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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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Reflex zuckten. Das Kitzeln lief über seinen Bauch zu seiner Brust. Jage keuchte vor Schreck, als er die Spinne dort sah. Eine kleine, schimmernde, schwarze Spinne, ungefähr so groß wie sein Handteller, und so dicht vor seinem Gesicht, dass er die vielen Haare an ihren Beinen und auf ihrem Körper erkennen konnte. Er blinzelte; es war eine extrem giftige und sehr, sehr tödliche Hexel-Spinne, die man auch, welche süße Ironie, unter dem Namen Wolfsspinne kannte. Jage keuchte, während die Furcht ihm die Kehle zuschnürte, und beobachtete, wie die Spinne sich zu dem Wolf herumdrehte. Dessen ausgestreckte Pfote war mitten in der Bewegung erstarrt. Er kniff die gelben Augen zusammen, als würde er die Situation abwägen.
    Die Spinne hob ihre Vorderbeine, und Jage konnte die langen, gebogenen Zangen sehen, die, wie er trotz seiner Jugend bereits wusste, mit den Giftdrüsen verbunden waren.
    Der Wolf hielt inne, knurrte jedoch weiter. Das alte Geschöpf war klug genug, um die Gefahr zu erkennen, die ihm von dieser winzigen Kreatur drohte. Rings um Jage knurrten auch die anderen Wölfe, dann spürte der Junge erschauernd, wie es auf seinem Körper kribbelte, als würde Regen darüber streichen. Im nächsten Moment wurde sein gesamtes Blickfeld von einer ganzen Schar von Hexel-Spinnen ausgefüllt, die über seinen Körper liefen, darüber hinweg und sich dann drohend aufrichteten; eine schimmernde Masse aus Beinen und Körpern, die nicht nur seinen ganzen Leib fast vollständig bedeckten, sondern auch den Boden um ihn herum mit einem wimmelnden Teppich überzogen. Der Wolf knurrte noch einmal, drehte sich um und sprang dann mit einem Satz davon. Im nächsten Moment war er verschwunden.
    Jage jedoch konnte nicht einmal erleichtert seufzen, während sein Blick verängstigt über die Spinnen glitt. Sie ließen allmählich ihre Beine aus der Angriffsposition sinken und kletterten erneut über ihn, dann zurück auf den Boden. Er wartete, wartete auf diesen schmerzhaften Biss, der ihn ins Nichts stürzen würde. Das musste der Grund gewesen sein, warum seine Eltern ihn hier neben ein Spinnennest gelegt hatten … hier war ihm ein schnelles, giftiges Ende sicher.
    Jage blinzelte. Eine Spinne war auf seiner Brust sitzen geblieben. Er sah, wie sie ihn mit ihren winzigen schwarzen Augen beobachtete. Dann setzte sie sich in Bewegung, krabbelte weiter, auf sein Gesicht, und er spürte jeden einzelnen Fußtritt, der sich in seine Haut grub, hätte am liebsten vor Verzweiflung geschrien. Aber er wusste, dass jeder plötzliche Laut den tödlichen Biss auslösen würde.
    Die Spinne blieb unmittelbar über seinem Mund stehen, und Jage stieß ein kaum hörbares Wimmern aus.
    Aus einer Öffnung irgendwo an der Spinne, ob aus einer Zange, einer Drüse oder einer Spinndrüse, löste sich ein winziger Tropfen und fiel in Jages Hals. Die Flüssigkeit war warm und geschmeidig. Es folgten weitere Tropfen, und ein bitterer Geschmack durchströmte ihn. Dunkelheit fegte in einer gewalttätigen Wucht über ihn hinweg, und er dachte: Ich bin vergiftet worden. Ich sterbe. Deshalb hat man mich hiergelassen. Eine schwarze Woge aus wütendem Schmerz wallte ihm entgegen, und er fiel hinein, durch den Schmerz hindurch in einen bodenlosen Abgrund, und dann nahm er nichts mehr wahr.
    Jage erwachte mit dem Gesicht nach unten und starrte auf Felsgestein. Ein unglaublicher Durst quälte ihn, und er konnte sich schwach an irgendwelche Bewegungen erinnern. Aber alles war verschwommen, und sein Gesicht war klebrig. Im selben Moment begriff er, dass seine Haut von einer hauchdünnen Schicht aus seidenem, klebrigem Spinnennetz bedeckt war.
    Sie wollen mich also fressen, dachte er verzweifelt. Sie haben mich in ihre Höhle gezerrt, damit sie mich ganz in Ruhe auffressen können. Ich bin ihr Gefangener. Ich bin Nahrung.
    Er versuchte sich zu bewegen, vergeblich. Aber er empfand keinen Schmerz bei dem Versuch, und runzelte die Stirn. Dann erblickte Jage eine Flut von Spinnen, die über den felsigen Boden auf ihn zu wogte. Sie alle hatten die Größe seiner Hand, und viele klickten mit ihren Kneifzangen. Etliche trugen kleine Säcke, die mit Eiern gefüllt waren, eingesponnen in Seide, andere hielten die Eier in ihren Kiefern, und wieder andere trugen ihre kostbare Fracht auf dem Rücken. Jage sah zu, fasziniert, bis ihm klar wurde, dass sie gekommen waren, um zu fressen; sie wollten ihre Jungen füttern. Er schüttelte sich, und erneut rannen ihm Tränen a us den

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