Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keltengrab: Thriller (German Edition)

Keltengrab: Thriller (German Edition)

Titel: Keltengrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
Vom Netzwerk:
besondere Ekel, der unsere Begegnungen mit aufgedunsenen Larven begleitet. Und die Frage, die mir laut durch den Kopf hallte, war: Wovon hatte sie sich ernährt?
    Ich kam nicht dazu, die nahe liegende Antwort zu formulieren, denn ich musste die Böschung unmerklich erschüttert haben, als ich zurückzuckte, genug, damit der Beutel sich von der Erde löste, die an ihm gehaftet hatte, und in den Graben hinabrollte. Instinktiv hob ich den Fuß, damit er nicht ins Wasser fiel.
    Ich dachte, er würde beim Aufprall aufplatzen, aber er plumpste mit einem dumpfen Geräusch an die Innenseite meines Stiefels, und ich zwängte ihn gegen die Böschung. Ich entdeckte nun einen tiefen Riss auf jener Seite, die vorher nicht zu sehen gewesen war. Offenbar hatte ein Zahn der Baggerschaufel den Riss verursacht, und er legte eine Substanz mit der Farbe und Konsistenz von Räucherkäse frei.
    Dann nahm ich zu meinem Schrecken Bewegung an meinem Bein wahr und musste hilflos mit ansehen, wie das knollenförmige Ende der Kreatur nach hinten sackte. Und nun starrte ich auf etwas hinab, das ein geschrumpftes Menschengesicht hätte sein können, wäre nicht das fleischige Horn gewesen, das mitten aus der Stirn ragte, und darunter, unter einem Verschluss aus gelatineartiger Substanz, zwei Augen, die aus einer einzigen Höhle blickten.

2
     
    Ich schaute nach oben, um festzustellen, wohin Crean verschwunden war, aber alles, was ich vom Boden des Grabens aus sah, waren die Hydraulikarme des Baggers und dahinter die weiß überzuckerten Äste von Bäumen, die sich vor einer zinnfarbenen Wolke ausbreiteten wie Bronchien in einer Röntgenaufnahme der Brust.
    Aus einer Seitentasche meines Parkas zog ich einen Latexhandschuh, den ich abgestreift hatte, bevor ich die Hand der toten Frau berührte.
    »Seamus!«, rief ich, und zog den Handschuh mit einiger Mühe wieder an; meine Finger wurden allmählich steif von der Kälte. »Ich brauche Sie hier unten.« Ich würde das Geschöpf auf die Böschung hinaufheben müssen, ehe es an meinem Stiefel entlang ins Wasser rutschte.
    Ein pfeifendes Husten ließ mich wieder nach oben blicken, und da stand Crean mit einem Spaten in der Hand. »Den hatte ich beim Tor stehen lassen«, sagte er, ging in die Hocke und streckte mir das Gerät entgegen. Ich holte tief Luft, packte das Ding und legte es auf den Spaten. Ich schätzte sein Gewicht auf rund zwei Kilo, und es fühlte sich fest an zwischen meinen Händen.
    Crean hob den Spaten ächzend an und hielt ihn so weit von sich weg, wie er nur konnte. »Was mach ich jetzt damit?«
    »Legen Sie es in die Schaufel zu der Leiche, neben die Messlatte, damit ich ein Foto machen kann.« Ich begann, mich aus dem Graben zu ziehen.
    »Was, glauben Sie, ist das?«
    »Sie sagten, es ist unter ihr herausgefallen?«
    »Ja. Aber was zum Teufel ist es?«
    Du hast eine wunderbare Fantasie, Illaun. Aber halte sie im Zaum. Wie ein Mantra hatte mich dieser Spruch von der Vorschule bis zur Doktorarbeit verfolgt.
    »Ich weiß nicht … Eine Katze oder ein Hund vielleicht.« Ich wollte ihm nicht noch mehr Angst machen. Und damit meine wunderbare Fantasie nicht mit mir durchging, hatte ich mich auf die Meinung festgelegt, es müsse sich um eine Art Tier handeln.
    Crean schippte es geschickt auf die Torfscheibe neben eine rot-weiße Messlatte, die ich ungefähr parallel zum Körper der Frau gelegt hatte. Ich holte meine Digitalkamera heraus und machte ein paar Blitzaufnahmen, und als hätte ich eine Kettenreaktion in Gang gesetzt, durchschnitt ein zweites Licht den Schneefall, und seine schnellen Drehungen ließen die Flocken wie blaue Funken kreiseln. Ein Streifenwagen der Garda hielt am Tor, gefolgt von einem schwarzen Range Rover und einem weißen Kombi mit der Aufschrift TECHNISCHER DIENST. Zwei Polizisten in gelben Jacken kamen den Fußweg herab, gefolgt von einem Mann im grünen Dufflecoat und einer Anglermütze aus Tweed. Das war Malcolm Sherry, einer der drei staatlich zugelassenen Pathologen. Obwohl erst Ende dreißig, gab er sich in Auftreten und Aussehen gern wie ein Landarzt aus einer vergangenen Epoche. Die Ironie dabei war, dass ihn sein jungenhaft gutes Aussehen – runde Teddybäraugen, ein schlankes Kinn und lockiges Haar – fortwährend zu skeptischen Reaktionen, zu Widerspruch sogar, von Polizei und Rechtsexperten verurteilte, die bezweifelten, dass ein so offenkundig junger Mensch dazu in der Lage war, verlässlich die Toten zu deuten.
    Was allerdings mich betraf, war

Weitere Kostenlose Bücher