Kieselsteine auf einen Felsbrocken schleudern, und Kell stand ebenfalls auf. Er trat in die Schneise auf die beiden Mädchen zu … hinter denen sich, fast nicht zu sehen, nur in Andeutungen erkennbar, etwas erhob, etwas Riesiges. Erde, Laub und braune Kiefernnadeln flogen durch die Luft, als dieses Ding vom Waldboden aufstand. Riesige

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