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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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Ankarok-Jungen doch so sehr, richtig? Gut. Dann kannst du auch mit ihm in einem Zimmer übernachten. Vielleicht sorgt er ja dafür, dass du dich nicht mehr wie ein Idiot benimmst!«
    Es war später, viel später. Mittlerweile war es dunkel geworden, und draußen tobte ein Schneesturm. Kell war zurückgekommen und hatte sich die Schneeflocken von den Schultern seiner dicken Bärenfellweste geklopft. Jetzt saßen sie vor einer Mahlzeit an einem Ecktisch in der Schänke. Es gab Auflauf, der größtenteils aus Kartoffeln, ein bisschen Schinken und Fleischsoße bestand. Kell hatte sich einen ganzen Laib Schwarzbrot kommen lassen, von dem er dicke Scheiben abschnitt, die er mit Butter bestrich. Skanda saß Kell gegenüber und betrachtete den alten Krieger gebannt, s ah zu, wie der Mann aß. Kell hatte dem Jungen bereits dr eimal etwas zu Essen angeboten, aber der dürre Bursche hatte immer abgelehnt.
    »Du musst etwas Warmes in den Leib bekommen, Junge«, sagte Kell. Er entspannte sich jetzt, da sein Bauch voll war, und sein Blick war freundlicher, nachdem er aus der Kälte heraus war, aus dem Schnee, dem Wind und der drohenden Aussicht auf einen Kampf. Ich werde alt, dämmerte ihm. Verdammt, er war alt! Als er an ihre Jagd auf Nienna dachte, wurde ihm klar, wie alt und ausgelaugt er sich eigentlich fühlte. Müde bis ins Mark.
    »Ich bin nicht hungrig«, antwortete Skanda.
    »Du musst etwas essen.«
    »Wenn du um etwas warme Milch bitten könntest?«
    Kell nickte und winkte das Serviermädchen zu sich. Kurz darauf kam sie mit einem Becher warmer Milch zurück und einem Krug Bier für Kell. Kell und Skanda saßen da, tranken und beobachteten, wie sich die Schänke allmählich füllte. Das Dorf Creggan war keineswegs so verlassen, wie es zuerst ausgesehen hatte.
    »Wohin ist Saark verschwunden?«, erkundigte sich Kell nach einer Weile. Er beobachtete eine Gruppe Männer in einer Ecke und bemerkte, wie geschmeidig sie sich bewegten. Sie hatten ihre Getränke kaum angerührt. Sie wirkten auf Kell wie Soldaten, aber einer hatte einen Fleck auf den Lippen, als wäre er ein aufkeimender Schwarzlippler. Diese Schwarzlippler waren Frauen und Männer, die Geschmack an dem illegalen und schwer zu bekommenden Blutöl gefunden hatten, das die Vachine so verehrten und das für sie so lebensnotwendig war. Die meisten Schwarzlippler wussten nicht einmal, dass dieses berauschende Getränk, dem sie verfallen waren, aus menschlichem Blut raffiniert wurde. Ebenso wenig war ihnen klar, dass es vor allem für einen Markt bestimmt war, der ziemlich … abgelegen war: dem der Vachine, tief in den Tälern des Schwarzspitz-Massivs. Die meisten Schwarzlippler lebten einfach nur für den Moment und vergnügten sich, auch mit Blutöl, wann immer und wo sie konnten. Der Nachteil war der, dass bei jedem, der Blutöl häufig benutzte, zuerst die Lippen und schließlich auch die Adern schwarz hervortraten. Wenn die Adern eines Schwarzlipplers auf seinem Körper aussahen wie ein mit Tinte aufgemalter Schlachtplan, konnte man die Wochen, die ihnen verblieben, an einer Hand abzählen.
    Skanda nippte an seiner Milch. »Er ist nach draußen gegangen.«
    »Wohin?« Kells Miene verfinsterte sich. »Er sagte doch, er wollte ein Bad nehmen.«
    »Mir hat er gesagt, dass er ein paar Dinge kaufen müsste.«
    Kell brummte und stützte sein Kinn auf seine Faust. Nur eine Handbreit entfernt, direkt neben seinem Stiefel, lehnte Ilanna an der Kante des grob gezimmerten Tisches. Unter seinem linken Arm steckte sein Svian-Messer in seiner Scheide. Dazu griff er normalerweise nur im Notfall, wenn er von seiner ersten Liebe getrennt wurde. Ilanna.
    Die Schänke hatte sich mittlerweile gefüllt, aber die Stimmung war merkwürdig gedämpft. Sie wissen es, dachte Kell. Die Gäste wussten, dass ein Feind in Falanor einmarschiert war und dass sie nur durch reines Glück durch das Schleppnetz der Eisernen Armee geschlüpft waren. Nach Creggan führten keine großen Straßen. Sie waren schlicht übersehen worden. Aber an dem Verhalten der Dorfbewohner konnte man ablesen, dass ihnen klar war, was passieren würde, wenn ihr kleiner Hafen beim zweiten Mal nicht so viel Glück haben würde.
    Kells erfahrenes Auge registrierte schnell, dass jedermann im Schankraum ein Schwert oder zumindest ein Langmesser trug. Selbst die Frauen, die in ihren dicken, wollenen Kleidern und Baumwollblusen hereinkamen, waren bewaffnet. Diese Siedlung lebte in ständiger Furcht. Sie war fassbar, lag wie

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