Keltenfluch
davor.«
»Aber Sie nicht?«
»Nein, John, ich nicht. Ich wollte ja mehr wissen und dabei tief hinein in die Geheimnisse dieses Volkes graben. Wenn ich allerdings ehrlich bin, dann stehe ich erst am Beginn. Den großen Schritt habe ich noch nicht machen können. Das letzte Geheimnis ist mir versperrt geblieben und meine Gegner haben alles getan, dass dies auch so bleibt.«
»Wer sind Ihre Gegner?« fragte ich.
Tony Hellman hob die Schultern. »Das weiß ich nicht.«
»Die Kollegen vielleicht?«
»Um Himmels willen, nur das nicht. Sie halten mich zwar für einen Spinner und belächeln mich, wenn ich die Sprache auf die Druiden-Magie bringe, aber sie würden nicht so weit gehen und mir Böses antun. Sie haben sich auch nie direkt bei mir beschwert, sondern mehr bei meiner Freundin Cella Lintock.«
»Die ist bei Ihnen?«
»Cella hilft mir.«
»Ist sie auch Archäologin?«
»Das nicht. Sie hat ihr Studium der Geologie beendet und jobbt für einige Monate an meiner Seite. Erst im nächsten Jahr kann sie eine Stelle antreten. Sie ist allerdings sehr an meinem Beruf interessiert.«
»Weiß sie schon Bescheid, was mit Ihrer Mutter passiert ist?«
»Nein, ich habe sie noch nicht im Camp angerufen. Ich weiß auch nicht, ob ich es ihr so direkt sagen soll. Ich schrecke noch davor zurück, wenn ich ehrlich bin.«
»Macht sie im Camp weiter, und haben Sie keine Angst um sie?«
»Ja, John, ich habe Angst. Deshalb will ich auch so rasch wie möglich wieder zurück. Im großen und ganzen wissen Sie jetzt alles. Wie Sie darauf reagieren, ist Ihre Sache. Ich kann und will Ihnen keine Vorschriften machen.«
Diesmal sprach Bill. »Es ist klar, dass wir Sie nicht allein zurück nach Irland fahren lassen, Tony. Oder, John?«
»Genau.«
»Dann können wir bald los? Ohne, dass ich hier von Ihren Kollegen aufgehalten und lange verhört werde, John?«
»So ist es.«
Für eine Weile wusste er nicht, was er sagen sollte. Schließlich entspannten sich seine Gesichtszüge.
»Ich hatte eigentlich vor, morgen wieder zu fliegen…«
»Kein Problem für uns«, sagte Bill.
»Toll, danke. Aber wissen Sie schon, was Sie dort machen wollen und wie es weitergeht?«
»Nein. Wichtig ist, dass wir das Camp besichtigen und dass unsere wahre Identität geheim bleibt. Ich rede doch da in deinem Sinne, John?«
»Völlig. Wir müssen verdeckt recherchieren, und ich will auch mehr über den Mann im Sarg und dessen rätselhafte Begleiter erfahren. Meiner Ansicht nach liegt dort die Lösung.«
Tony Hellman stand auf. Er bewegte sich steif. »Ja, das kann durchaus sein. Ich jedenfalls habe eine starke Angst gespürt, als ich dem Grab zu nahe kam. Stellen Sie sich vor, Ihren Angehörigen passiert das gleiche wie meiner Mutter…«
»Das ist ein Risiko«, gab ich zu und schaute dabei Bill Conolly an, weil ich an seine Frau und seinen Sohn dachte.
Bill winkte jedoch ab. »Noch haben wir nichts getan, und vielleicht ist uns ein Erfolg gegönnt. Ich werde auf jeden Fall mitkommen. Schließlich habe ich die Sache hier angeleiert.«
Dem konnte ich nicht widersprechen. Außerdem war Bill Conolly erwachsen. Er wusste selbst, was er zu tun hatte. Er wollte sich auch um die Flüge kümmern, mich aber interessierte, wohin wir denn genau mussten. Die Antwort bekam ich von Tony Hellman. »Die Ausgrabungsstelle liegt im Norden der Insel, aber noch in der Republik Irland. Der Ort heißt Emain Macha.«
Den kannte ich nicht, auch Bill zuckte die Achseln. Das waren Dinge, die sich vor Ort klären ließen.
Tony Hellman wollte wissen, was mit seiner Mutter geschah.
»Darum werde ich mich jetzt kümmern. Kollegen von mir werden die Tote abholen.«
»Und… und… dann?« Er war plötzlich sehr aufgeregt.
»Wird alles seinen normalen Gang gehen. Ihre Mutter wird zu Scotland Yard in die Pathologie gebracht werden. Sie jedenfalls brauchen nichts zu befürchten.«
»Danke, das ist gut. Ich hatte Angst, dass ich hier festgehalten werde.« Er kam auf mich zu und starrte mich an. »Ich muss einfach hier weg, John. Es drängt mich danach, nach Irland zu kommen. Das ist wie ein Motor, der in mir läuft.«
»Gibt es dafür einen besonderen Grund?«
»Die Angst. Nicht die Angst um mich. Mir geht es einzig und allein um Cella.«
»Sie fürchten um ihr Leben?«
»Es stimmt, John.« Er war etwas unsicher. »Ich weiß auch nicht, wie ich es Ihnen erklären soll. Aber Cella ist eine starke junge Frau. Sie ist neugierig auf das Leben und auch auf meinen Beruf. Ich
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