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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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seinem Arm. Saark betrat das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Dann legte er seinen Umhang auf einen Stuhl und ging zu Skanda.
    » Was machst du da, Junge?«, erkundigte er sich leise, aber nicht unfreundlich.
    Skanda antwortete nicht. Seine Augen waren offen, aber keinerlei Verstehen schimmerte darin. Saarks Blick glitt zu dem Messinggegenstand. Er war alt, sehr alt und häufig benutzt, wie es aussah. Zudem war er reich verziert. Saark hatte ähnliche Gegenstände in den Häusern von Ärzten gesehen, wenn sie seine Schwertwunden genäht hatten. Es war eine Nadel, eine Messingnadel, und man benutzte sie, um Flüssigkeiten in den menschlichen Körper zu injizieren. Diese Nadel war an Skandas Arm befestigt, oder genauer, sie bohrte sich in seine Ader.
    »Skanda«, stieß Saark hervor und machte Anstalten, die Nadel herauszuziehen. Im selben Moment hörte er ein rasches Klicken. Saark blickte in die Richtung und sprang zurück. Der Skorpion war da und hatte seine beiden Schwänze drohend erhoben. Seine Zangen klackten, während er Saark mit seinen winzigen schwarzen Augen beobachtete.
    Der stieß zischend den Atem aus. »Verdammtes, ekliges kleines Ding!« Er fuhr hoch und zückte sein Schwert. Er kniff die Augen zusammen. »Ich werde dich in Stücke schneiden!« Doch im selben Moment begriff er, was hier eigentlich vorging. Der Skorpion beschützte nur seinen Herrn.
    Wie kann das sein?, dachte Saark. Das ist ein Insekt! Ein giftiges kleines Insekt, das kein Mitgefühl oder Mitleid für irgendetwas empfinden kann. Warum also sollte ein Skorpion den Jungen beschützen?
    Langsam schob Saark sein Rapier wieder in die Scheide und streckte die Hände aus. »Ich wollte einfach nur die Nadel herausziehen und den Jungen ins Bett legen, verstehst du? Um es ihm bequemer zu machen.«
    Der Skorpion betrachtete ihn eine Weile, dann ließ er die Stacheln sinken und verschwand in Skandas weiter Kleidung. Vorsichtig zog Saark die Nadel heraus. Ein kleiner Blutstropfen blieb an der Stelle zurück, wo sie in der Haut gesteckt hatte. Er legte sie zur Seite. Dann hob er Skanda auf das Bett, streckte ihn aus und zog eine dünne Decke über ihn. »So«, murmelte er und dachte an seine eigene Kindheit. Sein Vater, der an einem Deckenbalken hing, seine Mutter, die schrie, und die langen, langen Wochen, in denen er vollkommen allein gewesen war.
    In Saarks Augen glänzten Tränen. »Ich passe auf dich auf, mein Junge. Du wirst schon sehen«, sagte er.
    Saark hatte natürlich damit gerechnet, Aufsehen zu erregen, als er in den rauchigen Schankraum trat. Die Leute machten ihm auch tatsächlich Platz. Er ignorierte die vielen erstaunten Blicke, als er zu Kell ging und sich dem Axtkämpfer gegenüber an den Tisch setzte, den Rücken zu den übrigen Gästen gewendet.
    »Was bei allen verschissenen Pferden«, knurrte Kell, »trägst du da?«
    »Ich nenne es Orangenblüte im Winter. Ich glaube, es ist ziemlich verführerisch. Denn die Ladys scheinen mich jetzt zu bemerken.« Er lächelte strahlend und glücklich.
    »Kumpel, jeder Mistkerl in dieser Schänke bemerkt dich, und zwar angefangen vom gemeinsten, heimtückischsten und diebischsten Halunken bis hin zur schmutzigsten und schlampigsten Hure des Dorfes. Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht, Saark?«
    »Ich habe mir gedacht, dass es schon eine Weile her ist, seit ich weibliche Gesellschaft hatte.«
    »Ich dachte, du hättest das überwunden!«
    »Kell, mein Freund, du verstehst weder etwas von Männern noch von Frauen. Es ist nichts, das ich will ; es ist etwas, das ich brauche . Ich kann mich nicht kontrollieren, ebenso wenig, wie du deine … deine blutige Axt kontrollieren kannst.«
    »Saark, wir bleiben nur eine Nacht hier. Was ist in dich gefahren, dich wie ein Pfau zu kleiden?«
    »Ist halt meine Art.«
    »Und wie du stinkst! Bei allen Göttern, man könnte meinen, du hättest die Lavendelflaschen aller Jungfrauen im ganzen Land aus ihren Wäscheschubladen gestohlen! Diese verfluchten Albino-Soldaten werden uns im Nu ausfindig machen, wenn du in die Wildnis von Falanor hinausreitest und derart miefst!«
    »Du bist so ungehobelt!«
    »Ich dachte, du hättest diesen ganzen Mist hinter dir gelassen! Ich dachte, wir wären auf einer gemeinsamen Mission unterwegs!«
    »Was?« Saark sah ihn ungläubig an. » Was ?? Hinter mir gelassen? Du verwirrter alter Knacker! Es gibt hier nichts, was man hinter sich lassen müsste. Ist alles eine Frage der Herkunft, eine Frage der Bildung, eine

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