Kells Rache: Roman (German Edition)
Asche auf ihrer Haut, glühte wie die Pest in ihren Augen.
Skanda leerte seine Milch und stand auf.
»Und wohin gehst du jetzt, Junge?«
»Ich bin müde. Ich gehe schlafen.«
Kell nickte und sah dem dünnen Jungen nach, der sich den Weg durch die belebte Schänke bahnte. Rauch wehte um ihn herum, und ein Serviermädchen trat an seinen Tisch. Sie fragte ihn, ob er noch etwas zu trinken wollte. Kell warf einen Blick auf sein Bier. Dann sah er zu ihr hoch. Und überlegte.
»Bring mir einen Whisky«, sagte er schließlich heiser.
Saark saß im heißen Wasser. Die Wunde in seiner Seite brannte wie die Feuer der Chaoshallen, seine Gliedmaßen schmerzten wie die eines Grubenkämpfers, aber er war trotzdem glücklich, als die Hitze durch seine verschrammte Haut und seine schmerzenden Knochen strömte. Mit einem Seufzer lehnte er sich zurück. Den Gestank von Blut, Schweiß und Schmutz, von Kämpfen und Cankern, von Übernachtungen im Wald, von Albinohirnen und Albinoblut, all das hatte er von seiner jetzt rosafarbenen, wunden Haut geschrubbt. Noch besser, er hatte herumgefragt, und es war ihm gelungen, einige wundervolle Badekräuter zu erstehen und dazu Parfüm. Freilich war nichts davon auch nur annährend so vornehm wie die Düfte, die am königlichen Hof in Vohr in der Luft lagen, aber dennoch war es erheblich besser, als nach Pferdeschweiß und Tod zu stinken.
Saark seufzte erneut. Das Wasser schwappte bis zum Rand der Wanne, wo sich schmutziger Schaum sammelte. Saark blickte glücklich auf seine neue Kleidung. Ihm war natürlich klar, dass das reine Verschwendung war, eine Extra vaganz, und dass diese Kleidung nicht geeignet war, um durch das Land zu reisen. Aber für jemanden wie Saark war so etwas einfach notwendig. Er war süchtig danach, Kleidung und Parfüm zu kaufen, so süchtig, wie andere Männer dem Whisky verfallen waren oder den Wetten bei Hundekämpfen. Denn Saark wusste, wenn elegante Kleidung und wohlriechendes Parfüm zu seiner natürlichen Schönheit hinzukamen, führte dieser ganze berauschende Mix zu einer einzigen Sache: zu amourösen Treffen mit hübschen jungen Ladys.
Saark schloss die Augen und stellte sich die vielen Frauen vor, die er erobert hatte. Doch immer wieder schob sich Katrinas Gesicht vor seine Augen, mit anklagend erhobenem Finger. Ich bin tot, schien sie zu sagen. Du hast mir erzählt, dass du mich liebst. Jetzt verfaule ich unter der Erde, und du hast nichts getan, um das zu verhindern!
Die Geister hatten ihm die Stimmung verdorben, also k letterte er aus der Wanne und trocknete sich ab. Dann stand er da, zitterte ein bisschen und betrachtete sich in einem mannsgroßen Messingspiegel. Die Wunde an seiner Seite heilte. Sie blutete zwar noch gelegentlich, aber sie wurde zusehends besser. Die Nähte hielten sehr gut. Die Schwellung in seinem Gesicht war ebenfalls abgeklungen, so dass er jetzt nicht mehr aussah, als hätte ein Pferd auf seinem Gesicht getanzt. Viele andere blaue Flecken waren zu blassgelben Stellen verblichen, und etliche waren unglaublicherweise auch ganz verschwunden.
Ich heile schnell, dachte er und lächelte. Aber nicht im Kopf, dachte er und schnitt eine Grimasse.
Er kleidete sich an. In ein hellorangefarbenes Seidenhemd mit Spitzenrüschen an Kragen und Manschetten und eine leuchtend blaue Wollhose. Er hatte auch einen Mantel erstanden, aus Schneeleopard, der bis zu seinen Knöcheln reichte. Er bestand außen aus feinem Hirschleder und war mit dem Fell eines Schneeleoparden gefüttert. Jedenfalls hatte man ihm das gesagt. Er bezweifelte es zwar, aber trotzdem bildete der Mantel einen hübschen weißen Kontrast zu dem Orange des Hemdes. Und außerdem würde er ihn unterwegs wärmen.
Saark streifte sich eine Schnur über den Kopf und rückte den hellgrünen Anhänger an seinem Hals zurecht. Dann gürtete er sich mit seinem Rapier. Er zückte die Waffe, und ein silberner Schemen flackerte im Spiegel. Es war ein erstaunliches Schauspiel von Geschicklichkeit und Präzision. Im nächsten Moment zuckte er zusammen, langsam, und drückte seine Hand auf die Seite. »Aua«, murmelte er. »Noch bist du nicht so weit, mein Lieber. Noch nicht.«
Er ließ seine alte Kleidung auf einem Haufen liegen, damit die Dienstmädchen der Schänke sie verbrannten, ging zu seinem Zimmer und öffnete die Tür. Skanda saß auf einem der schmalen Betten, aber sein Gesicht strahlte, als würde er einen tosenden Applaus genießen. Ein langer Gegenstand aus Messing lag locker auf
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