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Kerstin Gier 2

Kerstin Gier 2

Titel: Kerstin Gier 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mutter-Mafia und Friends
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händchenhaltend den Film über »sanfte« Geburt anschauen, dessen Soundtrack auch aus dem Film »Kettensägenmassaker Teil 3« stammen könnte, und – ganz wichtig! – gemeinsam hecheln. Nichts, was ich sagte, konnte ihn davon abbringen.
    Da es leider noch keine Geburtsvorbereitungskurse nur für Männer gab – eine echte Marktlücke übrigens – hatte ich schließlich meine Abneigung überwunden und war mitgekommen – ihm zuliebe. Und das bereute ich jetzt schon sehr.
    »Massieren Sie vorsichtig vom Steißbein aufwärts. Versuchen Sie dabei, instinktiv zu spüren, wie viel Druck Ihrer Partnerin angenehm ist.«
    Die Hebamme hatte eine sanfte, beinahe hypnotische Stimme, und dazu kam diese monotone Entspannungsmusik vom Band, ich musste aufpassen, dass ich nicht einschlief. »Während der Wehen kann diese Massage Ihrer Partnerin große Erleichterung bringen.«
    »Sie lügt!«, flüsterte ich Anton zu. »Während der Wehen kann einem nichts und niemand Erleichterung bringen. Außer einer PDA .«
    »Psssst«, murmelte Anton und massierte mit Hingabe, instinktiv mit genau dem richtigen Druck. Anders als unser Zahnarzt, der eine Matte weiter saß und seine Frau nur mit einer Hand kraulte, während er mit der anderen sein iPhone checkte. Die Frau hieß Ellen und war einer der Gründe, warum wir Blondinen so einen schlechten Ruf haben. »Meine Gyn meint, es wird diesmal zu fünfzig Prozent ein Mädchen«, hatte sie vorhin in der Vorstellungsrunde gesagt und dramatisch geseufzt. »Wir hoffen soooooo sehr, dass sie dieses Mal Recht hat.«
    Die Welt war ja so klein. Noch eine Matte weiter stöhnte Frau Sturdgang-Manne wohlig vor sich hin. Ausgerechnet! Ihr Sohn Anakin ging mit Julius in dieselbe Klasse, und Frau Sturdgang-Manne rief ziemlich oft bei uns an, um mich in den Wahnsinn zu treiben. Ich wäre bei ihrem Anblick – instinktiv – wieder gegangen, wenn Anton mich nicht festgehalten hätte. Die Frau war die Pest. Ich war sicher, Anakin würde das früher oder später auch mal so sehen. Aber noch war er erst sechs Jahre alt und fand seine Mami toll. Wahrscheinlich auch seinen Namen. Noch.
    Unser letztes Telefongespräch hatte erst gestern stattgefunden. Ich steckte gerade mit beiden Händen in einem Hefeteig, und ich schwöre, dass er zusammenfiel, als er Frau Doppelname-Zungenbrechers Stimme hörte.
    »Er hat es schon wieder getan! So geht das wirklich nicht.«
    »Geht es wieder um Obst, Frau Sturdgang-Manne?« Wie jedes Mal, wenn ich den Namen fehlerfrei ausgesprochen hatte, atmete ich erleichtert auf. Ich hatte nämlich schreckliche Angst, aus Versehen »Stuhlgang-Panne« zu sagen. Oder zu sprechen wie Obi-Wan Kenobi.
    »Ihr Julius hat Anakin die Mango-Stücke weggegessen. Wissen Sie, wie teuer eine Flugmango ist? Eine Bio -Flugmango?«
    Ich seufzte. Das ging jetzt schon ein paar Wochen so. Anakin versuchte jeden Tag in der Pause, sein Obst gegen die Brote seiner Mitschüler zu tauschen, notfalls auch mit Gewalt. Ich war dazu übergegangen, Julius die doppelte Anzahl von Salamistullen mitzugeben, damit er nicht im Schwitzkasten Anakins Bio-Apfelschnitze in sich reinstopfen musste. Die anderen Mütter machten es genauso. Anakin war ein großes und starkes Kind, ungefähr doppelt so groß und doppelt so stark wie seine Mitschüler. Sehr gut im Futter.
    »Ich habe Ihnen doch schon mehrfach erklärt, dass Sie aufhören müssen, andere für …«, begann ich so freundlich wie möglich. Was zugegebenermaßen nicht sehr freundlich war.
    Sie ließ mich ohnehin nicht ausreden. »Aber darum geht es mir ja gar nicht! Es geht hier ums Prinzip! Julius kann und darf Anakin nicht länger die Vitamine und Ballaststoffe wegessen. Sorgen Sie dafür, dass das aufhört, oder mein Mann wird sich der Sache annehmen.« An dieser Stelle machte sie eine bedeutungsvolle Pause. »Er ist Anwalt! «
    Ich hatte leider laut lachen müssen (seit ich schwanger war, lachte ich oft über die falschen Dinge) und konnte für ein paar Sekunden nicht sprechen. Weil Frau Sturdgang-Manne, oder Frau SM , wie sie bei mir der Einfachheit halber hieß, bald darauf auflegte, konnte sie auch mein albernes: »Mein Mann ist auch Anwalt, aber ein viel besserer, ätsch«, nicht mehr hören.
    Sie war verständlicherweise genauso entsetzt wie ich, als wir uns vorhin im Eingang über den Weg gelaufen waren. Da sie kein bisschen schwanger aussah (im Gegensatz zu mir, ich sah aus, als hätte ich einen Volleyball verschluckt. Na gut, Basketball), hatte ich kurz die

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