Keltengrab: Thriller (German Edition)
mir der Anblick Sherrys willkommen. Ich hatte schon früher mit ihm zu tun gehabt und wusste, dass er die Bedeutung menschlicher Knochenfunde für die Archäologie richtig einschätzte.
Am Heck des Kombis sah ich drei weitere Personen, zwei Männer und eine Frau, die sich weiße Schutzanzüge aus Kunststoff anzogen.
Ich ging Sherry entgegen, um ihn zu begrüßen.
»Ah, Illaun, Sie persönlich?« Schwang da eine leichte Herablassung in seiner Stimme mit? Wahrscheinlich nicht. Seine rustikale Sprechweise stand im Einklang mit seinem Erscheinungsbild. »Womit, glauben Sie, haben wir es zu tun, mit einem unserer Urvorfahren?«
»Ich glaube, ja. Unglücklicherweise befindet sie sich nicht mehr in situ, aber sie lag unter schätzungsweise zwei Meter Morast. Das deutet auf ein ziemliches Alter hin. Und sie ist auch nicht allein.«
»Ach ja? Von zwei Toten hat mir niemand was gesagt.«
»Ich weiß nicht genau, was das andere ist. Sieht aus wie irgendein Tier.«
Sherry runzelte fragend die Stirn. »Eine Frau, die ihren Köter retten will und in ein Moorloch fällt?«
»Ein sechsbeiniger Hund? Wohl kaum.«
Sherry schaute noch zweifelnder.
Auf dem Weg zum Bagger beschrieb ich, was gerade in dem Graben passiert war. »… und das ist Seamus Crean, der Mann, der die Leiche entdeckt hat.«
»Gut gemacht, Seamus, Sie haben richtig gehandelt. Jetzt wollen wir mal sehen.«
»Es ist im Frontlader.«
Sherry ging nach vorn zu der breiteren Schaufel, dann warf er einen Blick zum Himmel. »Es ist schon sehr düster, Seamus. Und es wird eine Weile dauern, bis wir die Scheinwerfer aufgebaut haben. Könnten Sie mir diese Lampe auf dem Führerhaus nach hier unten ausrichten?«
Crean kletterte folgsam auf die Maschine.
Ein Reifenquietschen draußen auf der Straße ließ uns alle den Blick wenden. Ein silberner S-Klasse-Mercedes war in den Torweg eingebogen und steuerte auf uns zu.
Crean rief eine Warnung. »Das ist Mister Traynor, Sie sollten lieber …«
Er wurde übertönt von dem Wagen, der schlitternd zum Stehen kam und Kies verspritzte. Heraus sprang ein Mann mit dunklem, aber schon schütterem Haar, er trug einen schweren blauen Mantel, ein lavendelfarbenes Hemd und eine silberne Krawatte. Sein feistes Gesicht mit den schwarzen Bartstoppeln erinnerte im Farbton an sein Hemd, der Mund war vor Zorn nur ein schmaler Strich. »Sie halten sich unbefugt auf meinem Besitz auf. Ich möchte, dass Sie verschwinden – auf der Stelle!«
Einer der Polizisten, der die Streifen eines Sergeants trug, trat vor. »Immer mit der Ruhe, Frank. Wir untersuchen einen Leichenfund.«
»Das sind bestimmt nur uralte Überreste. Ich will, dass sie weggeschafft und woanders untersucht werden. Du wirst doch so freundlich sein, oder, Brendan?«
»Ja sicher, natürlich. Wir müssen nur das übliche Verfahren abspulen, dann sind wir dir nicht mehr im Weg – nicht wahr, Dr. Sherry?« Der Sergeant war für meinen Geschmack viel zu nachgiebig.
Sherry, der gerade einen Blick in die Baggerschaufel geworfen hatte, trat in die Runde. »Was sagten Sie, Sergeant?«
»Ich sagte gerade zu Frank …«
Traynor baute sich vor Sherry auf. »Dass Sie sofort von meinem Grund und Boden verschwinden.«
Die drei Männer standen dicht um mich herum. Nicht zum ersten Mal in meinem Leben unterhielten sich Leute, die größer als ich waren, buchstäblich über meinen Kopf hinweg. Ich nahm den starken Geruch eines Aftershaves wahr.
»Stopp!«, sagte ich laut genug, dass sie zuhörten. »Dr. Sherry und ich führen hier im staatlichen Auftrag bestimmte Verfahren durch, und zwar ungestört – so ist die Rechtslage.« Dessen war ich mir zwar keineswegs sicher, aber ich dachte, es könnte für den Augenblick genügen. Ich nickte dem Pathologen zu, den Stab aufzunehmen. Er besaß in dieser Situation mehr Autorität.
»Dr. Bowe hat völlig Recht, Mr. …?«
»Traynor. Frank Traynor.« Er musterte Sherry von oben bis unten mit unverhohlener Verachtung. »Ich wusste gar nicht, dass die Angelsaison schon angefangen hat.«
»Ich bin Malcolm Sherry, staatlich bestellter Pathologe. Und Sie sind der Eigentümer der Wiese, wie ich höre?«
»Sie haben richtig gehört.« Traynor war drauf und dran, ihn nachzuäffen.
»Dann passen Sie jetzt mal auf. Wir wissen nichts über die gefundene Leiche. Aus diesem Grund bin ich hier, insbesondere, um festzustellen, ob ein Verbrechen begangen wurde.« Er blickte Traynor ernst an, als wollte er andeuten, es könnte ihn irgendwie
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