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Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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weiter. Die Zweige schlugen ihm ins Gesicht und gegen die Arme; der Steinlöwe verfolgte ihn jedoch nach wie vor. Schließlich erreichte er die Kreuzung, wo sie die Pferde angebunden hatten, und einen Augenblick lang durchströmte ihn Erleichterung. Denn Saark und die beiden jungen Frauen waren nirgendwo zu sehen; sie waren geflüchtet, waren entkommen und in Sicherheit. Sein Opfer hatte ihnen die notwendige Zeit erkauft. Aber jetzt … Er runzelte die Stirn. Alle Pferde waren verschwunden. Was bedeutete, dass er … zu Fuß weiterflüchten musste.
    »Saark, du gottverdammter, geckenhafter Mistkerl!«
    Ein lautes Brüllen hallte durch die Bäume hinter ihm. Kell sah sich hastig um. Saark war nach Süden geritten, wie sie es besprochen hatten, um König Leanoric zu erreichen, ihn vor den Ereignissen in Jalder zu warnen. Kell rannte den Pfad entlang, aber der Kampf, der Schlafmangel sowie der Fluch des Alters und seiner trägen Lebensweise forderten ihren Tribut. Schon nach hundert Metern ging ihm die Luft aus, und nach zweihundert Metern war er vollkommen schweißüberströmt. Der Steinlöwe verfolgte ihn weiter. Das Wesen brüllte nicht mehr so bestialisch wie zuvor, aber Kell konnte seine schweren Schritte nicht nur hören, sondern spüren … wie auch nicht? Er verzog das Gesicht.
    »Verdammt!«, knurrte er. Er würde hier sterben.
    Vor ihm, durch das dichte Schneetreiben, sah er, wie der Wald sich lichtete, und auf einmal hatte er eine wunderbare Vorstellung; vielleicht hatte er ja bereits den Rand des Forsts der Steinlöwen erreicht? Vielleicht gab es eine Grenze des Territoriums der Steinlöwen, eine Grenze, die sie nicht überschreiten, jenseits derer sie niemanden verfolgen konnten. Blutöl-Magie funktionierte auf diese Weise, jedenfalls manchmal …
    Aber es gab keine Garantie.
    Kell mühte sich weiter und hörte, wie der Steinlöwe immer näher kam, ein dunkler Schatten hinter ihm, ein schwarzer Geist zwischen den Bäumen. Kell blieb keuchend stehen, während rote Punkte vor seinen Augen tanzten. Er hustete und spie Schleim auf den Waldboden.
    Ein schrilles, bestialisches Brüllen wie von einer erstickenden Frau ließ ihn zusammenfahren. Er rannte weiter … Doch dann hörte er ein bösartiges Grollen vor sich und kam rutschend zum Stehen, verwirrt. Zwischen den Bäumen gewahrte Kell die Gestalt eines Canker. Etwas in ihm erstarb, er saß in der Falle. Bei allen Göttern, er war gefangen!
    »Das ist gar nicht gut.«
    Er kniff die Augen zusammen, als sich zwei weitere Bestien zu dem ersten Canker gesellten. Sie hatten alle unterschiedliche Gestalten und Größen, aber jeder von ihnen hatte einen aufgeschlagenen Schädel, in dem man Zahnräder und Mechanik laut klicken hörte und arbeiten sah. Kell warf einen Blick zurück. Der Steinlöwe war da, kam näher und näher. Er konnte seine Beine sehen, an denen keinerlei Verletzungen mehr zu erkennen waren … Das Wesen war vollkommen geheilt.
    Kell rannte los, umklammerte die Axt mit schweißnassen Händen, und dann sahen die Canker ihn. Ihre deformierten und aufgeblähten Schädel ruckten mit spastischen Bewegungen herum, sie stießen triumphierende, siegessichere Schreie aus, heulten, und dann setzten sie sich in Bewegung. Die perverse Mechanik, die mit Muskeln verbunden und von Adern aus Silberquarz durchsetzt war, funktionierte, und mit einem lauten Brüllen griffen sie an …
    In diesem wirbelnden Chaos, in dem der Steinlöwe hinter ihm laut brüllte und das heiße Öl der Canker in seine Nase drang, kniff Kell die Augen zusammen und hob seine Axt, in diesem unheimlichen, vom hellen, herumwirbelnden Schnee erleuchteten Forst. Dann schien die Panik um ihn herum förmlich zu explodieren, als er die Canker angriff und die singenden, funkelnden Schmetterlingsklingen von Ilanna wild durch die Luft zischten.

9
    ARMEE DES NORDENS
    König Leanoric saß auf seinem Streitross, auf dem Hügel direkt außerhalb der Ruinen von Alt-Valantrium, und dachte an seinen Vater. Im Nordosten sah er die schimmernden Türme von Valantrium, einer der reichsten und beeindruckendsten Städte von Falanor. Sie war von den besten Architekten und Baumeistern des Landes errichtet worden, ihre Straßen waren mit Marmor gepflastert, der unter großen Mühen in den Schwarzspitzen-Steinbrüchen im Südwesten dieser gewaltigen Gebirgskette gewonnen worden war.
    Was würde mein Vater tun?, dachte er, während sich Verzweiflung wie ein Mantel über ihn legte.
    Der König wendete sein Streitross

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