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Kerzenlicht Für Eine Leiche

Kerzenlicht Für Eine Leiche

Titel: Kerzenlicht Für Eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Flussboot geliehen.

    »Ihr müsst die Fahrräder nur auf dem Kabinendach festzurren«, hatte Ursula zuversichtlich gesagt.
    »Und wenn ihr für den Abend irgendwo festmacht, nehmt ihr sie herunter und fahrt damit zum nächsten Pub.«
    Alles hatte so einfach und angenehm geklungen, genau wie der Urlaub auf dem Kanal selbst. Alan Markby und sie hatten vor einigen Wochen darüber gesprochen, gemeinsam Urlaub zu machen, als sie im Garten des Trout Inn in Wolvercote zusammensaßen. Auf dem Rückweg zum Parkplatz waren sie stehen geblieben und hatten die Flussboote bewundert, die am Ufer vertäut lagen. Und ohne über irgendwelche Einzelheiten zu reden, hatte es urplötzlich nach einer wunderbaren Idee ausgesehen.
    Meredith hatte noch nie zuvor ein Flussboot gesteuert. Alan hingegen war vor zwanzig Jahren mehrmals genau dieses Stück Kanal hinauf- und hinuntergefahren, mit verschiedenen hübschen und athletisch gebauten jungen Frauen, die auf dem Kabinendach sonnengebadet hatten, bereit, ans Ufer zu springen und die Schleusen zu bedienen.
    Er hatte groß und breit in Erinnerungen geschwelgt, angefeuert von einem guten Essen und ein paar Pints.
    »Ich will gar nicht so viele Einzelheiten über deine fehlgeleitete Jugend wissen«, hatte Meredith gesagt.
    »Die Frage lautet: Weißt du noch, wie man so ein Boot steuert?« Selbstverständlich wusste er es. Es war nicht schwer. Auf dem Kanal gab es eine strenge Geschwindigkeitsbegrenzung. Mehr noch, der Mann, von dem sie ihr Boot mieten wollten, hatte versprochen, ihnen jeden Trick zu zeigen. Es würde, so hatte er versprochen, nicht das kleinste Problem geben. Das Boot selbst lag gegenwärtig in Thrupp. Sie hatten es besichtigt. Es sah sehr hübsch aus, rot und grün gestrichen, mit gehäkelten Vorhängen hinter den kleinen Bullaugen oder Fenstern oder wie auch immer man so etwas auf einem Kanalboot nannte. Es besaß sogar einen kleinen Garten auf dem Dach in Form zweier Holzkisten mit Geranien darin. Dann hatte Ursula vorgeschlagen, dass sie die Fahrräder mitnahmen. Inzwischen galt die ganze Sache als abgemacht, und das, obwohl immer noch keiner von beiden eine bewusste Entscheidung getroffen hatte. Es war zu diesem Zeitpunkt gewesen, dass Meredith zu vermuten begann, alles würde sich als verhängnisvoller Fehler erweisen. Sie erinnerte sich an die unzähligen Pannen in Drei Männer in einem Boot. Schlimmer noch, das Wetter war zunehmend schlechter geworden, und es schien wieder einer dieser vollkommen verregneten Sommer zu werden. Frischlufturlaube gleich welcher Art setzten Sonnenschein voraus. Beim Tor der Pfarrei angekommen, stellte Meredith erleichtert den Fuß auf den Boden. Nach so langer Zeit führte die ungewohnte Anstrengung zu steifen Beinen, wie sie feststellte, um nicht zu sagen einem tauben Hintern. Mehr noch, an Tagen wie diesem, an denen es ununterbrochen nieselte, wurde man ziemlich nass. Falls der Regen bis zur kommenden Woche nicht aufgehört hatte, wenn sie erst auf dem Kanal waren, würde es nur noch heißen:
    »Wasser, Wasser überall …« Ihr Jahresurlaub vom Schreibtisch des Büros im Foreign Office hatte heute begonnen. Vor ein paar Monaten erst war sie auf einen Posten in der Administration versetzt worden. Ihre Erfahrung im Konsulardienst hätte sie eigentlich irgendwie darauf vorbereiten müssen, obwohl sie nicht sehen konnte, wie. In letzter Zeit hatte sie angefangen zu vermuten, dass sie irgendwann im Verlauf ihrer Karriere Mist gebaut haben musste. Sie fragte sich nur, wo. Sie hatte ihre Pflichten als Konsulin mit unbeirrbarer Entschlossenheit erfüllt. Sie hatte keinen der offensichtlichen Fehler begangen. Sie war nie bei einem offiziellen Empfang betrunken umgefallen und hatte sich auf keiner Botschaftstoilette übergeben. Sie hatte nie mit den falschen Personen geschlafen. Sie hatte nie unvorsichtig mit der Presse gesprochen. Hätte sie Veranlagung dafür gezeigt, hätte sie sich den Kopf über ihre Versetzung zerbrochen. Aber nicht in den nächsten drei Wochen. Das Vergnügen, von den Problemen anderer Menschen wegzukommen, wurde von der Aussicht auf den bevorstehenden Urlaub noch versüßt. Ein Schritt ins Ungewisse, dachte sie mit schiefem Grinsen, als sie das Rad durch das Tor und die Auffahrt zur Haustür hinaufschob. Es war dieses Gefühl und die Hoffnung, noch ein wenig mehr zu erfahren, bevor sie sich auf ein Boot wagte, die sie an diesem Morgen hierher zum Vikariat geführt hatten. Pater Holland war in unerwartete Begeisterung

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