Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kerstin Dirks & Sandra Henke - Vampirloge Condannato - 01

Kerstin Dirks & Sandra Henke - Vampirloge Condannato - 01

Titel: Kerstin Dirks & Sandra Henke - Vampirloge Condannato - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Begierde des Blutes
Vom Netzwerk:
Dingen flüchtete sie lieber, weil sie zu sensibel war, um ein Gefühlschaos zu überstehen.
    Ihre Arbeitskollegin und Freundin Sally Thomas, eine begnadete Web- Designerin, konnte das nicht nachvollziehen. „Du hast zwei Seelen in deinem Brustkorb wohnen, Schätzchen“, hatte sie mal gesagt und Tammy fiel nichts anderes ein, als zu erwidern: „Vielleicht ist mir nur noch nicht der richtige Mann über den Weg gelaufen, für den es sich zu kämpfen lohnt.“
    Dorian. In diesem Augenblick schlich er sich in ihre Gedankenwelt zurück. Es gab keine Möglichkeit, ihn wieder zu treffen, anders als bei Sophie und Jeremy. Oder doch? Immerhin wusste sie, dass er das Gestüt „Ride through time“ leitete. Es lag im gleichen Londoner Bezirk Richmond- up-Thames wie das Haus ihrer Eltern.
    Tammy stand auf und schloss das Fenster, um endlich zu schlafen. Es war schon spät und sie musste früh raus, zumal sie den Werbeslogan für „Hip Shoes“ nicht einmal ansatzweise fertig hatte.
    Sollte sie Dorian auf dem Gestüt aufsuchen? Nein! Niemals! Diese Blöße wollte sie sich auf keinen Fall geben, nicht nachdem er sie auf der Carnaby Street derart kalt abserviert hatte. Sie musste ihn vergessen! „Das wird wohl das Beste sein“, murmelte sie, als sie sich wieder ins Bett legte und die Augen schloss. Doch sie konnte nicht einschlafen. Immer wieder sah sie Dorian in ihren Träumen. Das führte sie zu Jeremys Haus in Covent Garden zurück und ihrem misslungenen Versuch, einen Fuß ins Hausinnere zu setzen.
    In den folgenden Tagen konnte Tamara auch nicht besser schlafen. Unruhig wälzte sie sich in ihrem Bett von einer Seite auf die andere, sodass Grey lieber auf dem Sessel schlief. Sie grübelte selbst tagsüber darüber nach, ob sie in dem römisch anmutendem Gemäuer wohl einen Hinweis auf Sophie oder sogar die restlichen Seiten der Memoiren finden würde. Jeremys Haus in der Ole Limpin Lane war der einzige Hinweis, den sie besaß. Und eines Tages, als Sally sie um Mitternacht mit den Worten „Willst du dein komplettes Leben hier verbringen?“, aus der Werbeagentur rauswarf, fuhr Tammy nicht zur Paddington Haltestelle, sondern stieg in die U-Bahn nach Covent Garden, bewaffnet mit der Taschenlampe des Hausmeisters der Agentur.
    Sie näherte sich unauffällig Jeremys Haus, das nun Dorian gehörte, als wäre sie eine mitternächtliche Spaziergängerin. Tammy versuchte auszumachen, ob jemand sie vom Fenster der Nachbarhäuser aus beobachtete, aber alle schienen zu schlafen. Schnell sprang sie über das kniehohe Eisentor. Wie gut, dass sie einen Minirock trug! Auch die
    36

Sandra Henke & Kerstin Dirks Begierde des Blutes
    gewürzfarbene Tunikabluse ließ ihr genügend Platz, um sich geschmeidig wie eine Katze zu bewegen. Eine Weile stand sie im Schutz der Erlen. Im Vorgarten werde ich keine Hinweise auf Jeremy und vielleicht sogar Sophie finden, rügte sich Tamara im Stillen und schlich an den steinernen Dämonen vorbei zur Haustür. Leise rüttelte sie an der Tür. Verschlossen. Natürlich! Was hatte sie erwartet? Sie verzog das Gesicht und schlich zu einem der Fenster. Sie waren alle mit Brettern zugenagelt, aber als Tammy versuchte mit der Taschenlampe zwischen dem Holz hindurch ins Hausinnere zu leuchten, sah sie, dass die Nägel rostig waren. Sie machte die Lampe aus, steckte das Ende zwischen zwei Bretter und hebelte eins der Hölzer aus der Verankerung. Der verrostete Nagel gab nach. Tammy grinste und nahm auf diese Weise die ersten drei Bretter ab. Das Glas dahinter war zerbrochen, sodass sie hineintasten und das Fenster am Griff öffnen konnte. Das Fenster ging nicht zur Seite auf, sondern sie musste es nach oben schieben. Geschickt schlängelte sie sich durch die schmale Öffnung und hoffte, dass vor dem Morgengrauen, wenn sie längst weg sein würde, niemand den Einbruch bemerkte.
    „Bin drin“, flüsterte sie stolz.
    Neugierig begann sie die Kommoden und Schränke zu untersuchen, immer bedacht darauf, mit der Taschenlampe nicht direkt auf die Fenster zu leuchten. Im Haus war es stockdunkel. Tamara stolperte über einen zusammengerollten Berberteppich und erschrak im nächsten Moment über einen mit weißen Laken bedeckten Garderobenständer. Sie gruselte sich plötzlich. Immerhin hatte hier einmal ein Vampir gelebt. Und welcher normale Mensch stellte sich Dämonenskulpturen in den Vorgarten? Die Luft im Haus war stickig, noch wärmer als draußen. Staub lag in einer dicken Schicht auf den Kisten und Truhen und

Weitere Kostenlose Bücher