Kells Rache: Roman (German Edition)
wie eine Katze. Er war bereit anzugreifen, wie ein von Lust getriebener Bulle! Er grinste. Saark war wieder da, hallo, Ladys!, Saark war wieder da!
Seine Blicke schweiften durch den Raum, er trank sein Bier und bestellte einen weiteren Krug, den er ebenfalls leerte. Etliche Frauen sahen ihn an und lächelten. Saark stufte sie stumm ein, methodisch, ordnete sie in einer Hierarchie, welcher er zuerst beischlafen würde, vorausgesetzt, dass nicht noch eine schönere Frau die Schänke betrat. Saark war so selbstsicher und erfahren, dass ihm niemals der Gedanke gekommen wäre, dass eine Lady ihn möglicherweise abweisen könnte. So etwas passierte nur erbärmlichen Unglücklichen, also anderen.
Saark war so sehr damit beschäftigt, die zur Verfügung stehenden Frauen zu taxieren wie Rinder auf einem Viehmarkt, dass er nicht merkte, wie sich ihm zwei Männer näherten, als er seinen vierten Bierkrug leerte. Er sah sie erst, als sie unmittelbar vor ihm standen.
»Hallo, Leute«, meinte Saark lächelnd und stellte seinen Krug mit einem leisen Klacken auf den Tisch. »Was kann ich für euch tun?«
»Der Geck fragt, was er für uns tun kann«, meinte der erste Mann lachend. Er war sehr groß, hatte einen runden Kopf, kurz geschorenes Haar, große Ohren und rosige Wangen. In der Faust hielt er ein Langschwert, dessen Spitze gesenkt war. Saarks Blick folgte der Klinge bis zum Boden.
»Das ist eine sehr gute Frage«, antwortete sein Kamerad. »Eine sehr gute Frage sogar. Eine verdammt hervorragende Frage, wenn ich ehrlich bin.«
»Hört mal zu«, antwortete Saark und beugte sich ein bisschen vor, als wollte er ihnen etwas Vertrauliches mitteilen. »So gerne ich auch hier sitze und mit zwei ziemlich großen, aber doch recht dümmlichen Kerlen erschütternde Bonmots austausche, mit Kerlen, die beide ganz offenbar die geistigen Knallfrösche dieser ganzen Inzuchthorde hier sind, muss ich euch leider mitteilen, dass ich jetzt aufstehen und ein wenig herumschlendern muss, um mich mit den hübscheren der weiblichen Brüder einzulassen, die in dieser widerlichen Hütte voller eingeborener Affen eingesperrt sind.«
»Siehst du«, sagte der Erste. »Er macht es schon wieder. Er gibt diesen ganzen Scheiß von sich. Pferdedung, sage ich.«
»Richtig. Und er stinkt auch wie Pferdescheiße.« Dann wandte er sich an Saark. »Hörst du das, Bürschchen? Du stinkst wie Pferdescheiße.«
Saark seufzte, und es ertönte ein reißendes Geräusch. Einer der Männer stieß einen leisen Schrei aus und stand dann plötzlich stocksteif da. Saarks Augen verdunkelten sich und wirkten weniger amüsiert. Sein Gesicht und seine bunte Kleidung schienen unvermittelt auch weniger lächerlich zu sein. »Dieser kleine metallische Schwanz, den du da an deinem Bein fühlst, mein Freund – und ich bin sicher, dass du ein Mann bist, der ganz sicher einen sehr kleinen Schwanz an seinem Bein fühlt –, nun, dieser Schwanz hier jedenfalls ist die Spitze meines Rapiers. Ich möchte dir versichern, dass meine Waffe aus bestem jevaidischem Stahl geschmiedet wurde und wahrscheinlich mehr kostet als diese ganze Siedlung. Ich verbringe fast eine halbe Stunde pro Tag damit, sie zu schärfen, um auf den Moment vorbereitet zu sein, an dem ich irgendeinem ungehobelten Dorftrottel mit Segelohren eine Lektion erteilen muss. Ich rate dir, dich nicht allzu schnell zu bewegen, weil meine Schwertspitze nur ein winziges Zucken von deiner Oberschenkelarterie entfernt ist, das ist die große Hauptschlagader, die durch deine Lenden läuft und, durchschnitten, deinen armseligen Körper in weniger als zwei Minuten ausbluten lässt.« Saark beugte sich vor, seine Augen funkelten. »Ich habe achtunddreißig Männer mit diesem Schnitt getötet. Und ausnahmslos alle haben sich am Boden gewunden und gekreischt, als w ären ihre Eingeweide mit geschmolzenem Blei gefüllt. Ha st du mich klar und deutlich verstanden, du Gimpel?«
Beide Männer nickten und traten vorsichtig von dem Dandy zurück. Sie waren kreidebleich geworden.
Saark stand auf, schob sein Rapier in die Scheide und wandte ihnen verächtlich den Rücken zu. Dann sah er sich erneut im Schankraum um. Die Enttäuschung über das Angebot war ihm deutlich im Gesicht geschrieben.
Saark seufzte und schritt zur Tür. Der Rauch und vielleicht auch das Bier stiegen ihm zu Kopf. Ihm war schwindlig. Außerdem versaute er sich seine neue Garderobe mit dem schalen Gestank des Rauchschuppens eines Tabakhändlers. Er trat in die Nacht
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