Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Keltengrab: Thriller (German Edition)

Keltengrab: Thriller (German Edition)

Titel: Keltengrab: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
Vom Netzwerk:
einem kahlen Baum, eingehüllt in eine Wolke ihres eigenen Atems. Es schneite nun heftiger, und das Nachmittagslicht begann rasch zu schwinden. Es war an der Zeit, die Leiche unter ein schützendes Dach zu schaffen. Ich konnte mich aber darauf verlassen, dass sich das forensische Team der Garda darum kümmern würde, das jede Minute eintreffen musste.
    Crean hatte seine Arbeit am Morgen mit der Rodung einer Erlenhecke begonnen, um so die gegenüberliegende Seite des Grabens zu erreichen. Dort, wo er die Büsche herausgerissen hatte, befand sich nun ein unebener Sims, etwa einen Meter vom oberen Rand entfernt und noch einmal so hoch über dem Grund des Grabens. Als Crean sich näherte, rutschte ich den Graben hinab auf den Sims und von dort weiter bis ins Wasser, das halb bis zu meinen Gummistiefeln hinaufstieg. »Wo genau ist es hingefallen, Seamus? Das Ding, das sie gehalten hat.« Ich schaute auf die andere Grabenseite hinüber, aus der er den Körper gebaggert hatte, und sah von hier aus, wie viel Material ausgehoben worden war. Weit mehr als nötig, um einen Graben zu verbreitern. Aber wahrscheinlich fing ich schon an, mir Sorgen über den Erhalt der Fundstätte zu machen.
    »Ich weiß nicht, ob sie es gehalten hat, Misses«, sagte er, als ich mich wieder umdrehte. »Es war mehr, als hätte sie die Hand danach ausgestreckt.« Crean stand auf dem Damm über mir und zündete sich nervös eine Zigarette an, der Reißverschluss seiner rot-schwarz karierten Wolljacke war trotz der Kälte offen. Die Rötung seiner Wangen, die ich ursprünglich der rauen Witterung zugeschrieben hatte, war tatsächlich seine natürliche, lebhafte Gesichtsfarbe. Mir wurde außerdem bewusst, dass ich seit meinem Eintreffen freimütig seinen Namen benutzte, während er keine Ahnung hatte, wer ich war.
    »Entschuldigen Sie, Seamus, ich habe mich gar nicht vorgestellt. Ich bin Illaun Bowe.«
    Er sah mich ausdruckslos an.
    »Ich bin Archäologin. Nachdem Sie das Besucherzentrum verständigt haben, wurde ich hierher gerufen, damit ich den Fund begutachte.«
    »Hallo, Misses Bowe.«
    Misses?
    Creans Anrede bedeutete, dass ich älter war als er, obwohl ich ihn auf Mitte dreißig geschätzt hätte, mein eigenes Alter. Übergewichtig und langsam in seinen Bewegungen, erweckte er den Eindruck, als sei er auch im Denken nicht der Schnellste, doch es beeindruckte mich, dass er nach der Entdeckung der Leiche die Arbeit eingestellt, das Besucherzentrum von Newgrange auf seinem Handy angerufen und den Kipplaster weggeschickt hatte, den er seit dem Morgen belud.
    »Also, Seamus, wo ist es gelandet?«
    »Dort«, sagte er, ging unter pfeifendem Schnauben in die Hocke und deutete.
    Ich sah nicht, worauf er deutete. Verdammt, warum kommt er nicht einfach runter und zeigt es mir?
    Dann wurde mir klar, dass er sich fürchtete.
    »Es ist da, gleich neben Ihnen … auf halber Höhe.«
    Ich beugte mich vor, um einen Klumpen Erde zu betrachten, der an der Kante des freigebaggerten Simses hing. In dem Klumpen konnte ich etwas ausmachen, das der bauchigen Form eines Lederbeutels ähnelte. Ich dachte an einen Weinschlauch, denn es wölbte sich an einem Ende und warf am anderen Falten, da, wo man ihn normalerweise zunähte. Genau wie die Leiche hatte es die Gerbsäure im Torf aufgenommen, sah aber weniger teerartig aus. Wie konnte Crean das Ding mit einer Puppe verwechselt haben?
    Ich blickte kurz nach oben, aber er war nicht mehr zu sehen. Die Baggerschaufel reichte ein Stück in mein Blickfeld, und die Hand der Frau ragte als Silhouette vor dem aschgrauen Himmel heraus und zeigte nach unten, als wollte sie mich an die richtige Stelle führen. Ich blinzelte, da sich Schneeflocken in meinen Wimpern verfingen, dann wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Behälter zu.
    Ich beugte mich tiefer hinab, um ihn zu untersuchen, als mich irgendetwas, vermutlich ein schwacher Verwesungsgeruch, erkennen ließ, dass ich die Überreste eines Tiers vor mir hatte.
    Und doch nicht ganz ein Tier, nicht vollständig ausgebildet, es sei denn – ich trat rasch einen Schritt zurück, und das, was ich sah, zwang mich zu einer absurden Schlussfolgerung: Das hier war ein zusammengerollter Kokon, und die Falten, von denen ich gedacht hatte, sie seien durch Zusammennähen aufgeworfen worden, waren eine Vielzahl von Puppengliedern.
    Die Vorstellung, eine riesige Made in einer Lederhülle könnte über Jahre hinweg im Moor herangewachsen sein, war lächerlich, und doch erfüllte mich jener

Weitere Kostenlose Bücher