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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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Verkörperung von Kultur … etwas, das in einem steckt, nichts Erlerntes. Und nur weil ich gezwungen bin, deine Gesellschaft zu ertragen und unter extremen Bedingungen und Entbehrungen zu reisen, nur weil ich gezwungen wurde, in Scheiße zu schlafen, Scheiße zu fressen und mir Scheiße anzuhören, heißt das noch lange nicht, dass ich mich deshalb auch nach Scheiße sehne. Nein. Du weißt, dass ich an die eleganteren Aspekte des Lebens gewöhnt bin, und obwohl dies hier ein erbärmliches hinterwäldlerisches Bauerndorf ist«, etliche Männer in der Schänke runzelten die Stirn und murrten über diese überhebliche und sehr laut ausgesprochene Bemerkung, »in dem schmutzige, gemeine Bauern leben, die nur wissen, wie man Schweine füttert und Hühnern den Kopf abhackt«, er lachte perlend wie ein Windspiel, »bedeutet das nicht, dass ich mich ebenfalls in die niedersten Gefilde einer primitiven Gesellschaft herablassen muss. Kapiert?«
    »Du bist ein Pferdeschwanz, Saark.«
    »Ich habe nichts mehr zu sagen.«
    »Soll heißen?«
    »Wenn du mit überlegener Intelligenz, Kultur und Argumenten konfrontiert wirst, dann greifst du sofort zu den primitiven Ausdrücken aus der Gosse, aus der du kommst. Ich gebe dir keine Schuld für dein gemeines Verhalten, Kell. Manchmal beneide ich dich sogar darum. Ich wünschte sehr, dass ich nicht so schön wäre und so charmant. Und dass die Ladys mich nicht so unwiderstehlich fänden.« Saark nutzte diesen Moment, um sich umzusehen. Obwohl sein Blick an etlichen großbusigen Frauen hängen blieb, richtete er beim Anblick ihrer fadenscheinigen Kleidung, ihrer zersplitterten und gebrochenen Fingernägel und ihrer schrecklichen, offenbar mit Messern gestutzten Haare seine Aufmerksamkeit rasch wieder auf Kell. Er runzelte die Stirn und seufzte tief. »Jedoch bin ich mit diesem Fluch belegt, also muss ich das Beste aus meinen natürlichen Vorzügen und aus der Natur meiner … Bestie machen. Und was für eine Bestie das ist!«
    »Ich habe es vergessen«, sagte Kell.
    »Was meinst du, mein Alter?«
    Kell fletschte die Zähne und leerte dann seinen Bierkrug. »Wir haben einige üble Kämpfe durchgestanden, Saark, Jungchen, einige verdammt harte Situationen bewältigt. Du hast bewiesen, dass du weit härter bist, als ich angenommen habe. Du bist ein guter Schwertkämpfer, hast einen starken Arm und ein scharfes Auge und genug geistige Härte, um dich jedem Feind zu stellen.«
    »Aber?«
    »Aber in dem Augenblick, in dem wir mit irgendeiner F orm der Zivilisation in Berührung kommen, entwickelst du dich wieder zu diesem schweineköpfigen, Süßholz raspeln den, schwanzgesteuerten, stinkenden, dorftrotteligen Idiote n zurück, den ich immer verachtet habe.« Saark öffnete den Mund, als Kell seine Axt nahm und aufstand. Sein Stuhl kratzte über den mit Stroh bedeckten Steinboden. »Und wenn ich jetzt noch so einen zuckersüßen Bockmist von dir höre, dann schnitze ich damit meinen Namen in deinen Arsch.« Saark schloss den Mund wieder. Kell marschierte durch die volle Schänke und trat hinaus in die Nacht.
    »Also wirklich!«, erklärte Saark und grinste. Dann zuckte er zusammen, als die Nähte an seiner Seite sich strafften. Er lachte, halb vor Schmerz und halb vergnügt, stand auf, ging um den Tisch und setzte sich auf Kells Platz, mit dem Rücken zur Wand. Überrascht bemerkte er, dass einige der stämmigen Bauern in der Schänke ihm finstere Blicke zuwarfen. Saark winkte ihnen fröhlich zu, und sie richteten ihre finsteren Blicke und ihr düsteres Gemurmel zur Bar oder in ihr schales Bier.
    »Tja, was mache ich jetzt?« Saark rieb sich das Kinn. Es war zwar noch ein bisschen gereizt von der Rasur, aber es fühlte sich gut an, die Bartstoppeln und den Schmutz los zu sein. Er hatte seinen Schnurrbart sorgfältig geschnitten und sogar ein bisschen Öl aufgetragen, das ihm Bess, die Tochter des Schankwirts, besorgt hatte. Den Rest hatte er in seine Hände gerieben und damit seine langen dunklen Locken aufgeschönt. Saark wusste, dass er groß, hinreißend und gutaussehend war. Aber nach den Prügeln, die Myriams Männer ihm verabreicht hatten und nach denen sein Kopf aussah wie ein mit Würstchen gefüllter Schweinemagen, war er eine Weile aus dem Spiel um die Frauen ausgeschieden. Jetzt jedoch … Jetzt waren die meisten Schwellungen und blauen Flecken abgeklungen, und Saark war klar, dass diese dämmrige, rauchige Schänke die restlichen Spuren verbergen würde. Er war bereit zu spielen,

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